Am letzten Sonntag schlug Besiktas seinen Mitkonkurrenten MKE Ankaragücü auswärts mit 3:2. Die Tore der Partie erzielten die Neuzugänge Jackson Muleka, Dele Alli sowie Georges-Kevin N’Koudou. Überschattet wurde das Spiel allerdings durch einen Ankaragücü-Zuschauer, der am Ende der Begegnung auf das Spielfeld lief und die Besiktas-Akteure Salih Ucan und Cenk Tosun versuchte zu attackieren. Der Übeltäter konnte zwar letztendlich durch die Ordner gebremst werden, doch war es eigentlich Josef de Souza, der diesen festhielt, um ihn vor weiteren Angriffen zu hindern und seine Mitspieler zu schützen. Dies hatte zur Folge, dass der Brasilianer von Mete Kalkavan nach Spielschluss die Rote Karte erhielt. Nach dem Spiel waren sowohl die Besiktas-Anhänger als auch der Besiktas-Vorstand entsetzt über diese Schiedsrichter-Entscheidung und forderten vom Schiedsrichterausschuss die Annullierung dieser Roten Karte.
Trotz dieser Forderungen wurde die Entscheidung des Schiedsrichters seitens des Schiedsgerichts des türkischen Fußballverbands TFF bestätigt und der Brasilianer für ein Spiel gesperrt. Auf einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag bezog der Besiktas-Mittelfeldspieler zum Teil unter Tränen Stellung dazu.
Josef de Souza zu den Vorkommnissen
„Zunächst möchte ich mich bei meinem Klubpräsidenten und unseren Fans bedanken, die mich in den letzten Tagen so großartig unterstützt haben. Das hat mir wirklich sehr viel bedeutet. Ich hatte eine sehr schwierige und traurige Woche. Ich war lange Zeit nicht auf dem Platz und vier Spiele lang nicht bei der Mannschaft. Ich bin früher als erwartet zur Mannschaft zurückgekehrt, um sie zu unterstützen, indem ich Tag und Nacht gearbeitet habe. Ich habe meiner Mannschaft geholfen, ich habe auch dem Schiedsrichter während des Spiels geholfen. Die Ereignisse, die wir alle kennen, sind eingetreten. Obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt normal verhalten habe, wurde ich mit einem Spiel Sperre bestraft. Ich habe eine Rote Karte erhalten, darüber bin ich maßlos enttäuscht. Im Leben bedeutet das, was man tut, manchmal mehr als das, was man sagt. Ich bin ein solcher Mensch: Ich zeige meinen Charakter durch mein Handeln, durch das, was ich tue. Wie Sie alle wissen, fand in der vergangenen Woche ein Treffen mit Trainern, Fußballern und Präsidenten statt. Es wurden Botschaften der Einheit und Solidarität verkündet. Wir haben Botschaften gegen Gewalt verbreitet, was sehr richtig und wichtig war. Aber in der Situation, in der wir uns befanden, habe ich dem Schiedsrichter geholfen. Ich habe den Schiedsrichter geschützt und deshalb habe ich eine unfaire Strafe erhalten. Die Tatsache, dass es sich bei dieser Strafe um ein Spiel handelt, ist nicht sehr wichtig.
[…] Die eigentliche Frage ist, warum die Strafe ausgesprochen wurde, warum eine solche Strafe generell ausgesprochen wird. Ich weiß, dass ich dort zu 100 Prozent richtig reagiert habe. Ich weiß, dass ich meine Freunde geschützt habe. Der Verband hätte mir eine Strafe von fünf Spielen geben können, aber das Hauptproblem ist, dass ich nicht akzeptieren kann, dass ich wegen einer solchen Aktion bestraft wurde. Deshalb bin ich enttäuscht und verärgert. Ich möchte eine Frage an die Öffentlichkeit stellen: Leider ist auf dem Spielfeld ein sehr schlimmer Vorfall passiert. Stellen wir uns diesen Vorfall einmal so vor: Wenn der Fan, der zu diesem Zeitpunkt das Spielfeld betrat, Cenk oder Salih verletzt hätte, wenn er eine Waffe in der Hand gehabt hätte, um ihn zu verletzen. Wenn diese Spieler oder einer von uns verletzt gewesen wären, wenn einer von uns verletzt gewesen wäre, hätte man mich dann trotzdem gesperrt? [… Ich liebe dieses Land sehr. Dieses Land ist vielleicht das Land, das mir alles gegeben hat. Ein Land, das mir erlaubt, mich als Fußballer und als Mensch zu verwirklichen. Ich liebe das türkische Volk, vor allem die Besiktas-Fans. Ich liebe generell alle türkischen Fans. Ich habe gewisse Bedenken wegen dieser Ungerechtigkeit. Das ist sehr menschlich. Ich habe hier sehr große Träume. Ich träume davon, andere Dinge im türkischen Fußball zu tun. Ich werde sie nicht aufgeben, aber es macht mich und meine Familie in gewisser Weise traurig, dass dies geschieht, während ich hier so viel Liebe empfinde. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben, ich bin insbesondere meinem Verein dankbar. Ich überlege phasenweise das Land in der kommenden Saison zu verlassen, wenn sich die Gegebenheiten nicht ändern sollten. Dieser Gedanke macht mich unfassbar traurig.“Über einen Social Media-Post hat Josef de Souza nach der Pressekonferenz erklärt, dass er die Türkei nach dieser Saison verlassen werde, da er eigenen Angaben zu Folge nicht mehr in einer Liga aktiv sein möchte, in der die „Sicherheit nicht gewährleistet“ sei.