Kaan Ayhan und Kenan Karaman haben sich im Rahmen einer Pressekonferenz in der Esprit Arena in Düsseldorf zur anstehenden Europameisterschaft im Sommer geäußert und sich dabei ziemlich optimistisch präsentiert.
Karaman: „Es herrscht eine tolle freundschaftliche Atmosphäre“
Ayhan und Karaman waren im Zuge der EM-Qualifikation ein wichtiger Bestandteil der türkischen Nationalmannschaft. Während Ayhan in neun Partien mit einer starken Defensivarbeit sowie drei Treffern überzeugen konnte, stand Karaman in fünf Spielen auf dem Platz. Die EM-Qualifikation begann mit zwei Siegen gegen Albanien (2:0) und Moldawien (4:0) sehr erfolgreich. Auch für Karaman sind diese beiden Siege von essenzieller Bedeutung, obwohl der 25-jährige Linksaußen hier nicht im Kader der türkischen Nationalmannschaft stand. „Die ersten beiden Spiele zu gewinnen hat uns einen Antrieb gegeben. Der Wendepunkt war aber das Spiel gegen Frankreich. Da haben wir begonnen an uns zu glauben. Das ganze Land hat eine glänzende Nationalmannschaft gesehen. Die Mannschaft und das Land haben wieder zusammengehalten. Innerhalb der Mannschaft herrscht eine tolle freundschaftliche Atmosphäre. Auch das hat sich auf unsere Spiele ausgewirkt. Auch unser Trainer Senol Günes hat einen großen Anteil hierbei. Er hat uns auf alle Spiele gut vorbereitet und in jedem Training 100 Prozent von uns abverlangt. Wenn wir zurückblicken, haben wir die Teilnahme an der Endrunde wirklich verdient“, so der Angreifer, der seit über zwei Monaten an einer Lungenentzündung laborierte.
Ayhan: „In dieser Gruppe kann jeder jeden schlagen“
Auch Mannschaftskamerad Ayhan hob die Team-Chemie hervor. Der Innenverteidiger erklärte: „Wir haben nicht nur in sportlicher Hinsicht eine sehr wichtige Phase hinter uns. Innerhalb der Mannschaft haben wir auch vieles geschafft. Natürlich war der Sieg gegen Frankreich ein Bonus. Neben den sportlichen Erfolgen haben wir auch eine freundschaftliche Umgebung innerhalb der Mannschaft geschaffen. Ich hoffe, dass uns das stärkt und uns in der Europameisterschaft weiterbringt.“ Mit Italien, der Schweiz und Wales hat man es in der Gruppenphase der EM-Endrunde mit einer schwierigen, aber durchaus machbaren Gruppe zu tun. Fortuna Düsseldorfs Innenverteidiger Ayhan sieht hierbei eine sehr ausgeglichene Gruppe: „Es ist eine sehr gute Gruppe. Ich denke, wir sind in einer Gruppe gelandet, in der jeder jeden schlagen kann. Unser Ziel ist natürlich nicht, uns nur für die EM zu qualifizieren. Wir möchten auch in die Finalrunde einziehen. Ich denke, dass das erste Spiel gut verlaufen wird. Ich hoffe, dass wir wie in der EM-Qualifikation auch in der Endrunde mit einem Sieg gegen eine große Nation beginnen können. Danach ist unser Weg frei. Komme wer wolle, wir verfügen über eine Mannschaft, die jeden schlagen kann. In dieser Gruppe gibt es keinen Favoriten. Was nach der Gruppe kommt, hängt natürlich auch vom Gegner ab. Ich hoffe, dass wir ein gutes Turnier absolvieren.“
Karaman: „Spiel gegen Italien wird vielleicht ein Taktik-Krieg“
