Im vergangenen September wollte Josef de Souza noch einmal ein Abenteuer in Istanbul angehen. Der 31-jährige Mittelfeldspieler wechselte ablösefrei von Al-Ahli Dschidda zu Besiktas. Zwei Jahre zuvor war er vom Stadtrivalen Fenerbahce für stolze zwölf Millionen Euro zu den Saudis gewechselt. Wegen ausstehenden Gehaltszahlungen hatte er sein Arbeitspapier bei Al-Ahli aufgelöst. So war der Wechsel an den Bosporus erst möglich geworden. In nur 14 Spielen ist der aus Rio de Janeiro stammende Profi schnell zum Fanliebling der „Schwarzen Adler“ avanciert. Die BJK-Anhänger werden es gerne hören, dass nur noch elf Spiele fehlen bis sich der Vertrag des Brasilianers um ein weiteres Jahr verlängert. Am gestrigen Montagabend beantwortete der dreifache Auswahlspieler der „Selecao“ auf seinem privaten Instagram-Account die Fragen der schwarz-weißen Fans. Souza über…
… den Derbysieg gegen Galatasaray:
„Ich bin kein Spieler, der viele Tore schießt. Dementsprechend bin ich sehr aufgeregt und freue mich umso mehr, wenn ich mal treffe. Im Endeffekt war es ein Derby gegen Galatasaray. Der Ball kam zu mir und ich habe in solchen Begegnungen die Eigenschaft, dass ich noch mehr Selbstvertrauen an den Tag lege und etwas riskiere. Ohne lange zu zögern habe ich dann sofort geschossen und es war für mich etwas sehr Besonderes durch meinen Treffer in Führung zu gehen. Interessant ist die Tatsache, dass ich den gleichen Treffer bereits zwei Tage zuvor im Training erzielt habe. In Derbys entscheiden kleine Details. Ich sehe Derbys als eine Art Schlachtfeld und Krieg an. So konzentriere ich mich auf einem ganz anderen Level als sonst vor Spielen. Normalerweise spreche ich mit meiner Frau Danielle nicht über bevorstehende Partien. Aber am frühen Derbymorgen zeigte meine Frau mir den Schnee und unseren Pool. Daraufhin habe ich ihr versprochen, dass wenn wir siegen sollten, ich am Abend in den Pool springen werde. Und wenn ich ein Tor erzielen sollte sogar zehn Minuten im Pool verbringen werde. Natürlich habe ich dann mein Versprechen auch eingehalten.“
… sein Vorbild Atiba Hutchinson:
„Bereits zu Fenerbahce-Zeiten hatte ich Atiba sehr bewundert. Ich habe sogar einst gedacht, dass er 25 beziehungsweise 26 Jahre alt wäre. Bei Besiktas verbringe ich nun jeden Tag mit Atiba. Ich bewundere ihn auch weiterhin, dass er in dem Alter noch so eine Leistung abrufen kann. Er ist für mich ohne Zweifel ein Vorbild. Ich würde gerne eines Tages in seinem Alter auch solch eine Performance abliefern. Nebenbei bemerkt wäre es ein Traum bis 40 zu spielen. Wenn ich kein Mittelfeldspieler wäre, hätte ich womöglich auch in der Innenverteidigung gut gespielt. Besonders durch meine Größe und das Passspiel sollte mir das gelingen. Ich plane in fünf Jahren in die Innenverteidigung zu rücken, damit ich bis 40 spielen kann. Zurück zum Thema: Nicht nur für mich, sondern für die ganze Mannschaft dient Atiba als Vorbild. Des Weiteren ist es auch sehr erfreulich, dass ich nicht nur mit Atiba, sondern auch mit allen anderen Mittelfeldspielern sehr gut auskomme. Egal ob Necip Uysal, Dorukhan Toköz, Oguzhan Özyakup oder Bernard Mensah. Durch diese Harmonie gelingt es uns, um den Titel zu spielen.“
… Besiktas und die Youngsters Destanoglu und Yilmaz:
