Am dritten Spieltag in der UEFA Europa League gastierte Trabzonspor bei der AS Monaco. Bereits Wochen zuvor erkundigten sich zahlreiche Fans nach Anreisemöglichkeiten an die Côte d’Azur, um dieses Spiel vor Ort zu verfolgen. Auch ich gehörte dazu und war glücklich darüber, mit der Karte für das Spiel in der Tasche und ohne vom Flugstreik betroffen zu sein, am Mittwoch nach Nizza reisen zu dürfen.
Nizza: Das etwas andere Trabzon?
Angekommen in Nizza, ging es zunächst ins Hotel. Nach dem Check-in machten wir uns unter strahlender Sonne bei 25 Grad auf den Weg in die Altstadt der schönen Küstenstadt, die ich zuvor noch nicht bereist hatte. Auf dem Weg in die Altstadt überquert man am südlichen Ende der Einkaufsmeile Jean Médecin die Place Masséna, das mit den rötlichen Arkaden hervorsticht. Auf den dort befindlichen Metalllatten sind Leuchtfiguren platziert. Da kamen kurz Erinnerungen an die Meisterfeier am 30. April in Trabzon hoch. Langsam aber sicher ging es in die Altstadt, die sofort durch ihre farbenfrohen und engen Gassen auffiel. Auch die Altstadt bot damit Ähnlichkeiten zu Trabzon. Nach einem umfassenden Rundgang durch die Altstadt ging es weiter auf den Aussichtspunkt „Panorama sur la Vieille Ville de Nice“. Dort hat man einen unglaublich tollen Blick über die Strandpromenade „Anglais“ und die restliche Stadt und kann beobachten, wie die Menschen sich im Meer abkühlen oder wie andere „Ehrgeizige“ bei dieser Hitze joggen. Nach einem leckeren Essen in der Altstadt ging es auf die „Castel“ um den Sonnenuntergang zu beobachten. Nizza hat ein sehr einladendes Flair und bietet viele Möglichkeiten zum Wohlfühlen. Als würde die Stadt einen mit offenen Armen empfangen.
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Spieltag: Monaco, das Stadion und die Partie
Am Vormittag saßen wir gemäß dem durch die Fangruppe „VirAvrupa“ festgelegten Motto, die in Europa die stärkste Fangruppe von Trabzonspor ist, in Blau gekleidet im Zug Richtung Monaco. Angekommen im Fürstentum machten wir uns auf den Weg in das größte Casino der Welt. Der Anblick vor dem Eingang des Casinos ist für jeden Auto- und Designermarkenliebhaber ein Augenschmaus. Zahlreiche Luxus-Autos sowie in Luxus-Klamotten gekleidete Menschen, die in das Casino rein oder aus dem Casino herausgehen. Für uns war die hohe Anzahl der Autos mit einem deutschen Kennzeichen ziemlich überraschend. Nachdem wir das Innere des Gebäudes besichtigt hatten, machten wir uns unter den eher kalten Blicken der wenigen Menschen auf den Straßen von Monaco auf den Weg zum Hafen, wo etliche Luxus-Yachten von ihren Eigentümern oder deren Mitarbeitern tüchtig gepflegt wurden. Im Gegensatz zu Nizza hatte Monaco eine eher abweisende Atmosphäre. Die Straßen waren mit vielen Trabzonspor-Fans und vielen Polizisten gefüllt. Nachdem die kurze, aber ausreichende Monaco-Tour abgeschlossen war, ging es Richtung Stade Louis-II.
Angekommen am Stadion konnte man beobachten, dass sich das Interesse der Monegassen – wie im Vorfeld vermutet – in Grenzen hielt. Die wenigen Zuschauer waren sich nicht zu schade dafür, in ihren Ferraris oder Aston Martins ins Stadion zu fahren. Nach den strengen Eingangskontrollen, bei denen sogar Spürhunde eingesetzt wurden, ging es knapp 90 Minuten vor Spielbeginn endlich ins Stadion. Die Selfies geschossen und das Erfrischungsgetränk eingenommen, war es an der Zeit, die von der Fangruppe „VirAvrupa“ vorbereitete Choreo zu organisieren und den Fans zu erklären. Die Fahnen wurden entsprechend der Anzahl der Fans verteilt und anschließend die Spieler während des Aufwärmens begrüßt. Das Spiel konnte beginnen!
Trabzonspor-Fans drücken dem Spiel ihren Stempel auf
Während der Zeremonie wurden die bordeauxroten und blauen Fahnen geschwenkt, wodurch zahlreiche schöne Fotos entstanden sind. Das Spiel begann unter lautstarker Unterstützung der Trabzonspor-Fans, die nicht nur im Auswärtsblock, sondern auch auf der Haupt- und Gegentribüne des Stade Louis-II Platz genommen hatten. Insgesamt waren die aus Frankreich und Umgebung angereisten Türken deutlich in der Überzahl. Relativ früh sah Trabzonspor-Stürmer Maxi Gomez nach einer dummen Aktion die Ampelkarte, worauf nur kurze Zeit später die Führung der Gastgeber folgte. Die Fans ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und feuerten das Team weiter lautstark an. Unmittelbar mit dem Pausenpfiff fiel dann das 2:0 durch einen Foulelfmeter. Die Stimmung zur Pause war gedämmt, doch niemand hatte vor zu trauern. Also wurde auch in den zweiten 45 Minuten lautstark supportet. Die Stimmung war so großartig, dass ein Blinder hätte denken können, Trabzonspor wäre deutlich in Führung. Kurz nach Wiederanpfiff stand es jedoch 3:0 für Monaco, doch das war mittlerweile nur noch Nebensache. In der 61. Minute wurde die traditionelle Show abgeliefert. In der Schlussphase erzielte dann Anastasios Bakasetas noch den Ehrentreffer.
Die Fans blieben nach Abpfiff lange im Stadion und erwarteten die Mannschaft. Nach einigen Minuten des Wartens kam schließlich Trainer Abdullah Avci und entschuldigte sich für die Niederlage. Gleichzeitig deutete er auf das Rückspiel in Trabzon hin und machte Hoffnung. Im Anschluss ging es Richtung Bahnhof, doch unterwegs wurden wir mit einer Straßensperre durch die Polizisten überrascht. Die letzte Bahn Richtung Nizza fuhr um 21:43 Uhr und es war bereits 21:15 Uhr. Die Polizisten beruhigten uns jedoch und sagten, die Bahn würde auf uns warten. Am Bahnhof angekommen teilten uns die Mitarbeiter mit, dass wir keine Fahrkarten benötigen und kostenlos mit der Bahn fahren dürfen. Sie ließen uns kostenlos aus dem Stadtstaat ausreisen. Da sage noch einer, die Monegassen seien nicht abweisend, sondern touristenfreundlich – Ironie off.