Andreas Beck kann in seiner Karriere auf viele Erfolge zurückblicken. Der 33- jährige Rechtsverteidiger aus Kemerowo wurde U21-Europameister mit Deutschland und holte in der Bundesliga den Titel mit dem VfB Stuttgart. Die türkischen Fußball-Fans kennen ihn insbesondere durch seine zwei Meisterschaftsgewinne mit Besiktas in der Süper Lig und starken Auftritte in der UEFA Champions League in den Spielzeiten 2015/16 und 2016/17. Der neunmalige deutsche Nationalspieler, der aktuell beim belgischen Klub KAS Eupen in der Jupiler Pro League aktiv ist, nahm sich trotz eines Corona-bedingten engen Terminkalenders die Zeit für ein interessantes Gespräch mit GazeteFutbol.
Lass uns mit einem ganz besonderen Fußball-Moment in Deiner Türkei- Karriere beginnen, Andreas: Das Champions League-Spiel gegen Benfica Lissabon. Du hast mit links diese klasse Flanke auf Cenk Tosun geschlagen, dessen spektakulärer Treffer Eure Aufholjagd nach dem 0:3 eingeläutet hat. Kannst Du uns die Energie schildern, die danach durchs Team „geflossen“ ist und diese Wahnsinns-Aufholjagd initiiert hat?
Erst einmal geht man in solche Spiele ja immer mit großen Erwartungen und mit einer großen Energie und möchte performen, natürlich gerade vor den eigenen Fans. Zu dieser Zeit war jedes Ligaspiel, jedes Champions League-Spiel ein Festtag. Der Gegner war einfach unfassbar stark in der ersten Halbzeit und hat aus wenig sehr viel gemacht. Ich glaube, dazu haben sie noch einen Sonntagsschuss gehabt, der auch noch direkt drin war. Dann schaut man sich um und liegt 0:3 hinten zur Halbzeit. Man weiß aber, dass in Istanbul und vor allem in unserem Stadion alles möglich ist. Und wir haben uns vorgenommen: Kommt lasst uns weiter nach vorne spielen.
Und ich meine es war das 3:1. Quaresma geht Außen vorbei, klappt ab, legt zurück und ich flanke den Ball mit links Richtung zweiter Pfosten und dass Cenk den natürlich so perfekt trifft… Das Tor wurde glaube ich ja auch zum Tor dieser Champions League-Saison gekürt. Das war natürlich ein schönes Andenken. Ich schaue mir das immer mal wieder gerne an. Aber für uns und vor allem für die Fans in so einem Moment, solch einen Treffer zu schießen, während noch etwas mehr als eine halbe Stunde zu spielen ist, da war uns klar, da können wir noch etwas reißen. Dass das Spiel dann noch so einen Verlauf genommen hat und wir komplett dominiert haben, das war dann schon etwas Besonderes, was in einer Karriere auch hängen bleibt. So eine Aufholjagd gegen so einen guten Gegner. Das war schon schön.
War das Dein unvergesslichster Moment in der Türkei oder würdest Du einen der Titelgewinne oder gar eine ganz andere Situation als denkwürdigsten Augenblick bezeichnen?
Ich hatte so viele besondere Momente in den zwei Jahren in der Türkei, die ich da erlebt und mitgenommen habe. Auch die Derbys haben sich in die Erinnerung eingebrannt. Die fand ich immer fantastisch und auch elektrisierend. Auch schon davor in den Tagen der Druck, der sich da aufbaut und dann im Spiel ablässt. Klar, jedes Champions League-Spiel war ein Ereignis. Aber auch die Meisterschaften. Vor allem was folgte mit den Feiern. Ich hatte zwei wunderschöne Jahre in der Türkei, die sehr prägend waren, sowohl als Spieler als auch als Mensch.
Wenn Du an Deine Zeit in der Türkei zurückdenkst, welcher Mitspieler bei Besiktas hat Dich am meisten beeindruckt?
