Yusuf Demir und Sindelfingen – das passt. Beim Mercedes-Benz Junior Cup, dem international renommierten U19-Hallenturnier, spielt sich das Offensivtalent weltweit in den Fokus. 2019 führt er Rapid Wien bis ins Finale, das gegen Liverpool nur knapp 2:3 verloren geht. Demir trifft im Endspiel, ebenso wie zuvor schon gegen Hertha BSC, den FC Bayern, VfB Stuttgart und die Glasgow Rangers. Es folgt die Auszeichnung zum besten Spieler des Turniers – mit gerade einmal 15 Jahren ist Demir der jüngste Titelträger seit Turniergründung 1991.
Ein Jahr später, derselbe Platz: Wieder ist Demir in Sindelfingen nicht zu stoppen, dieses Mal mit dem besseren Ausgang im Finale. Rapid lässt RB Leipzig mit 4:0 keine Chance, Demir wird zum zweiten Mal als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Seine beeindruckenden Leistungen sind in aller Munde. Der Linksfuß besticht durch seine Dynamik, Wendigkeit, Ballkontrolle und Torgefahr. Durch seinen Spielstil kommen schnell Vergleiche zu Barça-Star Lionel Messi (33) auf, vom „österreichischen Messi“ ist die Rede.
„Natürlich freut man sich darüber, mit dem besten Spieler verglichen zu werden. Aber das lasse ich nicht allzu sehr an mich ran“, sagt Demir im Gespräch mit Transfermarkt. „Ich will mir meinen eigenen Namen machen und dann schauen wir mal, wie weit mich das bringt.“ Dabei gehört Messi wie auch Ronaldinho (40) zu den größten Vorbildern des 17-Jährigen. „Weil ich mir viel von den beiden angeschaut habe und sie meine Jugendzeit geprägt haben“, begründet Demir.
Debüt für Demir „überragend“ – „Umfeld und Verein haben mich sehr gut vorbereitet“
Sein Ausnahmetalent bleibt den Verantwortlichen bei Rapid, wo es Demir 2013 nach drei Jahren beim First Vienna FC hinzog, schon früh nicht verborgen. Mit 15 Jahren darf der gebürtige Wiener mit türkischen Wurzeln erstmals mit den Profis trainieren. Es sei „überragend“ gewesen, erinnert sich Demir. „Aber mein Umfeld und der Verein haben mich sehr gut auf den Schritt vorbereitet. Ich habe einfach meinen ‚Job‘ gemacht.“
Am 14. Dezember 2019 kommt Demir schließlich gegen den FC Admira Wacker Mödling (3:0) im Alter von 16 Jahren, sechs Monaten und zwölf Tagen zu seinen ersten acht Profiminuten, avanciert zum jüngsten Bundesliga-Spieler Rapids. Ein Jahr später steht Demir mittlerweile bei 17 Einsätzen und bewies mit vier Treffern und zwei Vorlagen seine Stärke vor dem Tor. „Ich kann sehr gefährlich im letzten Drittel sein. Tempodribblings, Übersicht, Abschluss. Ich versuche möglichst effizient zu sein in meinen Aktionen“, so Demir.
Demirs größte Stärke sei „ganz klar seine Technik und, was auch ganz wichtig bei Spielern in seinem Alter ist, seine geistige Reife“, weiß TM-User und Rapid-Pate „MaSTeRLuK1899“. „Demir versteckt sich auch nicht vor großen Namen, sondern nimmt auch gegen die besten Gegner sofort das Zepter in die Hand und hebt das Offensivspiel von Rapid auf ein ganz anderes Level. Sobald Demir eingewechselt wird, steht er im Fokus der Rapid-Offensive und ist an so gut wie jeder Offensivaktion beteiligt. Durch Demir eröffnen sich Rapid völlig neue Aspekte im Offensivspiel, da er mit seiner Technik und seiner Übersicht Spielsituationen kreiert, die für andere Spieler unmöglich sind.“
Die Schattenseite des Fußballs lernt Demir kurz nach seinem Profidebüt kennen. Vor dem Start der Rückrunde 2019/20 zieht sich das Offensivtalent eine Knöchelverletzung zu, die ihn länger außer Gefecht setzt. „Ich habe sehr viel Zeit mit meinem Physio verbracht und wir haben hart daran gearbeitet, dass ich so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen kann. Auch hier haben mir der Verein und mein Umfeld geholfen“, sagt Demir. Aufgrund der Corona-Pause kann er im Juni dem Team sogar noch im Saisonendspurt helfen.
Rapid-Youngster Demir bereits beim BVB und FC Bayern gehandelt
Internationale Top-Klubs beschäftigten sich bereits 2018 mit Demir, der sich trotz der Anfragen sowohl vor zwei Jahren als auch 2019 zur einer Vertragsverlängerung bei Rapid entschied. „Ich hatte das Gefühl, dass ich bereit war, meine ersten Schritte im Profibereich zu gehen, daher war der Plan möglichst schnell bei den Profis auf dem Platz zu stehen und das hat funktioniert“, sagt Demir über seinen Karriereplan.
„Natürlich will ich eines Tages für ein europäisches Top-Team spielen, aber alles step by step“, blickt Demir in die Zukunft. Gehandelt wurde das Rapid-Talent u.a. schon bei Borussia Dortmund, dem FC Bayern oder dem FC Barcelona. „Alles hat seine Zeit. Das Wichtigste ist, jetzt mit Rapid erfolgreich zu sein. Alles andere ergibt sich dann nach guten Leistungen von mir.“
Diese bringt Demir auch schon im ÖFB-Team. Für die U17 und U15 erzielte er in 22 Länderspielen 19 Treffer. Im September debütierte Demir bereits für die U21 Österreichs. Spielberechtigt wäre er auch für die Türkei, das Heimatland seiner Eltern. „Aktuell spiele ich für Österreich, habe jeden Jahrgang durchlaufen und muss sagen, dass jeder Lehrgang, den ich erleben durfte, mir irrsinnig Spaß gemacht hat. Natürlich spielt in den Hintergedanken auch die Türkei eine Rolle. Aber wie gesagt bin ich glücklich für Österreich auflaufen zu können“, macht Demir den ÖFB-Fans Hoffnung.
Schritt für Schritt soll es für Demir in seiner Karriere gehen, klare Ziele hat der Youngster dennoch. „Natürlich habe ich Ziele, wie zum Beispiel möglichst viele Titel oder sogar die Champions League zu gewinnen. Ganz persönlich habe ich, schon seit ich ein kleines Kind bin, den Traum, eines Tages den Ballon d’Or zu gewinnen“, sagt Demir, stellt aber auch klar: „Das ist wahnsinnig weit weg, aber etwas, wofür ich morgens aufstehe und Vollgas gebe.“
TM-Nutzer „MaSTeRLuK1899“ hofft, dass die Corona-Pandemie im nächsten Jahr die Fans doch noch das Talent von Demir bestaunen lässt. „Für uns Fans ist es enorm schade, dass wir dieses Jahrhunderttalent nicht im vollen Stadion spielen sehen können“, sagt der Rapid-Pate. „Oft bekommt man in Österreich außerhalb von Salzburg nicht die Chance, einen künftigen Weltklassespieler spielen zu sehen.“
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf transfermarkt.de
Autor: Benedikt Duda