Vom Gentleman in Europa zum Sorgenfall in Istanbul
Orkun Kökcü galt bei Feyenoord Rotterdam und Benfica Lissabon als Inbegriff der Ruhe und als Spieler mit ausgeprägtem Fairplay-Image. Der türkische Nationalspieler, der sich in Europa mit seiner Übersicht, seinem Passspiel und seiner abgeklärten Art einen Namen gemacht hatte, erlebt nun bei Besiktas die wohl frustrierendste Phase seiner Karriere. Sein Wechsel in die Trendyol Süper Lig verlief sportlich und emotional deutlich stürmischer als erwartet, die jüngsten Platzverweise und die wachsende Kritik machen die Situation für den 24-Jährigen besonders belastend.
Rote Karte im Derby gegen Fenerbahce als Wendepunkt
In der elften Spielwoche der Trendyol Süper Lig empfing Besiktas im Tüpras-Stadion den Istanbuler Rivalen Fenerbahce. Die Schwarz-Weißen lagen in der ersten Halbzeit bereits mit 2:0 in Führung und schienen den Derbyabend im Griff zu haben, als sich die Partie komplett drehte. Nach einem harten Einsteigen gegen Edson Alvarez sah Kökcü die Rote Karte und ließ seine Mannschaft ab diesem Moment in Unterzahl zurück. Fenerbahce nutzte die Situation eiskalt aus, glich noch vor der Pause zum 2:2 aus und drehte die Partie schließlich mit dem Tor von Jhon Duran in der 83. Minute in ein 3:2. Die Aktion von Kökcü wurde danach als einer der Schlüsselmomente dieser Derby-Niederlage bewertet.
273 Spiele, nur eine Rote – Kökcüs Fairplay-Vergangenheit
Gerade dieser Platzverweis wiegt so schwer, weil die Karriere von Orkun Kökcü bislang von bemerkenswerter Disziplin geprägt war. In seiner Zeit bei Feyenoord absolvierte er 175 Pflichtspiele, beim portugiesischen Topklub Benfica kamen weitere 98 Einsätze hinzu – insgesamt also 273 Partien auf höchstem Niveau. In all diesen Spielen sah der Mittelfeldspieler nur eine einzige Rote Karte. Diese datiert aus der Saison 2020/21, als Kökcü am neunten Spieltag der niederländischen Eredivisie im Duell mit Fortuna Sittard des Feldes verwiesen wurde. Über Jahre festigte er damit das Bild eines ruhigen, kontrollierten Spielmachers, der selten negativ auffällt.
Die härteste Phase seiner Karriere bei Besiktas
Mit seinem Wechsel zu Besiktas hat sich dieses Bild jedoch spürbar verschoben. Ausgerechnet in Istanbul geriet das Fairplay-Image des 24-Jährigen ins Wanken. In der laufenden Süper-Lig-Saison wurde Kökcü bereits zweimal mit Rot vom Platz gestellt – unter anderem im Derby gegen Fenerbahce und im Spiel gegen Basaksehir, als er in der Nachspielzeit (90.+8 Minute) mit einer Roten Karte bestraft wurde. Hinzu kommt eine Gelbe Karte im Derby gegen Galatasaray sowie eine weitere Verwarnung in den Qualifikationsspielen zur UEFA Europa League und zur Conference League, in denen er fünfmal im schwarz-weißen Trikot auflief. Aus einem einstigen Gentleman ist binnen weniger Monate einer der meistdiskutierten Profis der Liga geworden.
Die meisten Roten der Süper-Lig-Saison
Ein Blick auf die bisherige Saison unterstreicht die Dimension der Entwicklung. In den ersten elf Spieltagen der Süper Lig zeigten die Schiedsrichter insgesamt eine hohe Zahl an Feldverweisen, darunter sowohl doppelte Gelb-Rote Karten als auch direkte Rote Karten. An der Spitze der meistbestraften Profis steht aktuell Kökcü, der mit zwei Roten Karten der Spieler ist, der in dieser Saison am häufigsten vom Platz gestellt wurde. Damit ist sein Name in einer Statistik ganz oben, mit der er in seiner bisherigen Laufbahn nie in Verbindung gebracht wurde – ein weiterer Beleg dafür, wie heftig die Anpassungsphase bei Besiktas ausfällt.