Ich habe es sehr, sehr genossen mit Quaresma auf der rechten Seite zu spielen. Ich habe ihm den Rücken frei gehalten, er hat dafür die Offensive geklärt. Da herrschte ein Jobsharing. Jeder wusste, was er zu tun hat. Özyakup war in phänomenaler Form in diesen zwei Jahren. Gomez war in bestechender Form. Atiba Hutchinson, mit dem ich heute noch kommuniziere. Einige sind in dieser Zeit regelrecht explodiert. Auch Cenk, Tosic, Gökhan Töre oder Sosa, ein außergewöhnlicher Spieler, der ebenfalls ein phänomenales Jahr hatte.
Es war schon eine gute Chemie im Team, aber es war eine Chemie, die sehr auf Wettkampf und Wettbewerb ausgerichtet war. Es war nicht so, dass wir alle Freunde waren. Wir hatten auf jeden Fall ein gemeinsames Ziel. Das war die Meisterschaft und auch international zu bestehen und dem hat sich jeder untergeordnet. Es hat schon auch wöchentlich mal einen Knall gegeben, auch unter den Spielern. Gerade auch wegen dem Konkurrenzkampf. Aber das ist normal bei Topteams. Durch diese Reibung ist auch Erfolg entstanden. Und ich denke es war auch notwendig. Denn man kann nicht sagen, dass wir da durchmarschiert sind. Es ging oft eng zu. Es gab auch starke Konkurrenz. Im Endeffekt brauchst du einfach den längeren Atem und gute Konstanz, um zweimal Meister zu werden.
Und welcher Gegenspieler in der Süper Lig hat Dich damals am meisten gefordert?
Es gab auf jeden Fall viele große Namen, die in dieser Zeit da waren und gegen die man bestehen musste. Ob es Nani war oder Visca von Basaksehir, der sehr unangenehm zu spielen war, gerade mit Emre dahinter, der die Bälle immer gut bewegt hat. Oder auch Cengiz Ünder war extrem unangenehm zu spielen, da er immer stark den Raum bespielt hat, also oft in die Tiefe hinter meinen Rücken gestartet ist. Und jemanden wie Emre hatte, der die Bälle da unglaublich reinlegen konnte. Da waren schon einige Top-Mannschaften. Oder Bruma bei Galatasaray, der ein sensationelles Jahr hatte und dann zu Leipzig gewechselt ist.
Da waren schon viele Topspieler, die auf meiner Seite gespielt haben und das hat auch Spaß gemacht. Ich kam aus der Bundesliga, wo ich jede Woche gegen Spieler wie Ribery oder Robben spielte und dann gehst Du in die Türkei und da waren auch super Spieler. Man sieht ja, wo die alle später gelandet sind.
Du verfasst seit Deiner Zeit in der Türkei auf Deinen Social Media-Accounts neben deutschen Texten stets auch türkische Posts/Tweets. Findest Du weiterhin die Zeit Dein Türkisch zu vertiefen? Und wie würdest Du Deine Sprachkenntnisse mittlerweile beschreiben?
Ja, ich bin ehrlich zu Dir. Ich habe da natürlich auch jemanden, der mir sprachlich ein wenig unter die Arme greift. Aber ich habe auch zwei Jahre Türkisch gelernt. Ich würde behaupten, dass ich Smalltalk halten und mich mit türkischen Bürgern austauschen kann. Ich habe ja auch zum Ende hin Interviews auf Türkisch gegeben. Ganz ok würde ich sagen. Aber ich brauche noch ungefähr ein Jahr, um einfach fließend zu sein mit den Texten, der Sprache und dem Schreiben. Darum lasse ich mir da auch noch helfen, weil ich mir nicht die Blöße geben will, in Fehler reinzulaufen. Aber ich habe es sehr genossen die türkische Sprache zu lernen. Ob ich nochmal in der Türkei leben werde, weiß ich nicht. Aber warum nicht? Wir wurden unheimlich herzlich aufgenommen, meine Familie und ich haben es in Istanbul sehr genossen. Dann denke ich auch, dass ich die Sprache recht schnell fließend beherrschen würde. Ich respektiere die türkische Sprache und die türkischen Fans, da auch viele der Social Media-Follower aus der Türkei stammen. Deshalb teile ich die Posts weiterhin sehr gerne in der türkischen Sprache.
