Der Sonntagabend am 30. Spieltag der türkischen Süper Lig war reserviert für die „erste Knallerpartie“. Besiktas musste vor heimischer Kulisse gegen Ankaragücü antreten. Was machte die Partie so besonders? Würden die Schwarzen Adler gewinnen, wären sie nach der Heimniederlage des Tabellenführers urplötzlich wieder im Rennen um den Titel in der Türkei. Eigentlich ein Grund genug, mit beiden Füßen aufs spielerische Gaspedal zu drücken. Und das taten die Adler! Mit 4:1 schossen sie Ankara aus dem Stadion und sich selbst zurück ins Meisterrennen.
Ankaragücü versteckte sich am Bosporus keineswegs. Im Gegenteil. Die ersten Spielminuten gehörten dem Hauptstadtteam. Zählbares sprang aber nicht dabei rum. Außer, dass Besiktas im eigenen Stadion kontern musste – und wie. Ballverlust von Ankara im Mittelfeld. Güven Yalcin holte sich die Pille und schickte Burak Yilmaz auf die Reise. Der tänzelte an der Strafraumgrenze, legte sich die Kugel auf den rechten Schlappen auf und nagelte das Dingen aus 16 Metern herzhaft in die Maschen – 1:0.
Ankara verzweifelt an Loris Karius
Wer nun dachte, das Tor würde den Adlern Sicherheit geben, der sah sich getäuscht. Ankara drehte weiter auf und kam wieder und wieder zu herrlichen Abschlüssen. Aber egal was das Hauptstadtteam auf die Bude der Schwarzen Adler schickte, Karius war auf dem Posten und stets zur Stelle. Dass die Führung von BJK weiterhin Bestand hatte, war nicht der Abwehrleistung der Mannschaft zuzuschreiben, sondern der herausragenden Torwartleistung des Deutschen im Kasten der Adler.
Besiktas selbst brachte zu wenig nach vorne, um seinem Keeper Luft zu verschaffen. So ging es mit dem knappen 1:0-Vorsprung in die Kabinen. Und Karius wird sich sicherlich gewünscht haben, dass man in der zweiten Hälfte Boyd, Agcay und Canteros nicht weiterhin so unbedrängt feuern lässt.
Vida lässt Besiktas jubeln
Die Adler kamen tatsächlich weitaus konzentrierter aus den Kabinen, als sie sich zum Ende der ersten 45 Minuten präsentierten. Es wurde weit mehr Druck auf den Gegner ausgeübt. Den Druck nutzte Domagoj Vida in der 54. Minute und erzielte aus kurzer Distanz das 2:0 – die Vorentscheidung in Istanbul? BJK erhöhte weiterhin die Schlagzahl, wollte die Entscheidung erzwingen. Und die Option gab es in der 61. Minute, als Referee Halil Umut Meler auf Strafstoß entschied. Ante Kulusic hatte Atiba Hutchinson im Strafraum gelegt. Burak trat an – und traf zum 3:0. Damit war hier in Istanbul in der 64. Minute die Messe gelesen. Nun war es nur noch eine Frage, wie hoch Besiktas gewinnen würde.
Wirklich? Nur die Höhe war fraglich? Das sah der Unparteiische anders, denn er zeigte erneut auf den Punkt – diesmal aber für Ankara. Was war geschehen? Keine Ahnung. Kein Hand, kein Foul, aber der VAR sprach Elfer. Den verwandelte dann Hadi Sacko in der 79. Minute – 3:1. Doch das hatte wiederum nur zwei Minuten Bestand, denn in der 81. Minute klingelte es erneut im Kasten von Ankaragücü. Shinji Kagawa, den Trainer Günes dann doch mal in der 65. Minute brachte, setzte vorbildlich Adem Ljajic ein, der keine Mühe hatte, zum 4:1 zu verwandeln.
Dabei blieb es trotz sechs Minuten Nachspielzeit bis zum Abpfiff und die Schwarzen Adler sind damit nur noch drei Punkte hinter dem Tabellenführer. Kann es für ein „schwarz-weißes Wunder vom Bosporus“ reichen und kann Besiktas sogar noch Meister werden?
Aufstellungen
Beşiktaş: Karius, Gökhan Gönül, Vida, Isimat-Mirin, Caner Erkin, Dorukhan Toköz, Hutchinson, Lens (76. Quaresma), Ljajic, Güven Yalçın (64. Kagawa), Burak Yılmaz (88. Adriano)
MKE Ankaragücü: Altay Bayındır, Kitsiou, Kulusic (65. Alihan Kubalas), Pazdan, Pinto, Sedat Ağçay (62. Moulin), Moke, Canteros, Sacko (83. İlhan Parlak), Boyd, Orgill
Tore: 1:0 Yilmaz (8.), 2:0 Vida (54.), 3:0 Yilmaz (63., Elfmeter), 3:1 Sacko (79., Elfmeter), 4:1 Ljajic (81.)
Gelbe Karten: Isimat-Mirin, Caner Erkin (Beşiktaş) – Kitsiou, Sacko, Pinto (MKE Ankaragücü)
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf www.hürriyet.de
Autor: Chris Ehrhardt