Der türkische Nationaltrainer Senol Günes nahm am letzten Tag der Brand Week in Istanbul an der Podiumsdiskussion „Gemeinsame Träume entwerfen“ als Redner teil. Der Coach teilte mit den Gästen seine Aufregung bezüglich des bevorstehenden Island-Spiels in der EM-Quali am kommenden Donnerstag, den 14. November. Außerdem verriet er, dass die WM 2022 in Katar sein letztes Turnier sein könnte: „Ich weiß nicht, ob es deswegen ist, dass wir uns dem Ende nähern, aber die Aufregung, sie steigt. Wir haben die Menschen hoffen lassen und nun müssen wir dies zu einer Freude umwandeln. Wenn unsere Träume nicht in Erfüllung gehen, dann tun wir uns als Land immer schwer, damit klar zu kommen. Man muss von einem schönen Traum erst erwachen, damit man es verwirklichen kann. Wir mögen es nicht von einem Traum zu erwachen. Wir wollen, dass alles im Traum in Erfüllung geht. Das müssen wir ändern. Der Frankreich-Sieg war zum Beispiel nur für den Moment ein Erfolg. Hoffentlich schaffen wir es auch zur Weltmeisterschaft 2022. Dies wäre dann für mich das Finale.“
„Wir haben die Kreativität des Fußballs verloren“
Der 67-jährige Übungsleiter unterstrich in seinen Aussagen, dass der Fußball und der Sport im Allgemeinen als Bindeglied in der Gesellschaft dienen sollten: „Die Niederlage Galatasarays hat uns alle traurig gestimmt. Während wir einem System, das auf Passspiel basiert, hinterhergelaufen sind, haben wir die Kreativität des Fußballs verloren. Die eigentlichen Werte des Fußballs sind verloren gegangen. Wir müssen unseren Spielern und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Leider schaffen wir es nicht, einen Lionel Messi hervorzubringen. Wir müssen ein freies Umfeld schaffen, dass muss unser erstes Ziel sein. Wir sind eigentlich ein kreatives Volk. Durch Angebot und Zeit würden wir in jeder Angelegenheit erfolgreich sein.“
„Eine Nationalmannschaft auf die jeder stolz ist“
Die Nationalmannschaft hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, die vorherrschende negative Meinung der Menschen in eine positive umzuwandeln. Einen großen Anteil hierbei hat sicherlich der zweimalige türkische Meistertrainer: „Wir wollen eine Nationalmannschaft, auf die jeder Einzelne stolz ist. Wir versuchen universal zu denken und sind nicht gegen Fremde, aber schaffen es leider auch nicht selber produktiv zu sein. Klar haben wir Probleme, aber es gibt auch Lösungen. Das Ziel sollte sein, die ausgebildeten Spieler zunächst in unserem eigenen Land zu bewerten, bevor wir sie der ganzen Welt auf dem Silbertablett servieren. Fußball benötigt viel Fleiß und ist sehr schwierig. Unsere Überlegung ist, dass die Nationalmannschaft ganz oben auf der Pyramide steht. Also über den ganzen Mannschaften, damit jeder zu einem Miteinander findet.“
„Die neue Generation bildet sich besser heran“
„Die Teilnahme an der EURO 2020 wird der neuen Generation, die sich ohnehin schon besser heranbildet, den Weg öffnen. Außerdem gefällt es mir nicht zwischen den verschiedenen Städten eine gewisse Unterscheidung zu machen. Für die Entwicklung sind Wohnortwechsel erforderlich. Ich bin in Trabzon geboren, aber fühle mich in jeder Stadt der Türkei wohl. Meine Spieler genauso. Istanbul war Standort für bedeutende Spiele. Wir haben uns zum Beispiel für die WM von dort aus qualifiziert. Auch in Anatolien werden wir wieder Spiele austragen. Wir werden gemeinsam kämpfen und die Spieler werden mit den Fans die gleiche Gefühlslage haben. Wenn es zeitlich klappen sollte, wollen wir demnächst nach Diyarbakir“, so Günes über seine Gedanken bezüglich der Entwicklung der neuen Generation.
Fußball und die Wichtigkeit der Technologie
Zu guter Letzt sprach der frühere Besiktas-Coach davon, dass der Fußball sich an der Wissenschaft bedienen sollte: „Liebe ist sehr wichtig. Wir dürfen dies nicht beschmutzen. Auch im Fußball muss man die Wissenschaft zu nutzen machen. Fußball ist nun sehr industriell, wenn man hier die Technologie nicht miteinbezieht, dann braucht man keinen Erfolg zu erwarten. Geld darf im Fußball nicht der Zweck sein, aber ohne Geld läuft es nun einmal auch nicht. Aber nur mit Geld kann man auch nicht erfolgreich sein. Das sehen wir ja alle. Geist, Wissen, Liebe und Fleiß verhelfen vielen Klubs zum Erfolg. Das sollten wir uns vor Augen führen.“