Vielleicht hast Du es mitbekommen, Fenerbahce-Talent Ömer Faruk Beyaz (17) geht zum VfB Stuttgart – Wie bewertest Du diesen Schritt, ist es die richtige Entscheidung für einen jungen Spieler – welche Erfahrungen hast Du in der Jugendabteilung und als junger Profi beim VfB gemacht?
Wenn das tatsächlich so kommen würde, könnte man nur gratulieren. Ein Wechsel aus der Türkei in die Bundesliga kann für die Entwicklung eines jungen Spielers top sein. Als Spieler wird man dann noch einmal anders geformt. Durch technisch–taktische Aspekte und vor allem auch physisch, weil der deutsche Fußball da auch noch einmal viel Athletik mitbringt. Das ist für junge Spieler sicherlich sehr gut. Auch als Vorbereitung für die weitere Karriere, auch wenn man zum Beispiel mal in der Premier League landen will, wo auch sehr athletisch gespielt wird. In Stuttgart wird derzeit ein sehr gepflegter Fußball gespielt. Es handelt sich um ein Team, das wirklich spielen will.
Wie sich das entwickeln kann, sieht man ja auch an Ozan Kabak, der einen ähnlichen Weg eingeschlagen hat aus der Türkei nach Deutschland und jetzt in die Premier League. Ich denke das ist ein richtiger Schritt. Man muss aber auch Geduld aufbringen. Die Konkurrenz ist intensiv, gerade auch als junger Spieler. Man wird ja dann auch langsam zum Mann. Reift heran mit 17, 18, 19 bis ungefähr 21, 22. Die Zeit und Geduld muss man aufbringen, auch als Verein, um zu sehen, wie kann ein so junger Spieler zum Topspieler heranreifen.
Du hast natürlich die Vergleiche zwischen der Bundesliga, Süper Lig nun der Jupiler Pro League. Wo siehst Du die größten Unterschiede, welche Punkte würdest Du da nennen?
Das finde ich ja so spannend. Darum wollte ich diese Erfahrungen mit verschiedenen Ligen mitnehmen. Ich war über zwölf Jahre in der Bundesliga, hatte zwei Jahre in der Türkei und bin jetzt im zweiten Jahr in Belgien. Jede Liga hat ihre eigene Identität, ihre eigenen Vor- und Nachteile, Stärken und Schwächen. Klar die Bundesliga ist die ausgeglichenste. Das sieht man ja auch an den internationalen Leistungen. Ob Bayern München oder auch die Teams in der Europa League. Es ist eine Top-Liga mit großartigen Spielern, die dann meist auch den Sprung zum FC Bayern oder den Topmannschaften in England oder Spanien schaffen. Die Liga ist wirklich sehr, sehr anspruchsvoll. Und wenn man nicht in einem der Topklubs spielt, muss man dann schon oft auch leiden können, da die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass man eben nicht immer gewinnt.
Und die Türkei im Paket ist außergewöhnlich. Natürlich ist es aktuell anders wegen der Pandemie – aber in meiner Zeit dort, was ich da erleben durfte mit den Fans in dieser elektrisierenden Atmosphäre, mit den Medien, mit dieser Stadt Istanbul, mit den Stadien, das kannte ich so nicht. Auch wenn ich in Deutschland regelmäßig vor 60.000, 70.000 oder 80.000 Fans gespielt habe, war die Atmosphäre und Intensität in der Türkei nochmal eine ganz andere. Das ist mir so in Erinnerung geblieben. Und natürlich die Topspiele. Die Liga ist ebenfalls sehr ausgeglichen. Zwar haben die Teams im unteren Tabellendrittel nicht unbedingt die Stärke wie in der Bundesliga, aber auch gegen sie musst Du eine gute Leistung bringen, um zu gewinnen.