Saubere Bilanz im Trikot der Nationalmannschaft
Kontrastiert wird diese Entwicklung durch seine Rolle in der türkischen Nationalmannschaft. Für die Auswahl seines Landes absolvierte Kökcü bislang 45 Länderspiele und brachte es auf drei Tore und acht Assists. Auffällig: In all diesen Partien sah er keine einzige Rote Karte und wurde lediglich achtmal mit Gelb verwarnt. Die Diskrepanz zwischen der aktuellen Situation bei Besiktas und der weiterhin stabilen Bilanz im Nationalteam unterstreicht, dass es sich bei seinen jüngsten Ausrutschern eher um eine Form- und Druckphase als um eine grundlegende Charakterveränderung handeln dürfte.
Zwischen Erwartungsdruck und Anspruch beim Besiktas-Leader
Zu Beginn der Saison wurde Kökcü als einer der wichtigsten Transfers von Besiktas präsentiert. Im Tüpras-Stadion feierte er vor Tausenden Fans eine große Unterzeichnungszeremonie, später wurde er sogar zum Mannschaftskapitän befördert. Auf dem Platz konnte er in der Süper Lig mit drei Assists in zehn Spielen zumindest punktuell Akzente setzen, die hohen Erwartungen an einen Leader im Mittelfeld hat er jedoch noch nicht erfüllt. In den fünf Einsätzen in der Qualifikation zur UEFA Europa League und zur Conference League blieb er ohne Torbeteiligung. So steht Kökcü in Istanbul zwischen großem Anspruch und harter Realität – und muss nun den Spagat schaffen, sein Spiel zu stabilisieren, den Emotionen eine Grenze zu setzen und zu der Ruhe zurückzufinden, die ihn bei Feyenoord, Benfica und der Nationalmannschaft ausgezeichnet hat.

									 
					

3 Kommentare
Orkun braucht nach dem gestrigen Tag höchstwahrscheinlich ein Therapeuten. Er will unbedingt es bei seinem Kindheitsverein schaffen, aber die Angst, dass er verkackt wird immer bei jedem Fehler größer und das Hemmt ihn immer mehr und mehr. Wenn man etwas unbedingt machen will, aber zuviel Angst hat, ist dass meistens kontraproduktiv und man vergeigt es eher. Es ist auf jeden Fall eine schwierige Phase in der sich Orkun persönlich befindet.
Hier ist eigentlich das Team gefragt, die ihm sein Rücken stärken und alles für ihn geben müssten. Leider macht das keiner. Heute ist Orkun der Buh-Mann. Ein Spiel davor war es Abraham der Verteufelt wurde, und davor war es Mert und davor war es Jurasek usw…Fehler passieren, aber wie kann man immer direkt so schnell aufgeben. Vor ca 3 Jahren haben wir 3 Dinger Fener geballert mit 10 Mann und heute schaffen wir es nicht eine 2-0 Führung über die Bühne zu bringen und das generell auch gegen die kleineren Teams. Einfach eine tote Mannschaft die Null Selbstbewusstsein, Ehrgeiz und Ambitionen hat. Teamchemie ist einfach auf Zero – Null. Und an das Meiste ist Serdar Adali schuld, aber zu dem komme ich nochmal hier zu sprechen.
55 Millionen Euro Ablöse für Flopkun und Kerem. Benfica hat FBJK richtig ANALysiert 😂
Napoli und osimhen haben euer budget gesprengt von was redest? Mal dir feine rosa rote welt weiter in beyoglu wo du dich nachts immer rumtreibst du transe