Hannover 96-Cheftrainer Kenan Kocak, der in den letzten neun Wochen mit sechs Siegen in der 2.Bundesliga auffiel, gab gegenüber der Nachrichtenagentur Demirören Haber Ajansi (DHA) ein Interview. Der 40-Jährige betonte, dass vier wichtige Spieler im Sommer gewechselt seien und seine Mannschaft die Transferperiode nicht gut überstanden habe. „Wir haben im Sommer vier wichtige Spieler verloren. Sie sind zu größeren Mannschaften gewechselt. Aufgrund der Corona-Situation konnten wir die Transferperiode nicht gut überstehen. Wir haben das Team jedoch mit einer neuen Strukturierung soweit gebracht. Es ist ein großer Erfolg des Teams. Wir müssen glücklich sein, dass wir mit unseren eigenen Spielern gutes Geld verdienen konnten“, erklärte Kocak.
„Es ist egal, wer der Gegner ist“
Kocak wies darauf hin, dass Hannover 96 mit seinem offensiven Fußball zu den Mannschaften gehört, die in der Liga die wenigsten Gegentore kassiert haben: „Angriff ist die beste Verteidigung. Das ist meine Philosophie. Wir üben großen Druck in der gegnerischen Spielhälfte aus und versuchen, ihnen so wenige Chancen wie möglich zu geben. Es ist egal, wer der Gegner ist, denn wir werden weiterhin unser eigenes Spiel spielen.“ Des Weiteren ging Kocak auf Mehmet Ekici ein, der nach seinem Abgang von Fenerbahce für eine Zeit lang bei Hannover 96 trainierte. „Ekici ist ein guter Spieler und eine wertvolle Persönlichkeit. Es gab ein Treffen zwischen dem Verein und seinem Manager, jedoch lagen die Vorstellungen beider Seiten weit auseinander. Weitere Informationen habe ich nicht.“ Der 30-jährige offensive Mittelfeldspieler ist weiterhin vereinslos und besitzt einen Marktwert von 400.000 Euro. Zuletzt wurde er mit dem Drittligisten Türkgücü München in Verbindung gebracht.
Interesse an Spielern aus der Türkei
Kocak, der gebürtig aus Kayseri stammt, erinnerte außerdem daran, dass er bereits mit Patrick Twumasi und Baris Basdas zwei Spieler aus der Türkei verpflichtete: „Twumasi und Basdas konnten sich leider noch nicht vollständig eingewöhnen und sich anpassen. Sie sind in eine starke Liga gewechselt und benötigen noch Zeit.“ Dass der niedersächsische Verein schon immer mit türkischen Spielern zusammengearbeitet hat, ist kein Geheimnis. Spieler wie Mevlüt Erdinc, Kenan Karaman, Ceyhun Gülselam und Deniz Kadah haben in ihrer Profi-Karriere bereits für Hannover 96 gespielt. Das Interesse an Spielern aus der Türkei gab es bei „den Roten“ somit schon immer.„Natürlich verfolgen wir aktuell noch Spieler aus den türkischen Ligen. Es wäre jedoch falsch von mir Namen zu nennen. Wenn wir dies tun, wecken wir unsere Konkurrenten.“ Außerdem sprach er über einen möglichen Wechsel von Serdar Dursun vom Ligakonkurrenten SV Darmstadt 98, welcher ebenfalls mit der Süper Lig in Verbindung gebracht wurde: „Dursun hat einen anständigen Charakter. Er hat seinen großen Durchbruch in Deutschland geschafft und ist ein echt guter Stürmer. Jedoch läuft sein Vertrag im Sommer bei den Darmstädtern aus. Für solch ein qualitativen Spieler halten wir unsere Türen immer offen.“
„Ich habe Angebote aus der Türkei vorliegen“
Der junge Trainer ist bekannt für seine aggressive und offensive Spielweise. Mit zehn Siegen, zwei Remis und acht Niederlagen steht sein Verein mit 32 Punkten auf dem sechsten Platz der 2.Bundesliga. Der Abstand zum Erstplatzierten HSV liegt lediglich bei neun Punkten, somit ist der Aufstieg in die erste Bundesliga kein weit entferntes Ziel. Den dennoch schwierigen Start in die Saison erklärt Kocak wie folgt: „Die Vorbereitungen im Sommer haben wir mit 13-14 Spielern begonnen. Auf dem Weg zur Umstrukturierung haben wir wichtiger Spieler des Teams verloren und unsere Transfers zu spät getätigt. Wir wussten, dass eine schwierige Zeit auf uns zukommen würde. Trotz allem haben wir danach gute Arbeit geleistet.“ Das Interesse von türkischen Klubs hat der 40-Jährige nicht verneint, ohne dabei auf Details einzugehen. „Als professioneller Trainer respektiere ich meine Kollegen und deshalb würde ich nie sagen, von welchem Klub ich Angebote erhalten habe. Mit der Zeit erhalte ich immer wieder Offerten aus der Türkei. Wir setzen uns hin und tauschen Ideen aus. Da die Türkei mein Heimatland ist, würde ich gerne dort arbeiten wollen. Was die Zeit jedoch mit sich bringt, kann ich nicht vorhersagen“, erklärte er gegenüber der DHA. Kocak besitzt noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023 bei den Hannoveranern.
Lobeshymnen an Mesut Özil und Ozan Kabak
Im weiteren Verlauf des Interviews bewertete Kocak die Transfers von Mesut Özil zu Fenerbahce und Ozan Kabak zu Liverpool. Seine Faszination und Begeisterung für Özil zeigte der Hannover-Trainer mit den Worten: „Mesut Özil ist ein Transfererfolg. Ich gratuliere dem Präsidenten Ali Koc, dem Verwaltungsrat und dem Sportdirektor Emre Belözoglu für diesen Transfer. Özil ist kein normaler Spieler, er ist ein großartiger Spieler, der bereits bei Real Madrid, beim FC Arsenal und bei der WM mit der deutschen Nationalmannschaft überzeugen konnte. Er wird einen großen Beitrag für Fenerbahce und den türkischen Fußball leisten.“ Zum Transfer von Kabak zum FC Liverpool sagte Kocak, dass Jürgen Klopp Kabak zu einem noch besseren Fußballer machen werde: „Obwohl es bei Schalke nur noch bergab geht, konnte Kabak zum Liverpool wechseln. Das zeigt uns seine Qualität in diesem Alter. Mit einem der besten Trainer der Welt an seiner Seite wird Ozan noch besser. Dieser Transfer ist sowohl für Ozan als auch für die Türkei von großer Bedeutung.“
„Kleine Details im Meisterschaftsrennen sind sehr entscheidend“
Zuletzt ging Kocak noch auf das Meisterschaftsrennen in der Süper Lig ein und bewertete die Situation: „Es ist momentan sehr schwierig, etwas dazu zu sagen. Zurzeit gibt es auch keinen Favoriten und es sieht so aus, als würde das Rennen vorerst so weitergehen. Alles kann noch passieren. Kleine Details im Meisterschaftsrennen sind sehr entscheidend. Möge diejenige Mannschaft, die es verdient, gewinnen.“
2 Kommentare
Kenan Kocak: „Angriff ist die beste Verteidigung“
Das stimmt allerdings. So und nicht anders.
Ist zwar schön, dass Ozan nun bei Liverpool ist. Aber viel wichtiger ist es, dort mit guten Leistungen zu überzeugen und langfristig zu bleiben. Hoffentlich schafft er das!