In Belgien ist es so ein Mix, würde ich sagen, aus Bundesliga, Türkei und auch zweite Liga Deutschland. Die Topteams haben sehr gut besetzte Kader. Sei es Anderlecht oder Brügge. Oder auch die anderen Mannschaften wie Gent oder Genk, die international agieren und so aufgestellt sind, dass sie Spiele dominieren können, man ihnen viel hinterherlaufen muss. Bei den Teams weiter unten geht es dann mehr Richtung Abstiegskampf Deutschland oder zweite Liga mit sehr viel Wucht und Kraft. Sehr viel hinterher gehen und kontern. Hier ist der Fußball schon sehr geprägt von viel Athletik und Dynamik. Als Spieler muss man sich daher anpassen. Ich genieße das auch. Und im Spätherbst meiner Karriere ist das noch einmal sehr bereichernd für mich.
Dein Vertrag bei KAS Eupen läuft noch bis 2022, hast Du schon andere Pläne darüber hinaus und gab es Transferangebote oder Interessenten aus der Türkei?
Pläne habe ich ehrlich gesagt noch nicht, weil mein Vertrag noch knapp 1,5 Jahre läuft. Ich plane auch noch nicht den Absprung hier, sondern genieße es. Die Familie fühlt sich wohl, die Liga ist sehr wettbewerbsfähig. Aber im Fußball weiß man nie, was kommt. Was nach der Saison oder auch nach dem Vertrag kommt. Ob es dann noch weiter geht mit dem Fußball? Das kann ich mir sehr gut vorstellen.
Ich genieße es einfach auch noch zu sehr Spieler zu sein, um mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Es gibt immer mal wieder Anrufe und Anfragen Richtung Trainer oder Management. Aber ich liebe es noch zu sehr, selbst aktiv zu sein, in der Kabine zu sein, auf dem Platz zu stehen und Wettkämpfer zu sein. So lange es geht und ich das Gefühl habe, mithalten zu können, möchte ich es noch ausleben.
Zu Deiner zweiten Frage. Es gab vor meinem Vertrag hier sowohl ein Angebot aus der Bundesliga als auch aus der Türkei und Belgien. Aber ich wollte einfach noch einmal etwas Neues machen. Und habe dann den Sprung nach Belgien gemacht.
Kannst Du Dir eine Rückkehr in irgendeiner Form, sei es als Spieler oder später als Vereinsfunktionär in die Türkei oder Besiktas vorstellen?
Auf jeden Fall. Mein Horizont ist offen. Ich bin da nicht irgendwie engstirnig zu sagen, ich möchte jetzt an einem festen Ort meinen Lebensabend verbringen. Im Sport weiß man nie, wohin es einen verschlägt. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal in Hoffenheim lande und dann in die Türkei gehe und dann nach Belgien. Das Leben spielt manchmal so. Ich hatte eine richtig gute Zeit in der Türkei. Ich mag die Mentalität, ich mag die Leute dort wirklich sehr. Die Menschen in der Türkei haben mich auch sehr wertgeschätzt. Das war von gegenseitigem Respekt geprägt. Natürlich kann ich mir vorstellen, auch wieder zurückzugehen.
Kommen wir zum Saisonverlauf mit Eupen: Es liegen derzeit acht Punkte zwischen Euch und dem Relegationsplatz. Nach oben zu den Playoff-Plätzen sind es sieben Zähler. Was ist derzeit das Ziel, der Klassenerhalt oder gar die Playoffs in der Jupiler League?
Das Minimumziel ist natürlich der Klassenerhalt. Dafür brauchen wir noch ein, zwei Siege. Auf der anderen Seite muss man auch offen und ehrlich sein, laufen wir den Erwartungen ein wenig hinterher. Uns fehlt einfach die Konstanz. In dieser Liga gibt es so viele Teams, die auf einem ähnlichen Niveau sind und sich dazwischen schieben.
Du hast beim DFB gespielt, warst deutscher Nationalspieler. Hast Du je daran gedacht für Russland statt für Deutschland aufzulaufen?
