Pierre van Hooijdonk ging für Fenerbahce zwischen 2003 und 2005 auf Torejagd, feierte zwei Meisterschaften und wurde von den Fans sogar zum „Heiligen Pierre“ (türkisch: Aziz Pierre) ernannt. 2003 kam der Niederländer von Feyenoord Rotterdam zu den „Kanarienvögeln“ und schoss gleich 24 Tore in 34 Begegnungen. Trotz der zweiten Meisterschaft infolge nahm die Karriere bei den Istanbulern aufgrund der Diskurse mit Präsident Aziz Yildirim und Trainer Christoph Daum kein schönes Ende. Im Interview mit dem türkischen Sportportal „Fanatik“ ließ der niederländische Fußballer des Jahres 2002 seine Zeit am Bosporus Revue passieren und verriet hierbei amüsante Details. Van Hooijdonk über…
… über das spektakuläre Meisterschaftsrennen mit Besiktas:
„Die Zeit bei Fenerbahce war sehr schön. Ich kam 2003 an und die Mannschaft hatte in der vorherigen Saison die Tabelle auf dem sechsten Platz beendet. Viele Spieler waren gegangen, aber mit fünf richtig guten ausländischen Spielern und starken Youngsters sind wir eine unglaubliche Mannschaft geworden. Insbesondere Fabio Luciano, Stjepan Tomas und später Mert Nobre als Winterzugang haben das Team geprägt. Eigentlich fingen wir nicht gut an und glaubten selbst nicht mehr daran Meister zu werden. Besiktas unter der Leitung von Mircea Lucesu war elf Punkte vor uns. Sie mussten verlieren und wir mussten stets gewinnen. Als dann zum Rückrundenauftakt Besiktas gegen Samsunspor 0:4 verlor und fünf Rote Karten sah, hat sich alles schlagartig geändert. Wir haben Gaziantep, Galatasaray und Genclerbirligi hintereinander besiegt und Besiktas dagegen Punkte liegen lassen.“
… über Ex-Coach Christoph Daum:
„Vier Wochen vor Saisonende gewannen wir mit 3:1 auswärts bei Besiktas und die Meisterschaft rückte immer näher. Besiktas hat sich immer wieder selbst geschlagen und wir haben an uns geglaubt. Dieser Titel war eine unglaubliche Geschichte. Und dies ist uns mit jungen Spielern wie Ali Günes, Volkan Demirel, Selcuk Sahin, Tuncay Sanli und Serhat Akin gelungen. Diese Youngsters konnten mit dem Druck richtig umgehen. Mein Verhältnis zu meinem Coach war im ersten Jahr ganz gut, aber im zweiten Jahr sehr angespannt. Nach einer Begegnung verhängte er mir eine Geldstrafe und ich weigerte mich diese zu zahlen. Zum Ende der Hinrunde hatte ich mich verletzt, aber in drei Wochen sollte ich wieder fit sein. Gegenüber der Presse wurde allerdings gesagt, dass meine Verletzung länger dauern wird und man holte Nicolas Anelka. Aufgrund der Ausländerregelung wurde mir gesagt, dass ich gehen muss, doch ich stellte mich quer. Sie mussten dann unseren Außenverteidiger Fabiano Lima verkaufen. Nach diesem Vorfall hat mich Daum nie wieder in der Startformation aufgestellt. Um ehrlich zu sein war Daum sehr klug und hatte die türkische Mentalität durchschaut. Er blieb immer diplomatisch.“
… über Ex-Präsident Aziz Yildirim:
„Aziz Yildirm ist wohl einer der bedeutendsten Fenerbahce-Präsidenten in der Geschichte. Aber wir hatten in der Zeit, in der ich bei Fenerbahce gespielt habe, kein gutes Verhältnis. Ihm war es egal was andere Menschen dachten, er zeigte nur den Wenigsten Respekt. Ein Anführer ist immer ein Anführer. Aber es ist wichtig, wie du auf Menschen zugehst. In meiner zweiten Saison hatten wir in der dritten Runde des UEFA Cups zuhause gegen Real Saragossa mit 0:1 verloren. Im Rückspiel lagen wir zur Halbzeit erneut mit 0:1 zurück. Aziz Yildirm kam in die Kabine und Daum flüchtete ohne ein Wort zu sagen auf die Toilette. Yildirim hat alle Spieler angeschrien. In dem Moment war er wie der Trainer und der Präsident in einer Person. Ich habe meine Teamkollegen gefragt, was er denn sagen würde und habe erfahren, dass er geflucht hat. Ich war damals 34 Jahre alt und hatte zum ersten Mal so etwas erlebt. Hätte Daum uns in dem Moment in Schutz genommen, wäre er wohl seinen Job losgeworden. Mit Fenerbahce habe ich zwei Mal in der Champions League gespielt und zwei Meisterschaften gefeiert. Später habe ich ein Interview gegeben, worin ich Daum kritisiert habe. Der Präsident zahlte infolgedessen meine ausstehenden Gehälter nicht. Die Sache ging bis vor die FIFA. Mit Daum verlängerten sie noch ein Jahr. Und hier endete meine Geschichte.“