Bei Besiktas ist seit zwei Wochen fast jeden Tag auf dem offiziellen “Instagram-Account” ein neuer Livestream eines Spielers, Trainers oder Promis zu sehen. Bisher konnte man Atiba Hutchinson, Dolmetscher Halil Yazicioglu, Sergen Yalcin, Schauspieler Zafer Algöz, Rapper Eypio, Umut Nayir, die Kapitänin des Frauen-Teams Didem Karagenc oder Ersin Destanoglu sehen. Am gestrigen Samstagabend war Vizepräsident Adnan Dalgakiran zu Gast und sprach über den aktuellen Zustand in dem sich die Fußball-Welt und die Schwarz-Weißen befinden sowie über die Neustrukturierung im Klub: „Alles was wir zurzeit erleben, ist wie ein Science Fiction-Film. Diese Situation stellt die ganze Weltwirtschaft und auch unseren Klub vor große Probleme. Unser Verein hat ohnehin schon mit schwierigen finanziellen Problemen zu kämpfen gehabt. Nun ist es noch schwieriger als zuvor geworden. Man spricht auf der ganzen Welt von 500 Millionen Menschen die arm werden könnten. Entwicklungsländer werden es noch schwieriger haben, aber wir müssen Lösungen finden“, so Dalgakiran zu Anfang.
„Wir müssen neue Einnahmequellen kreieren“
Auf die Frage, was denn die Lösungen seien, entgegnete der 58-jährige Geschäftsmann mit den Worten: „In dieser neuen Welt müssen neue Einnahmequellen kreiert werden. Man braucht nicht mehr die eigentlichen Einnahmequellen zu bearbeiten, da nicht mehr viel geht. Wir müssen diese Krisensituation zu unserem Vorteil nutzen und die Fans in dieses System integrieren. Eigentlich wollten wir im April einige Projekte starten, aber nun werden wir diese Organisationen noch besser ausarbeiten. Wenn wir von Besiktas sprechen, dann sprechen wir von universellen Werten. Dementsprechend müssen wir in dieser Krise auch mit der ganzen Welt Empathie betreiben und so handeln. Wir verstehen unter Kommunikation stets nur die Presse. Aber es gibt viel mehr Dinge, die zu beachten sind, wo die Fans und die Sponsoren einbezogen werden müssen. Digitalisierung ist eine sehr strategische Planung, wovon wir für die Zukunft großen Einnahmequellen kreieren können. Wir versuchen hier etwas zu schaffen was 24/7 die Fans unterhält. Fußball ist mehr als 90 Minuten am Wochenende. Wir werden die Fans in den Entscheidungsmechanismus einbeziehen. Alle Besiktas-Fans sollen beruhigt sein. Wir versuchen lediglich das Beste für unseren Klub zu machen.“
Neustrukturierung bei Besiktas
Im weiteren Verlauf sprach Dalgakiran über die Transferangelegenheiten im Klub: „Die Fans erwarten von uns, dass wir populäre Aussagen tätigen und diesen oder jenen Akteur kaufen. Wir müssen aber der Realität ins Auge blicken. Die Einnahmequellen müssen erhöht und der Verein muss so geführt werden, wie es die Finanzen zulassen. Dies benötigt allerdings Zeit und Geduld. Ein vielseitiges Scoutingsystem ist im Anmarsch. Wir werden die Jugendlichen genau da unter unsere Fittiche nehmen, wo sie kurz vor dem Durchbruch stehen. Das wird uns wiederum gute Spieler und im späteren Verlauf gutes Geld einbringen. Für die Jugendförderung wurde bislang kein Geld auf den Tisch gelegt. Es versuchen vier Jugendmannschaften zurzeit auf einem Platz zu trainieren. Wir versuchen Trainingsgeländen zu schaffen und mehrere Plätze anzubieten. Es wird nicht nur unser eigenes System beinhalten, sondern alle Jugendsysteme der ganzen Welt. Auch die Professionellen werden den Amateurgeist haben. Das Spielsystem eines Klubs muss mit den Werten des Klubs übereinstimmen. Wir werden dies schaffen, aber es wird natürlich nicht leicht.“
Talisca auf dem Transferzettel?
Zu guter Letzt beantwortete der Vizepräsident der „Schwarzen Adler“ auch die zahlreichen Gerüchte um Ex-Spieler Anderson Talisca: „Wir müssen auch nicht das Wort Strukturierung verwenden. Zurzeit ist es so, dass Manager Spieler vorschlagen und die Vereine Sponsoren finden, um die Gebühren zu bezahlen. So ist die Zukunft von Besiktas verschwendet worden. Aktuell beschäftigt sich der komplette Vorstand mit diesen Fragen und arbeitet sehr hart. In Zukunft müssen aber Professionelle ran, die dieses Scoutingsystem und die sportlichen Geschicke des Klubs leiten. Der Grund wieso türkische Teams in Europa scheitern, ist der, dass alles nicht professionell aufgebaut ist. Besiktas wird in Europa dauerhaft und langfristig Erfolg haben. Dafür arbeiten wir.
Es wird unbedingt der Transfer von Talisca verlangt. Das Budget unseres Klubs betrug dieses Jahr 56 Millionen Euro. Der TFF hat wiederum gesagt, dass wir dies in der kommenden Saison auf 35 Millionen Euro reduzieren müssen, ansonsten mit Strafen zu rechnen haben. Wir müssen 20 Millionen Euro runtergehen und hierbei auch noch Schulden in Höhe von 600-700 Millionen Euro tilgen. Wie kann ich es noch deutlicher erklären? Wir haben kein Geld für Stars. Wieso sollte es nicht möglich sein, dass wir viel talentiertere und erfolgreichere Spieler als Talisca ausbilden? In Europa kommen bessere türkische Spieler hervor, obwohl es nur drei Millionen Türken dort gibt. Der Grund ist simple: Es ist ein System vorhanden. Die Fans müssen uns in dieser Hinsicht kritisieren.“
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