Trabzonspor-Star Marek Hamsik stellte sich dem vereinseigenen Magazin zum Interview. Dabei ging es vor allem um seine zwölfjährige Karriere beim SSC Neapel, den Hintergrund des Wechsels zu Trabzonspor sowie Fragen zum italienischen Fußball und seinen privaten Interessen. Der Slowake möchte wie zuvor seine Landsleute einen guten Eindruck in Trabzon hinterlassen und freut sich bei einem Verein zu spielen, der von der Kultur her seinem Ex-Arbeitgeber Neapel gleicht. Der Mittelfeldspieler spricht außerdem noch über die türkischen Städte, die er unbedingt besuchen will und freut sich auf die Duelle gegen die Erzrivalen aus Istanbul.
„Mein Großvater hat mir die Richtung vorgegeben“
Zu den Fragen, wie seine Fußballerkarriere begann und wie er seinen Spielstil beschreiben würde, sieht Hamsik seinen Großvater in einer wichtigen Rolle. Auf dem Platz sieht sich der 34-Jährige in einer eher offensiveren Ausrichtung. „Der Start in meine Karriere als Fußballer ist sehr amüsant. Mein Großvater hatte vor langer Zeit die Entscheidung für mich getroffen. Die Fußballschuhe, die er mir gekauft hatte, gaben die Richtung in meiner Zukunft vor. Mein Interesse am Fußball war groß und meine Karriere begann mit dem Kauf der Schuhe. Wenn Ihr mich fragt, sehe ich mich als offensiven Mittelfeldspieler. Ich bin ein Spieler, der versucht Tore zu erzielen, es liebt mit dem Ball zu spielen, seinen Teamkollegen Räume zu verschaffen und einfachen Fußball zu spielen. Meistens versuche ich mit einem oder maximal zwei Kontakten den Ball in unseren Reihen zu halten. Ich hoffe mit meinen Toren weiter machen und meinem Team helfen zu können. Als aufrichtiger Spieler versuche ich meine Arbeit professionell auszuüben. Dies entspricht dem Wunsch meiner Eltern, denn sie wollten immer, dass ich ein geregeltes und professionelles Leben führe. Grundsätzlich habe ich nie Probleme mit anderen Menschen, ich bin sehr aufrichtig. Natürlich hat das auf dem Platz positive sowie negative Auswirkungen.“
„In Neapel hatte ich eine tolle Bindung zu den Fans“
Auf seine Zeit in Neapel blickt der Slowake gerne zurück. Seine Ankunft im Süden Italiens als 20-Jähriger sah der Mittelfeldspieler als Chance bei einem Verein, der in der Neuerfindungsphase war und an seine glorreiche Historie anknüpfen wollte. „Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich meine Karriere in Neapel beenden wollte, wenn das Angebot aus China nicht gekommen wäre. Für mich war es eine großartige Zeit in Italien, an die ich gerne zurückdenke. Als ich dort ankam war ich erst 20 Jahre alt und war ein junger Spieler, der in der Serie A Einsatzzeiten haben wollte. Es handelte sich um einen großen Verein, der jedoch seit längeren Jahren keine Erfolge feiern konnte und das war meine Gelegenheit. Ich durfte nicht nur in der Serie A, sondern auch für einen großen Klub spielen. Der Verein war neu in das italienische Oberhaus zurückgekehrt und wollte an die guten alten Zeiten anknüpfen. Es wurde eine konkurrenzfähige und starke Mannschaft aufgebaut, die über die Jahre punktuell verstärkt wurde. Somit ist ein Team entstanden, das ständig um den Titel mitspielen konnte. Die Stadt und der Klub waren über Jahre hinweg in der UEFA Champions League und in der Europa League vertreten. Ich hatte die Ehre als Kapitän dieser Mannschaft zu fungieren. Neapel ist meine zweite Heimat.“
„Möchte in Trabzon einen guten Eindruck hinterlassen“
Während die Phase zwischen Angebot und Unterschrift beim Schwarzmeerklub schnell verlief, hat sich der Slowake über den Verein informiert und dafür mit seinem guten Freund Juraj Kucka gesprochen. „Ich wollte vor der EM 2020 einen freien Kopf haben und daher vor dem Turnier über meine Zukunft entscheiden. Trabzonspor hat mir das größte Interesse entgegengebracht und den Prozess somit angekurbelt. Somit wurde der Transfer sehr schnell vollzogen. Ich habe zuvor mit meinem guten Freund Kucka detailliert gesprochen. Er hat mir Tipps zu dem Team, der Stadt, den Fans und allen weiteren Dingen die ich wissen sollte, gegeben. Die Slowaken, die für Trabzonspor in der Vergangenheit gespielt haben, konnten einen guten Eindruck hinterlassen, das ist auch mein Ziel. Ich habe vor meiner Vertragsunterzeichnung Recherchen über das Team und die Statistiken der vergangenen Saison betrieben und versucht, mir eine fundierte Meinung zu bilden. Ich wusste bereits vor meiner Ankunft, dass Trabzonspor ein großer Klub in der Türkei ist und stets die Meisterschaft anvisiert. Das war zudem ein Punkt, warum ich mich für diesen Verein entschieden habe, denn ich visiere immer die Tabellenspitze an.“
