Da reibt man sich die Augen, wenn man solch eine Überschrift liest. Es ist der 18. Spieltag und Demir Grup Sivasspor ist in der Süper Lig nicht aufzuhalten. Die Truppe von Trainer Riza Calimbay, die mit dynamischem und attraktivem Fußball organisiert aufzutreten weiß, gewinnt zurzeit in der Türkei jede Art von Sympathie. Sogar Fans von Mannschaften, die sich noch im Meisterschaftsrennen befinden, schätzen die tolle Arbeit, die in Zentralanatolien verrichtet wird. Doch das tolle an der ganzen Sache ist nicht nur der aktuelle sportliche Erfolg, sondern die Planung im Hintergrund. Genau das möchten wir von GazeteFutbol jetzt näher unter die Lupe nehmen.
27 Spieler – Ablöse: 278.000 Euro
Ja, sie haben richtig gelesen und das muss man sich tatsächlich mal auf der Zunge zergehen lassen. Während die Istanbuler-Klubs aufgrund des Budgetlimits des TFF bei den Transfers nicht vorankommen, haben die Rot-Weißen insgesamt lediglich 278.000 Euro an Ablöse für diese Spielergruppe gezahlt. Es ist im Grunde absurd, aber dieser Kader, der auf „transfermarkt.de“ einen Marktwert von 29,78 Millionen Euro aufweist, ist für „Peanuts“ zusammengestellt worden. Nur für Emre Kilinc (225.000 Euro) und Mert Hakan Yandas (53.000 Euro) zahlte man aus dem aktuellen Kader vor ein paar Jahren die oben erwähnte Summe. Die großen Drei haben alleine in dieser Saison 42,5 Millionen Euro für Transfers ausgegeben:
- Fenerbahce – 16,4 Millionen Euro
- Besiktas – 15,8 Millionen Euro
- Galatasaray – 10,3 Millionen Euro
Minimale Spielergehälter
Nun, wer jetzt schon überwältigt ist, muss sich noch die Details zu den Gehaltsausgaben aufmerksam durchlesen. Präsident Mecnun Otyakmaz zahlt seinen Spielern nicht mal die Hälfte ihres Marktwertes, sondern nur 13 Millionen Euro. Im Vergleich zahlen die Lokomotiven des türkischen Fußballs insgesamt 132 Millionen Euro an Spielergehältern:
- Fenerbahce überweist 51 Millionen Euro
- Galatasaray überweist 48 Millionen Euro
- Besiktas überweist 33 Millionen Euro
Kilinc, Yandas & Co. verdienen ca. 700.000 Euro
Im Vordergrund stehen in dieser Saison natürlich die Stützen des Teams um Kilinc (25 Jahre), Yandas (25 Jahre), Hakan Arslan (31 Jahre) und Erdogan Yesilyurt (26 Jahre). Das Viererquartett prägt das System von Coach Calimbay und verdient zusammengerechnet unter 700.000 Euro im Jahr. Die Rede ist von vier Fußballern, die das dynamische und organisierte Spiel bestimmen und insgesamt nicht einmal eine Millionen Euro verdienen, was im Westen der Türkei nahezu jeder Kicker einheimst. Wenn man sich die Statistiken der oben genannten Kicker näher betrachtet, dann fällt auf, dass es tatsächlich auch ohne viel Geld zu zahlen, funktioniert:
- Emre Kilinc mit sieben Toren und sechs Vorlagen bei 18 Einsätzen (Analyse von Kilinc)
- Mert Hakan Yandas mit sieben Toren und vier Vorlagen bei 19 Einsätzen
- Hakan Arslan mit fünf Toren und drei Vorlagen bei 19 Einsätzen
- Erdogan Yesilyurt mit fünf Toren und vier Vorlagen bei 22 Einsätzen
Es geht im Grunde auch darum, den Spielern ein zufriedenstellendes Umfeld anzubieten, wo der Sportler Spaß an der ganzen Sache hat. Zuletzt bestätigte dies auch Yandas in einem Interview: „Wir bevorzugen es Zeit auf dem Trainingsgelände zu verbringen, anstatt zuhause. Wir sind es mittlerweile gewohnt in der Liga zu lachen und Spaß zu haben. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass ich hier sein darf.“ Man darf zudem nicht vergessen, dass zu Saisonende beispielsweise die Verträge von Kilinc, Yandas und Yesilyurt auslaufen. Trotz den zahlreichen Angeboten, haben sich die drei dazu entschieden, bis Saisonende zu bleiben. Und allein diese Aussagen erklären im Grunde, wieso sich die Profis für einen Verbleib entschieden haben.
Einnahmen höher als Ausgaben – Keine Schulden
Allein durch die TV-Rechte und die Teilnahmeprämie an der Süper Lig durch den TFF flossen 76 Millionen TL (ca. 11,5 Millionen Euro) beziehungsweise 37,8 Millionen TL (5,75 Millionen Euro) in die Kassen. Hinzu kamen die Einnahmen durch den Verband aufgrund der zwölf Siege und vier Unentschieden in Höhe von 38 Millionen TL (5,78 Millionen Euro). Das macht im Umkehrschluss 151,8 Millionen TL (ca. 23 Millionen Euro) an Einnahmen. Somit liegt der Profit zehn Millionen Euro höher als die Ausgaben für die Gehälter der Spieler. Zudem rechnet der Sivasspor-Vorstand noch mit Einkünften in Höhe von 24 Millionen TL (ca. 3,65 Millionen Euro) aus Sponsoring und Spieltags-Einnahmen. Dass die Einnahmen höher als die Ausgaben sind, ist nichts Neues in Sivas. Seit dem Amtsantritt von Klubboss Otyakmaz am 7. Mai des Jahres 2004 wurde das Geld bisher immer richtig eingesetzt und die Bilanzen wiesen keine Schulden auf. So ist der Verein auch bei Gehaltszahlungen nicht im Verzug, wie ein paar andere Größen in der Türkei. Vielleicht ein Vorbild für die Türkei, welches durch eine Meisterschaft noch mehr in den Fokus treten könnte. Aber bleiben wir realistisch – wer lässt sich in der Süper Lig schon etwas sagen und zeigt sich lernwillig?
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