Am Samstagabend kam Besiktas im Strafraum von MKE Ankaragücü 35 Mal zum Ballbesitz. Das ist bisheriger Rekord unter der Regie von Coach Abdullah Avci. Aber es sollte einfach nicht klappen. Auch in der Hauptstadt Ankara tat sich die Offensivreihe der Schwarz-Weißen verdammt schwer. Und konnte letzten Endes die Sehnsucht nach einem Auswärtsdreier nicht stillen. Die „Schwarzen Adler“ warten nun seit dem 22. April auf einen Sieg in der Ferne (ein Remis und fünf Niederlagen). Avci persönlich hingegen wartet schon seit dem 03. März auf einen Auswärtssieg (drei Remis und fünf Niederlagen). Sowohl in der Liga als auch in der UEFA Europa League läuft es seit dem Trainerwechsel nicht bei Besiktas. Während man unter Senol Günes noch in den letzten beiden Jahren, wo es schlechter herging, als die beiden Meisterjahre zuvor, zumindest in der Offensive glänzen konnte. Hat Avci sowohl im Angriffsspiel als auch im Abwehrverbund mit Problemen zu kämpfen.
Avcis System funktioniert nicht
Bereits in der Vorbereitung im Sommer hatte der 15-malige Meister, auch aufgrund der späten Transfers, mit schlechtem Fußball negativ auf sich aufmerksam gemacht. Es erklärt wohl einiges, wenn die beste Partie im Trainingslager kurz vor Saisonstart gegen Panathinaikos Athen gespielt wurde. Kurios: In dieser Begegnung verspielten die Männer von Avci eine 2:0-Führung im Olympiastadion von Istanbul, aber auf dem Platz standen nur die jungen Namen im Kader. Angeführt vom Ex-Düsseldorfer Muhayer Oktay und dem früheren Fürther Orkan Cinar. Das heißt: In der gesamten Vorbereitungsphase konnte die erste Garde von Besiktas nur gegen Kocaelispor mit 7:1 gewinnen, die in der vierthöchsten Spielklasse der Türkei untergebracht ist. Ansonsten gab es zwei Remis und vier Niederlagen. Der 56-jährige Übungsleiter tüftelt schon seit Monaten daran, sein gewohntes Spielsystem, welches über Jahre hinweg erfolgreich beim Istanbuler Rivalen Basaksehir funktionierte, anzuwenden. Trotz den Versprechungen und den positiven Gedanken von Avci änderte sich auch nach Saisonbeginn nichts. Aus acht Ligaspielen sprangen nur zwei Siege, drei Remis und drei Niederlagen heraus. Im Europapokal verlor man die beiden Auftaktspiele und steht jetzt schon mit dem Rücken zur Wand. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass die Spieler das geforderte nicht auf dem Platz umsetzen können. Avci hat bereits ein paar Umstellungen vorgenommen und verzichtet auf sein geliebtes 4-1-4-1. Besiktas spielt zumindest von der Formation her wie noch unter dem aktuellen türkischen Nationaltrainer Günes. Aber Lust auf mehr macht diese Tatsache nicht, wenn die Fans so eine Darbietung auf dem Platz sehen müssen.
Die Woche der Wahrheit
Um ehrlich zu sein läuft es bei keinem Süper Lig-Klub gut, aber Besiktas ist tatsächlich der schlechteste Saisonstart aller Zeiten gelungen. Und es stimmt: Der Abstand zu den Meisterschaftskandidaten ist nicht wirklich sehr groß, wie es Avci selbst immer gerne unterstreicht. Das es nach vier Jahren Günes mit dem Trainerwechsel es nicht leicht werden würde, ist jedem bewusst gewesen. Eigentlich hatten alle gedacht, dass mit dem Sieg über Tabellenführer Alanyaspor vor der Länderspielpause der Befreiungsschlag geklappt hätte. Aber es funktioniert weder vorne noch hinten, obwohl man seit zwei Spielen keine Gegentreffer zugelassen hat. Überzeugen tut die Defensivabteilung nicht. Das wird sich wohl in dieser Woche gegen die stärkeren Gegner auch bestätigen. Vielleicht hat auch der alte Vorstand um Ex-Präsident Fikret Orman Schuld an dieser vorherrschenden Lage. Nichtsdestotrotz ändert es überhaupt nichts an der Tatsache, dass Avci selbst mit dem Rücken zur Wand steht. Die Luft wird immer dünner. Die nächsten Spiele gegen SC Braga in der Europa League und das Galatasaray-Derby in der Liga könnten das Schicksal des früheren Nationaltrainers bestimmen. Bei einer Niederlage gegen den portugiesischen Vertreter würden sich die Zweifel um seine Person und seine Philosophie wachsen. Wenn am Sonntagabend im Heimderby gegen den Stadtrivalen auch noch Punkte liegen gelassen werden sollten, dann könnte man sogar mit einem Rücktritt des Istanbulers rechnen.