„Die Menschen in Neapel und Trabzon leben für den Verein“
Auf die Frage, wie er die Ähnlichkeiten zwischen Neapel und Trabzon bewertet, sieht Hamsik fast ausschließlich positive Einflüsse. „Das ist eine fantastische Situation, denn sowohl in Neapel als auch in Trabzon leben die Menschen für ihren Verein und den Fußball, verfolgen alle Ereignisse rund um den Klub und versuchen stets hinter ihrer Mannschaft zu stehen. Für die Spieler ist das vielleicht nicht einfach, denn diese Menschen muss man glücklich machen und das ist nicht leicht. Allerdings ist es das Schöne am Fußball, weil einen Fußballer nichts glücklicher macht als zufriedene Fans. Es war ein unglaubliches Gefühl bei meiner Ankunft in Trabzon die ganzen Menschen am Flughafen zu sehen. Die ersten Tage im neuen Team waren für mich nicht einfach. Es gab viele neue Gesichter und als neuer Spieler ist es nicht einfach sich zu integrieren. Doch meine Teamkollegen haben mich sehr gut empfangen und es mir einfach gemacht. Sie waren sehr herzlich und haben mir immer geholfen, damit ich mich schneller integrieren kann. Die italienische Liga gehört zu den wichtigsten und besten Ligen weltweit, in der man auf taktischer Ebene sehr viel lernt. Nach knapp 15 Jahren in dieser Liga habe ich sehr viel gelernt und hoffe meine Erfahrungen an meine Teamkollegen weitergeben zu können. Mir ist bewusst, dass es auch hier wichtige Klubs gibt. Die Atmosphäre im Stadion in den Partien gegen die Istanbuler Klubs ist mir vor allem bekannt. Ich kann es kaum erwarten, in diesen Spielen auf dem Platz zu stehen.“
„Dieser Haarstil und die Nummer sieben bringen Glück“
Die Geschichte zu seiner Rückennummer 17 und seinem außergewöhnlichen Haarstil erklärt der Slowake mit seiner Vergangenheit. „Eigentlich bringt mir die Nummer sieben Glück. In meinem Geburtsdatum steckt diese Zahl sehr oft. In meinem Leben habe ich die sieben oft als Zahl erlebt, die mir in wichtigen Phasen Glück gebracht hat. Aber die Nummer sieben war vom ersten Tag an besetzt. Daher habe ich mich für die 17, die meiner Meinung nach der sieben am Nächsten ist, entschieden. Die 17 hat mir in meiner gesamten Karriere Glück gebracht. Seit meinem 14. Lebenjahr habe ich eine ähnliche Frisur wie diese. Für das normale Leben ist dieser Haarstil vielleicht etwas zu außergewöhnlich, doch aktuell spiele ich weiter Fußball und möchte diese Frisur beibehalten. Eventuell überlege ich mir nach meiner Karriere einen neuen Style. Ich denke, diese Frisur hat mir in meiner Karriere stets glückliche Zeiten beschert. Neben der Rückennummer ist dieser Haarstil für mich ein Glücksbringer, den ich bis zu meinem Karriereende beibehalten will.“
„Die sozialen Netzwerke nutze ich zur Kommunikation mit den Fans“
Der 34-Jährige verbringt nicht nur viel Zeit mit seiner Familie, sondern ist auch sehr in den sozialen Medien präsent. „Ich denke, die Menschen, die einen unterstützen und lieben, würden gerne mehr Einblicke in das Privatleben erhalten. Diese Gelegenheit nutze ich, damit die Menschen mich besser kennenlernen können. Dabei versuchte ich eher mein Leben an die Community zu übermitteln und ihnen einen Weg zu zeigen. In meiner Freizeit bin ich auch Familienvater und verbringe viel Zeit mit der Erziehung meiner Kinder, die mir das Leben nicht immer einfach machen. Als Elternteil durchlebt man aufgrund der Schule schwierige Phasen, doch man versucht sie bestmöglich auf das Leben vorzubereiten. Meine Kinder regen mich am meisten auf und machen mich gleichzeitig zu einem ruhigen Menschen. Ich habe zwei Söhne und eine Tochter. Meine Söhne spielen in meiner Akademie Fußball und sind sehr talentiert. Es braucht sehr viel um Fußballprofi zu werden, doch ich denke, sie haben das Zeug dazu. Ich war zuvor bereits in der Türkei, sei es wegen Urlaub in Antalya oder Fußball. Die Menschen sind sehr herzlich und freundlich. Sehr gerne möchte ich noch Istanbul besichtigen. Jeder hat mir viel von dieser Stadt erzählt, daher hat Istanbul meine Aufmerksamkeit geweckt. Natürlich möchte ich auch Trabzon mit all seinen Details besichtigen. Ich hatte in Trabzon nur zwei Tage, die jedoch im Hotel oder mit der Vertragsunterschrift verbracht wurden. Nach meiner Rückkehr will ich mir die Stadt genauer anschauen.“