UEFA.com blickt zurück auf die Karriere von Hamit Altıntop, der mit der Türkei eine grandiose UEFA EURO 2008 spielte.
Hamit Altıntop, der das Turnier als Rechtsverteidiger begann, brillierte in der K.o.-Runde als klassischer Spielmacher, der mit seiner unerschöpflichen Energie zu einem der wichtigsten Spieler seines Landes wurde. Der Standardspezialist führte die Türkei bis ins Halbfinale der UEFA EURO 2008, wo man in einem denkwürdigen Spiel dem DFB-Team unterlag.
EURO 2008
• Die Türkei ging als krasser Außenseiter in dieses Turnier, zumal man bei den letzten beiden Endrunden nur ein einziges Spiel gewinnen konnte. Unter Fatih Terim, der das Team schon bei der EURO ’96 gecoacht hatte, zeigten sich die Türken aber extrem spielfreudig und bewiesen eine unglaubliche Mentalität, die sie immer wieder Rückstände aufholen ließ. Das Ganze zudem auch noch ohne den besten Torjäger des Landes, Hakan Şükür, den Terim zuhause gelassen hatte.
• Altıntop hatte die letzten sechs Wochen der regulären Bundesligasaison wegen eines Mittelfußbruches verpasst und startete denkbar unglücklich in dieses Turnier. Bei der 0:2-Niederlage gegen Portugal wurde er zunächst von Cristiano Ronaldo getunnelt und dann auch noch kurz nach Pepes Tor zum 0:1 ausgewechselt. „Ich bin immer noch sehr optimistisch“, erklärte er nach dem Spiel. „Unser Turnier beginnt erst am Mittwoch [gegen die Schweiz] richtig.“
• In dieser Partie waren es dann ausgerechnet zwei Spieler mit türkischen Wurzeln, die die Schweiz in Führung brachten. Hakan Yakin verwandelte in Basel einen Pass von Eren Derdiyok zum 1:0 und das Turnier schien für die Türkei schon beendet, bevor es richtig begonnen hatte. In einer wenig ansprechenden zweiten Hälfte gelang Semih Şentürk aber der Ausgleich und Arda Turan war es vorbehalten, in letzter Sekunde den Siegtreffer zu erzielen. „Es ist ein wunderbares Gefühl“, strahlte der sichtlich erleichterte Terim und fügte die prophetischen Worte an: „Heute beginnt für uns die EURO.“
• Im entscheidenden Spiel um einen Platz in der K.o.-Runde mussten die Türken gegen die Tschechische Republik gewinnen, lagen aber nach einer Stunde mit 0:2 hinten. Terim stellte seine Taktik daraufhin um und setzte für die letzte halbe Stunde auf ein Sechs-Mann-Mittelfeld. Dies sollte sich sofort bemerkbar machen, denn zunächst bediente Altıntop in der 75. Minute Arda Turan, dem der Anschlusstreffer gelang. In der 87. Minute klatschte Tschechen-Keeper Petr Čech eine Altıntop-Flanke genau vor die Füße von Nihat Kahveci und ermöglichte diesem so das 2:2, aber damit noch nicht genug: in der Nachspielzeit führte eine Kombination zwischen Altıntop und Nihat sogar noch zum 3:2-Sieg der Türken, die damit im Viertelfinale standen.
• Dort gab es das nächste Drama. Nach torlosen 119 Minuten traf Ivan Klasnić zum scheinbaren Siegtreffer für die Kroaten, doch Semih Şentürk glich in der 120. Minute postwendend aus, das Elfmeterschießen musste also über den Halbfinaleinzug entscheiden. Während Turan, Şentürk und Altıntop trafen, verschossen Luka Modrić und Ivan Rakitić und den Elfmeter von Mladen Petrić parierte Rüştü Reçber, die Türkei stand im Halbfinale.
• Dort wartete Mitfavorit Deutschland und beide Teams zeigten den Zuschauern in Basel einen legendären Schlagabtausch. Şentürk glich in der 86. Minute per Kopf zum 2:2 für die Türken aus, doch dann zerstörte Philipp Lahm mit einem seiner wenigen Länderspieltreffer den Traum der Türken von einer Verlängerung. Für Altıntop endete damit sein erstes und letztes internationales Turnier ausgerechnet durch einen Teamkollegen vom FC Bayern, dennoch wurde der Türke anschließend ins Team des Turniers gewählt.
Was Ihr vielleicht noch nicht wusstet
• Hamits Zwillingsbruder Halil ist rund zehn Minuten jünger und spielte unter anderem für Schalke, Frankfurt und Trabzonspor. Für die UEFA EURO 2008 wurde er nicht nominiert, sprach aber täglich mit Hamit. Beide hatten ihre Karriere im Jahr 2000 gemeinsam bei Wattenscheid 09 begonnen.
• In Gelsenkirchen geboren, wuchs Hamit in Deutschland auf, entschied sich aber schon in jungen Jahren dafür, für die Türkei zu spielen. Klubfußball spielte er unter anderem für Schalke, die Bayern, Real Madrid und Galatasaray.
• Hamit war so etwas wie der verlängerte Arm von Trainer Terim. „Ich hatte einige Gespräche mit dem Trainer unter vier Augen“, erinnerte er sich später und erklärte, er habe auf eine größere Entschlossenheit der Spieler gedrängt.
• Im Halbfinale traf er auf zahlreiche Teamkollegen des FC Bayern, mit denen er 2010 im Finale der UEFA Champions League gegen Inter mit 0:2 unterlag.
• Hamit und Halil trafen in der Bundesliga mehrfach aufeinander. “Wir haben die Bruderliebe für 90 Minuten beiseite gelegt”, erklärte Halil vor dem letzten Duell der beiden zwischen seinem FC Augsburg und Darmstadt, für das Hamit seine letzte Saison vor dem Karriereende 2018 bestritt.
Was er sagte
„Leidenschaft und Emotionen waren unsere große Stärke und wir haben sie voll ausgespielt. Gegen Kroatien sind wir gelaufen, bis wir Blasen an den Füßen hatten.“
„Ich bin stolz darauf, dass ich immer alles gegeben habe, auch im Training. Vier [Bundesliga] Meisterschaften, einige Pokalsiege und die Teilnahme am Endspiel der Champions League 2010 – das sind Erfahrungen, auf die ich mit großem Stolz zurückblicke.“
Was andere sagen
„Sein plötzlicher Tempowechsel erinnerte mich ein bisschen an Lothar Matthäus. Ich habe auch seinen tollen Charakter sehr geschätzt.“
Jupp Heynckes, Trainer auf Schalke und bei den Bayern
„Hamit war ein wichtiger Spieler und eine große Persönlichkeit. Er war einer der Spieler, auf die ich immer vertraut habe.“
Fatih Terim, Trainer bei Galatasaray und in der Nationalmannschaft
Die Karriere in Zahlen
Länderspiele: 82 Spiele, 7 Tore
Europapokal: 53 Spiele, 6 Tore
Nationale Wettbewerbe: 350 Spiele, 30 Tore
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf www.uefa.com
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