Auch Karaman zeigt sich optimistisch bezüglich der Gruppe. Vor allem, dass man ein Spiel in Baku (Aserbaidschan) bestreiten wird und das Eröffnungsspiel gegen Italien austrägt, mache ihn glücklich. „Wir haben eine gute Gruppe erwischt. Es ist auch eine schöne Sache, die Eröffnungspartie austragen zu dürfen. Wir spielen gegen Italien. Das ist ein großes Land, sie sind immer sehr gut in den Turnieren. Aber in der ersten Partie kann vieles passieren, da das erste Spiel für große Aufregung sorgt. Das könnte für uns ein Vorteil sein. Dass wir in Baku spielen, ist für das türkische Volk sehr schön. Es ist wie das zweite Zuhause der Türken. Dort werden wir sicherlich viele Anhänger haben, die uns zusätzlich motivieren könnten. Daher sehe ich der Gruppe positiv entgegen. Ich glaube daran, dass wir diese Gruppe überstehen“, so der Angreifer. Karaman erklärte weiter: „Italien legt immer einen großen Wert auf die Taktik. Sie spielen auf jeder Position sehr diszipliniert. Sie haben einen echten Matchplan. Auch Senol Günes legt großen Wert darauf. Taktische Disziplin oder dass die Offensive der Defensive hilft – das ist dem Coach sehr wichtig. Das Spiel gegen Italien wird sehr interessant. Vielleicht wird es ein Taktik-Krieg.“
Ayhan: „Mit Italien verglichen zu werden, erfüllt uns mit Stolz“
Mit nur drei Gegentreffern, wobei man kein Tor aus dem Spiel heraus kassierte, ragte in der EM-Qualifikation vor allem die Defensive der Türkei heraus. Der Vergleich mit der italienischen Abwehr (vier Gegentreffer) erfülle Ayhan daher mit Stolz. „Italien ist ein Land, das immer großen Wert auf die Defensive gelegt hat. Insbesondere uns Defensivakteure erfüllt es mit Stolz, mit der Verteidigung von Italien verglichen zu werden. Ich denke, dass die Abwehrleistung bei der EM noch wichtiger sein wird. Das Team mit der stabilsten Defensive und das aus wenigen Chancen viele Tore erzielt, wird am erfolgreichsten sein. Eines unserer Ziele ist, unsere Defensivleistung aufrechtzuerhalten und noch härter an den Standardsituationen zu arbeiten, um auch hier keine Treffer zu kassieren. Auf der anderen Seite dürfen wir unsere Offensivkräfte nicht vergessen. Auch unser Angriff hat sehr wichtige Dinge bewerkstelligt und hatte einen großen Anteil an der Qualifikation“, so Ayhan. Der Verteidiger wünscht sich bei der EM zudem einen Halbfinaleinzug. „Wenn wir das Halbfinale oder das Finale erreichen, wäre das ein sehr großer Erfolg denke ich. Im Fußball ist alles möglich. Manchmal kann man aufgrund der Tagesform oder einer schlechten Leistung die gewollten Ziele nicht erreichen. Daran denken wir zwar nicht, allerdings müssen wir dies im Hinterkopf behalten. Jedes Spiel ist wichtig, wir können gewinnen, aber auch verlieren. Wenn wir auf die Teamstärke achten, kann man sehen, dass wir ein großes Potenzial aufweisen. Dieses Potenzial möchten wir abrufen und große Erfolge feiern. Ein weiteres Ziel ist, unserem Land und unserem Volk eine Freude zu machen. Wir haben gesehen, wie glücklich unser Volk nach dem Sieg gegen Frankreich war. Hoffentlich werden wir auch bei der EM erfolgreich sein und unser Volk so glücklich machen können. Das ist das größte Ziel“, erklärte Ayhan weiter.
