Fußballer sind Nomaden. Je größer das Talent ist, desto stärker umwerben andere Vereine aus dem In- und Ausland die Kicker. Und immer neue Ligen kommen dazu, in denen Ausschau nach Nachwuchs gehalten wird. Relativ neu als Talentschmiede gilt dabei die türkische Liga, die Süper Lig. Einer der in der Türkei ausgebildeten Spieler, der es von Galatasaray bis in die europäischen Spitzenclubs geschafft hat, ist der 31 Jahre alte Stürmer Arda Turan. Eine Ablösesumme von 13 Millionen Euro zahlte Atletico Madrid 2011 für Turan, und vier Jahre später machte der FC Barcelona während der Transfersaison für 34 Millionen Euro den Wechsel zu Barca fest.
Das ist zwar kein Vergleich zu den rekordträchtigen 222 Millionen Euro, die Paris Saint Germain im vergangenen Sommer für den brasilianischen Superstar Neymar an den FC Barcelona bezahlt hat, aber die meisten Wechsel finden noch immer ablösefrei nach Vertragsablauf oder für deutlich niedrigere Summen statt. Seit Anfang des Jahres ist Turan an den türkischen Club Basaksehir ausgeliehen.
Der erst 21 Jahre alte türkische Nationalspieler Cengiz Ünder, der seine Karriere in der Jugendmannschaft von Bucaspor begonnen hat, ist seit Sommer 2017 als Stürmer beim AS Rom unter Vertrag. 13,4 Millionen Euro war er den Italienern wert.
Den umgekehrten Weg haben Spieler wie Gökhan Töre angetreten. Der in Köln geborene Türke, der wie etliche seiner deutsch-türkischen Kollegen zwei Pässe hat, begann seine Karriere in Leverkusen, wechselte erst nach Chelsea und dann zum HSV, ehe er zum russischen Verein Rubin Kazan ging. Inzwischen ist er bei Besiktas Istanbul im Einsatz. Damit ist er neben Güven Yalcin, Orkan Cinar und Tolgay Arslan einer von vier deutsch-türkischen Fußballern bei den Schwarz-Weißen. Als Nationalspieler ist Töre für die Türkei im Einsatz.
Töre ist nicht der einzige Kicker mit zwei Pässen, der sich auf internationaler Ebene für das Land seiner Vorfahren entschieden hat. U.a. Yunus Malli, Tolga Cigerci, Cenk Tosun haben die gleiche Entscheidung gefällt. Dazu tragen außer familiären Bindungen und Emotionen zum Teil auch die geringere Konkurrenz für die Aufnahme in den Stammkader bei.
Aber gerade bei den deutsch-türkischen Fußballern kommt immer wieder ein innerer Zwiespalt zutage, sobald der Sport politisiert wird. Die jüngsten Diskussionen um Mesut Özil, der nach einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unter heftige Kritik gekommen war, verdeutlichen das für die Sportler. Özil, der sonst als einer der Stützen der deutschen Nationalmannschaft gefeiert wurde, ist inzwischen aus Löws Team zurückgetreten. Seine Anfänge machte Özil bei Schalke 04, mittlerweile ist er in England beim FC Arsenal unter Vertrag. Bei der EM 2012 hatten zwölf deutsche Spieler ihre Wurzeln im Ausland – darunter Özil, Jerome Boateng, Ilkay Gündogan, Sami Khedira und Miroslav Klose.