Es gab immer wieder Anfragen, aber mehr aus journalistischer Hinsicht. Die Sache war dann nur, ich hatte mich da schon festgespielt. Es wäre möglich gewesen in den U-Mannschaften, aber da kam nie die Anfrage. Und dann bin ich ja auch relativ schnell über die U21 A-Nationalspieler geworden. Ich hatte eine wunderschöne Zeit in der deutschen Nationalmannschaft und vor allem in den U-Nationalmannschaften. Zudem habe ich mich auch immer als sportlich deutsch gesehen. Habe hier ja auch die Schule besucht, bin hier aufgewachsen. Und bin auch stolz neun Spiele für die deutsche Nationalmannschaft gemacht zu haben.
Bleiben wir bei den Nationalteams. Die EURO 2020 beginnt im Juni – Wie bewertest Du die Chancen der jungen türkischen Mannschaft und des DFB- Teams, das zuletzt ergebnistechnisch ja auch etwas strauchelte und mitunter ungewohnte Resultate wie das 0:6 gegen Spanien im vergangenen November holte?
Wie Du es gerade gesagt hast. Die Türkei, ein sehr junges Team, erfahrener Trainer. Senol Günes [Andreas Becks Ex-Coach bei Besiktas], der für Erfolg steht. Und das hat man ja gesehen, wie er die Qualifikation gespielt hat. Es war zu sehen, dass da etwas gewachsen ist. Man kann als die Türkei als Überraschungsteam reingehen und eigentlich nur positiv überraschen. Wenn man konkurriert mit Mannschaften wie Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland hat man als Türkei eigentlich nur etwas zu gewinnen. Denn von den großen Nationen verlangt und fordert man immer mindestens das Halbfinale zu erreichen. Da kann die Türkei auch mit einer jungen Mannschaft für eine Überraschung sorgen – und das finde ich sehr, sehr spannend in so einer Ausgangslage zu sein.
In Deutschland hat man in den letzten Jahren viel auf die Mütze bekommen. Auch mit dem Vorrunden-Aus bei der WM und dem holprigen Verlauf in den letzten 1,5 bis zwei Jahren. Man muss aber auch sagen, dass Deutschland immer ein Wettbewerbsteam ist und sich da reinarbeiten und auch über sich hinauswachsen kann. Und wenn Deutschland dann wieder die Achse von Bayern München auf dem Platz stehen hat, besitzt man schon ein Weltklasse-Gerüst. Wenn zudem noch außergewöhnliche Spieler von Chelsea oder Real Madrid dazustoßen, dann ist das trotzdem eine Weltklassemannschaft. Und dann ist Deutschland immer bereit, jeden Gegner dieser Welt zu schlagen. Ob das dann auch möglich ist, ist immer auch eine Frage der Form und des Spirits.
Fixe Fragerunde
Wer ist Deiner Meinung nach momentan der beste türkische Spieler?
Caglar Söyüncü und Ozan Kabak sind ja derzeit sehr präsent, aber auch andere junge oder erfahrene türkische Spieler, die ebenfalls liefern. Wer derzeit leistungstechnisch herausragt, vermag ich gar nicht zu sagen. Zumal es viele junge Spieler gibt, die eine wundervolle Zukunft vor sich haben.
Wer ist Dein Süper Lig-Titelfavorit in dieser Saison?
Ja, am Ende wird es einer der drei Topklubs sein. Wenn man sich mal die Tabelle anschaut, ist es ja schon verrückt, dass alle drei punktgleich vorne liegen. Aber davon lebt ja auch die Spannung in so einer Liga. Andererseits ist Basaksehir ganz unten aufzufinden, was ja auch verrückt ist. Ich wünsche mir, dass es ein Herzschlagfinale zum Ende hin wird. Und klar, mein Herz schlägt schwarz-weiß. Ich drücke natürlich die Daumen, dass meine Jungs den Titel am Ende nochmal holen können. Das wäre traumhaft für die Fans.
Blicken wir zudem auf die Bundesliga – Siehst Du in absehbarer Zeit, dass die Bayern-Dominanz bröckeln könnte?
