Nach der desaströsen Hinrunde unter Abdullah Avci musste bei Besiktas einer her, der die Spaltung zwischen Fans, Spieler und Vorstand aus der Welt schaffen kann. Diese Person war kein Geringerer als die lebende Vereinslegende Sergen Yalcin. Allein bei seiner Unterschriftszeremonie füllten über 20.000 BJK-Fans lautstark den Vodafone Park und begrüßten ihren neuen Hoffnungsträger mit frenetischen „Sergen, Sergen“-Sprechchören. Und die Veränderungen machten sich sofort bemerkbar. Die Fans haben wieder Spaß am Besiktas-Fußball. Trotz des hohen Altersdurchschnitts schaffen es die Spieler die Pressingvorgabe von Yalcin umzusetzen, auch die Defensive wirkt sicherer. Das weiterhin bestehende Problem ist allerdings die Produktivität vor dem gegnerischen Tor. Trotz zahlreicher Chancen schaffen es die “Schwarzen Adler” nur schwer Tore zu erzielen.
Yalcin ist sich der Verantwortung bewusst
Der 47-Jährige trägt eine schwere Last auf den Schultern und ist sich dessen auch bewusst. Scheinbar kommt er aber ganz gut damit zurecht. Im Interview mit der türkischen Tageszeitung „Milliyet“ erklärt Yalcin: „Die Message, die mir die Fans nach der spektakulären Unterschriftszeremonie vermittelten war, dass ich Verantwortung übernehmen muss. Mein Trainerteam und ich versuchen herauszufinden, wie wir es schaffen, dass Besiktas noch besser wird. Um ehrlich zu sein haben wir eine tolle Stimmung entwickelt. Während der fußballfreien Zeit haben wir mit dem Vorstand einen kurzfristigen und langfristigen Plan ausgearbeitet.“
„Ich bin keine 25 mehr”
Auf die Kritik seitens der Medien, dass er immer noch nicht erfahren genug sei, entgegnete der frühere Fußballprofi gelassen: „Als ein 47-Jähriger, der bei vielen Klubs als Trainer gearbeitet und hierbei auch noch erfolgreich war, kann ich dazu nur sagen: Ich bin immer offen für Kritik. Wer möchte kann auch meine Telefonnummer ausfindig machen und mir per Telefon eine Frage stellen. Die Medien sind genau wie wir ein wichtiger Bestandteil dieses Geschäfts. Aber wenn Kritik kommt, dann bitte nur zu meiner Performance als Coach. Es sollte nicht mehr darüber gesprochen werden, was ich mit 25 Jahren gemacht habe. Jeder Mensch hat in seiner Jugend sowohl richtige als auch falsche Dinge gemacht. So ist nun mal das Leben. Aber meine Fußballerkarriere gehört mit seinen positiven und negativen Seiten der Vergangenheit an. Ich habe nun als Coach eine ganz neue Seite aufgeschlagen und bin keine 25 mehr.“
Kritik an Karius zu hart
Des Weiteren äußerte sich der 41-malige Nationalspieler der Türkei zur Thematik um Loris Karius, der vor ein paar Tagen seinen Vertrag mit den Schwarz-Weißen einseitig aufgelöst hat: „Karius wäre ohnehin zum Saisonende gegangen. Auch wenn wir gewollt hätten, dass er bleibt, hätten wir uns die Kaufoption nicht leisten können. Ich fand die Kritik an seiner Person teilweise zu hart. Er hat diesem Klub gedient und war unser Spieler. Wir dürfen unsere Spieler nicht so in die Mangel nehmen. Immerhin hat Karius in Liverpool gespielt. Wenn man ein Tor kassiert, dann hat man im gesamten Abwehrverbund einen Fehler gemacht. Genau dasselbe gilt auch beim Toreschießen. Ich möchte niemals, dass meine Spieler schlecht dargestellt werden.“
Antwort auf die Torwartfrage
Zuletzt deutete Yalcin an, wer die neue Nummer 1 bei den „Schwarzen Adlern“ sein könnte: „Wir haben mit Utku Yuvakuran und Ersin Destanoglu sehr talentierte Keeper im Kader. Sie sind gute Torhüter, aber das Training kann kein Maßstab sein. Wir müssen sie sehen, wenn sie spielen. Auch sie möchten die Chance, die sich ergeben hat, nutzen. Unser erstes Ziel ist die beiden für uns zu gewinnen. Wenn sie gute Leistungen abrufen sollten, könnten wir nächste Saison auch ein Risiko eingehen. Es liegt nun in ihrer Hand. Ich glaube an die beiden. Des Weiteren hatte ich gesagt, dass wir 5-6 Spieler aus der Jugend in die erste Mannschaft integrieren müssen. Es ist aber wichtig, dass sie zum richtigen Zeitpunkt auf dem Platz stehen. Natürlich wird es auch erfahrene Kicker geben. Ein gesunder Mix sollte dazu führen, dass wir die Jungs für uns gewinnen.“ Zu Oguzhan Aydogan, der beim FC Schalke 04 und Borussia Dortmund in der Jugend ausgebildet wurde, sagte Yalcin: „Aktuell kann ich nichts dazu sagen, da ich ihn nicht spielen gesehen habe. Er wird ab sofort mit uns trainieren. Wir werden ihn beobachten. Wenn er uns weiterhelfen sollte, dann steht einem Verbleib nichts im Wege.“