Avci erhält Rückendeckung von Neu-Präsident Cebi
Zwar bekam Avci durch den neuen Vorstand um Präsident Ahmet Nur Cebi mit diesen Worten den Rücken gestärkt: „Ich sehe unseren Coach als erfolgreich an. Wir werden ohne weitere Diskussion bis zur Winterpause mit ihm weitermachen. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass wir bis zum Ende der Hinrunde erfolgreich sein werden. Abdullah Avci ist ein sehr besonderer Sportsmann und man muss ihm die nötige Zeit geben. Er muss sich auch uns gegenüber rechtfertigen und äußern können. Wenn bis dahin ein Problem sein sollte, dann denke ich auch, dass Avci selber die Konsequenzen ziehen und das nötige tun wird.“ Aber sollten es tatsächlich zwei Pleiten werden, dann ist solch eine Rückendeckung im Profifußball im Nu wieder Schnee von gestern. Viele Experten sind auch der Meinung, dass Avci bei seinem Ex-Klub Basaksehir einen besseren Kader für sein System hatte. Vergessen aber hierbei, dass die meisten Transfers auf Wunsch von Avci getätigt worden sind.
Vielleicht wäre das bereits Grund genug gewesen den erfahrenen Übungsleiter zu feuern. Aber Fikret Orman sagte, dass er nicht den gleichen Fehler machen wolle, den damals Yildirim Demirören mit dem spanischen Erfolgscoach Vicente del Bosque begangen hatte. Eigentlich dürfte man den spanischen Welt- und Europameister-Trainer nicht mit Avci vergleichen, aber Orman tat es. Und vielleicht entpuppt sich Avci tatsächlich als einer der erfolgreichsten Trainer in der Geschichte der Schwarz-Weißen. Dafür benötigt er aber Zeit und die bekommt er nur, wenn er die Woche der Wahrheit heil übersteht. Vielleicht könnte das neue Präsidium mit einer Finanzspritze für Abhilfe schaffen. Die Fußballer und die Angestellten warten seit Monaten vergeblich auf Gehaltszahlungen. Ansonsten endet das Kapitel des „Jägers“ schneller als gedacht, da seine Jagdkünste bei den „Schwarzen Adlern“ nie zur Geltung kamen.
Ein Kommentar
Sicherlich braucht man Zeit, Geduld und finanzielle Mittel um eine Mannschaft vom System und den Spielern umzustrukturieren. Ich bin grundsätzlich auch nicht dafür sofort alles neue zu verteufeln und sage immer, Gebt denen die Zeit sich zu formieren und wenn es sich über 2 Jahre zieht, auch dann bin ich als echter Fan fürs warten… aber nur dann, wenn man eine international Konkurrenz Fähige Truppe zusammen stellt, die sich dann jahrelang auch beweisen kann. Davon ist BJK weit entfernt. Die Kernspieler sind entweder schon überm Zenit oder kurz davor den zu überschreiten. Wir reden hier nicht über einen Haufen junger wilder Talente um die 18 sondern über Gestandene Männer, die ihren besten Tage hinter sich haben. Da ist nichts zukunftsorientiert sondern nur Kostenreduziert – apropos: wenn man einen Haufen Söldner hat muss man die auch bezahlen, sonst spielen die einfach ihre Zeit ab und verklagen dich anschließend bei der UEFA. Da ist es auch vollkommen unerheblich wer der Trainer ist – was das System betrifft sehe ich allerdings auch nur das die kopflos anrennen und wenn es nicht weitergeht wird wieder hinten rum gespielt – kein Angriff bis zum Ende. So kannst du nichts werden. Ich sehe daher 2 Niederlagen diese Woche gegen Braga und GS – ich habe es schon mal geschrieben: wer Beşiktaş aktuell nicht schlagen kann hat entweder richtig viel Pech oder ist genauso Inkompetent.