Ne, ich sehe das nicht. Die Bayern haben einfach so eine Identität und so ein Herz und auch die Einstellung. Klar, es ist alles möglich, auch dass irgendwann mal wieder die Dominanz geringer wird. Doch ich sehe das kurzfristig nicht kommen und auch nicht in den kommenden ein, zwei oder drei Jahren. Weil diese Achse von Topspielern da ist, die auch noch ins beste Spieleralter kommen, wie Kimmich oder Goretzka und, und, und. Und auch Neuer kann, auch wenn er älter wird, noch länger auf diesem Niveau spielen. Und Lewandowski macht auch nicht den Eindruck, dass er demnächst aufhört mit dem Toreschießen. Schwer vorstellbar, dass Bayern in ein, zwei Jahren den Stab abgibt. Klar, kurzfristig können die Leipziger gefährlich werden, wenn die Bayern wie gerade etwas schwächeln. In Zukunft vielleicht auch mal Dortmund. Aber nichtsdestotrotz sehe ich Bayern auf Strecke vorne.
Du erwähntes gerade auch Robert Lewandowski. Er wurde 2020 Europas Fußballer des Jahres und FIFA Weltfußballer des Jahres – Wer ist aktuell Deiner Ansicht nach der beste Spieler auf der Welt?
Du weißt, das eine ist natürlich fürs Auge. Wie ein Spieler agiert und sich bewegt. Da kann man immer Messi und Cristiano nennen. Die haben über Jahrzehnte dieses Niveau gesetzt. Auf der anderen Seite geht es um Statistiken und Quoten, vor allem für die Offensivspieler. Und Lewandowski ist einfach eine Tormaschine und ein Torgarant. Wenn man sieht, wie er gegen Bielefeld wieder das erste Tor gemacht hat, die Ballannahme, einfach unglaublich. Dahinter kommen auch junge Spieler wie Haaland mit einer grandiosen Quote, wenn man nur mal das letzte Jahr betrachtet. Spiele zu Tore und Assists. Was einfach phänomenal ist, gerade in diesem jungen Alter. Mbappes Quoten sind unglaublich. Bei diesen Spielern kann man eigentlich nur über die Statistiken gehen.
Was ist Deine Lieblings-Freizeitbeschäftigung, um den Kopf vor und nach Spielen frei zu kriegen?
Ich habe viele Hobbys und genieße so viele Dinge auch. Aber mittlerweile bin ich Papa von Dreien mit 4,5, 1,5 Jahren und einer Neugeborenen. Darauf liegt jetzt mein ganzer Fokus in der Freizeit. Das soll so sein und ich genieße es auch. Dann vergisst du auch den Alltag schnell. In dem Moment, wenn ich nach Hause komme, kommen mir zumindest schon zwei entgegengesprungen und lächeln mich an. Aber ja, das ist derzeit mein Hobby, die schönste Sache, die ich neben dem Fußball gerade zu tun habe.
Vielen Dank Andreas, dass Du Dir die Zeit für GazeteFutbol genommen hast. Wir wünschen Dir für Deine weitere Karriere alles erdenklich Gute und weiterhin viel Erfolg.
Das Exklusiv-Interview für GazeteFutbol führte Chefredakteur Anil P. Polat
3 Kommentare
Cooles Interview. Beck scheint ein symphatischer Typ zu sein. Bitte mehr mit solchen Interviews wenn es die Gelegenheit gibt.
In der Türkei werden solche Spieler geliebt, die den Verein repränsentieren und für das Trikot kämpfen. Ein Fink, Fabian Ernst, Harry Kewell, Elmander, Alex und Co. sind immer wieder willkommen in unserer Liga.
Dem kann ich nur zustimmen. Gerne mehr von diesen schönen Interviews!
@gazete ich feier euch!
Seeeehr starkes Interview, freut mich mal wieder den Beck zu sehen. War immer ein Symphatieträger, voll Profi, hat immer 100% gegeben, einfach ein klasse Typ.
Danke schön noch mal dafür @gazete