„Als ich bei Fenerbahce unter Vertrag stand war Besiktas wie eine Nationalmannschaft. Sie hatten qualitativ sehr gute Spieler. Um ehrlich zu sein, hatten sie einen viel besseren Kader als wir. Auch deswegen habe ich vor den Spielen mit Besiktas stets meinen Teamkollegen gesagt, dass wir noch mehr Einsatz zeigen müssen. Damals waren die aufregendsten und chaotischsten Aufeinandertreffen die mit Besiktas. Ich erinnere mich auch noch an die UEFA Champions League-Begegnung von Besiktas gegen Benfica. Das Spiel ging 3:3 aus, aber es war unglaublich die Unterstützung der Fans zu sehen, wie sie ihre Mannschaft getragen haben als sie mit 0:3 zurücklagen. Dies hat bis heute noch Spuren bei mir hinterlassen. […] Von den jüngeren Spielern im Team gefallen mir Ersin Destanoglu und Ridvan Yilmaz sehr gut. Ridvan ist qualitativ ein sehr guter Spieler und hat noch eine große Karriere vor sich. Zudem ist er auch im Kopf sehr reif. Beide werden dem Klub viele Jahre helfen.“
… Ex-Klub Fenerbahce und den Wechsel zu Besiktas:
„Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bezüglich der Anfangszeit bedenken hatte. Insbesondere nach dem Vorfall mit Ricardo Quaresma hatte ich gedacht, dass ich Probleme mit den Fans bekommen werde. Auch habe ich gedacht, dass mich die Fenerbahce-Fans kritisieren werden. Ich bin zu Besiktas gekommen, um mir und dem türkischen Fußball etwas zu beweisen. Es ist sehr schön, dass ich mir den nötigen Respekt der Besiktas-Fans erarbeiten konnte. Als ich den Vertrag unterzeichnete, hätte ich negative Aussagen bezüglich Fenerbahce machen können, um den Fans etwas zu beweisen. Dies entspricht aber nicht meinem Charakter. Ich wollte durch gute Leistungen auf dem Platz auf mich aufmerksam machen und die Zuneigung der Fans bekommen. Zumal ich auch nie ein schlechtes Wort über meine bisherigen Arbeitgeber von mir gab, da ich alle sehr respektiere.“
… das Foulspiel gegen Lemos im Fenerbahce-Derby:
„Wie ihr bereits wisst, ist das Foulspiel von mir an Mauricio Lemos im Derby sehr lange Gesprächsthema gewesen. Die Leute haben aufgrund des härteren Einsteigens gemeint, dass ich Lemos das Bein brechen wollte. Es war keineswegs meine Absicht Lemos in irgendeiner Art und Weise zu verletzen. Es war die zweite oder dritte Minute der Nachspielzeit und ich war bereit alles zu machen, damit sie nicht noch einen Angriff starten können. Vielleicht wäre der Ball dann vor unser Tor gekommen und sie hätten den Ausgleich erzielt. Ich bin ins Risiko gegangen und hätte vielleicht auch eine Rote Karte bekommen können. Aber in dem Moment war mir der Sieg wichtiger als ein Platzverweis. Für mich wäre das kein Problem gewesen. Als ich nach der Begegnung erfuhr, dass er zwei bis drei Wochen nicht spielen kann, habe ich ihn angerufen. Ich entschuldigte mich und er nahm es auch an. Das Leben geht weiter.“
Ein Kommentar
„Als ich den Vertrag unterzeichnete, hätte ich negative Aussagen bezüglich Fenerbahce machen können, um den Fans etwas zu beweisen. Dies entspricht aber nicht meinem Charakter. Ich wollte durch gute Leistungen auf dem Platz auf mich aufmerksam machen und die Zuneigung der Fans bekommen. Zumal ich auch nie ein schlechtes Wort über meine bisherigen Arbeitgeber von mir gab, da ich alle sehr respektiere.“
Sehr starkes Statement!
Da können sich echt eine Menge Spieler ein Vorbild nehmen…allen voran solche Knalltüten wie Tolgay Arslan und Ryan Babel.