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Karaman: „Man muss große Träume haben“
Mannschaftskollege Karaman hat ebenfalls große Ziele vor Augen, gab aber zu verlauten, dass man nicht immer alle Ziele erfüllen muss. Der Weg sei nämlich das Ziel. Der 10-fache Nationalspieler hoffe auf einen Überraschungserfolg der türkischen Nationalmannschaft. „Man muss immer große Ziele und Träume haben. Vielleicht erreicht man diese nicht immer, aber diese zeigen dir den richtigen Weg. Das ist das Wichtigste für uns. Natürlich möchte man, dass die Türkei Europameister wird. Das ist ein Traum und gleichzeitig ein Ziel. Dieser Traum kann Menschen an die richtigen Orte führen. Ich glaube an diese Mannschaft. Die türkische Nationalmannschaft konnte bisher eigentlich immer Überraschungserfolge feiern; wenn man 2016 nicht dazuzählt. Hoffentlich werden wir im kommenden Jahr bei der Europameisterschaft wieder eines der Überraschungsteams. Daran glaube ich wirklich sehr, denn wir haben einen sehr guten Trainer und eine sehr gute Mannschaft. Aktuell sieht alles sehr positiv aus.“ Karaman erklärte bezüglich eines Finalspiels in London: „Es wäre natürlich unglaublich in solch großen Stadien im Nationaltrikot aufzulaufen. Das wäre eine große Ehre für die Türkei. Wir haben von Spiel zu Spiel gedacht und uns dadurch für die EM qualifiziert. Im Turnier müssen wir an derselben Denkweise festhalten.“
Ayhan: „Denke zunächst an Rom, dann vielleicht an London“
Ayhan möchte und kann dagegen noch nicht so weit denken, da dieser sich zunächst auf das Eröffnungsspiel in Rom gegen Italien fokussiert. „Um ehrlich zu sein habe ich noch nicht an London gedacht. Ich denke zunächst an Rom. Ich denke, dass es dort sehr schwierig wird. Daher konnte ich mir noch keinen Kopf wegen London machen, aber es ist noch ein halbes Jahr bis zum Turnier. In näherer Zukunft werden wir sicher auch an London denken“, so der 28-fache Internationale. „Bei meinen ersten Spielen für die Nationalmannschaft hatte ich eine gewisse Kälte gefühlt. Das war ein Gefühl, das ich seit Kindertagen noch nicht gespürt hatte. Aktuell keimt im türkischen Fußball wieder etwas auf. Es ist schön zu sehen, dass das Volk hinter uns steht. Natürlich möchten wir mit guten Leistungen und Ergebnissen erfolgreich sein“, beschrieb der gebürtige Gelsenkirchener die Entwicklung innerhalb der Nationalmannschaft.
Karaman: „Wir sind eine Familie“
Karaman, der in der laufenden Spielzeit verletzungsbedingt bisher nur zu acht Pflichtspieleinsätzen kam (ein Tor, eine Vorlage), freut sich indes über immer mehr türkische Anhänger in den Düsseldorfer-Partien. „Wir reden öfter über die Türken, die in Deutschland leben, da wir ebenfalls hier wohnen. Sie freuen sich, wenn sie uns sehen und fragen uns viele Dinge. Es komme immer mehr Türken zu den Düsseldorf-Spielen. Es ist ein schönes Gefühl für einen Fußballer, so etwas zu schaffen. Es erfüllt einen mit Stolz, das eigene Land glücklich zu machen. Da das türkische Volk sehr emotional ist, gibt uns das Volk auch viel zurück. Das motiviert uns zusätzlich“, gab Karaman an. Nationalcoach Senol Günes habe darüber hinaus ein Familiengefühl geschaffen. „Man ist sehr glücklich hier. Auch unser Trainer sagt immer, dass wir eine Familie sind. Es gibt immer Leute, die kommen und gehen. Aber jeder, der das Trikot überzieht, ist Teil dieser Familie. Das hat er uns immer eingeredet und uns dieses Gefühl eingetrichtert. Das Gefühl hat er auch nach außen übermittelt. Das ist auch ein großer Faktor für die erfolgreiche EM-Qualifikation gewesen“, so Karaman weiter.
Ayhan: „Haben Talent und Charakter“
Laut Ayhan habe nicht nur das fußballerische Können zum Erfolg der türkischen Nationalmannschaft beigetragen: „Jeder, egal ob jung oder alt, versucht professionell zu agieren. Das merken die Zuschauer auch vor den Fernsehern. Nicht nur Talent, auch der Charakter hat zum Erfolg der Nationalmannschaft beigetragen. Beides haben wir im Team mehr als genug. Hoffentlich werden wir unseren Weg auf diese Art und Weise weiter bestreiten.“
Karaman: „Hoffentlich wechseln mehr Spieler nach Europa“
Wichtig für den Erfolg seien zudem die vielen Legionäre, die aktuell in Europa aktiv sind. „Ich denke, dass das ein wichtiger Faktor ist. Egal ob Italien, England oder Deutschland. Ich denke, dass diese Länder den Fußball-Mittelpunkt darstellen. Indem man sich dort taktisch und persönlich weiterentwickelt, hat dies ebenfalls einen großen Einfluss auf die türkische Nationalmannschaft. Und nicht nur für heute und morgen. Man geht auch mit einem guten Beispiel für die jungen Spieler voran“, so Ayhan. Auch Karaman erklärte: „Hoffentlich werden noch mehr Spieler aus der Türkei nach Europa wechseln. Es ist ein schönes Gefühl, türkische Spieler in Frankreich oder Italien sehen zu können. Sie repräsentieren die Türkei.“