Türkische beziehungsweise türkischstämmige Trainer sorgen auch in Europa immer mehr in diversen Fußballbereichen für Aufsehen. So auch Gökhan Demirci, der als Trainer die Frauenmannschaft des TSV Alemannia Aachen in der Regionalliga West betreut. Im Gespräch mit Mustafa Özbay erklärte der frühere Coach des TSV Düren, er habe diesen Trainerposten erreicht, indem er eine sportliche Stufe nach der anderen erklommen habe.
Ausbildung der Schlüssel zum Erfolg
In dem Interview, das Özbay „an einem kalten Februarabend bei Vollmond“ auf dem Trainingsplatz von Alemannia Aachen führte, begann Demirci seine Aussagen damit, indem er verriet, dass er die UEFA A-Lizenz besitzt und dass sein Werdegang bei Null angefangen habe, als er 2006 nach Deutschland kam: „Ich habe im Jahr 2000 als professioneller Trainer in Ankara gearbeitet und bin in den Nachwuchsabteilungen von Genclerbirligi und Ankaragücü aufgewachsen. Ich habe an zwei Universitäten Sport studiert. Ich habe im Team von Ersun Yanal gearbeitet, dann war ich für kurze Zeit Fußballtrainer an einem College in den USA. Als ich nach Deutschland kam, habe ich verschiedene Amateurmannschaften trainiert, ich war in ständigem Kontakt mit den Ausbildern und Lehrkräften der Kölner Sporthochschule. Wenn man etwas will, dann macht man es, es gibt keinen anderen Weg. Als ich sah, dass ich mit dem, was ich tat, erfolgreich war, wollten andere Mannschaften mit mir arbeiten. Ich habe sogar eine Amateurmannschaft, die seit 40 Jahren nicht mehr aufgestiegen war, in die erste Liga geführt, das war der Schlüssel, der mir viele Türen geöffnet hat.“
Team von Grund auf umgekrempelt und wieder in die Erfolgsspur geführt
Demirci, der auch als Sportlehrer an einem Aachener Gymnasium tätig war, erklärte, dass er 2018 ein Angebot vom TSV Alemannia Aachen erhielt und seine Tätigkeit hier erfolgreich fortsetzte: „Ich habe den Verein nur während der Pandemiezeit verlassen und bin für das Projektteam zu Manisaspor gegangen. Als dieses Projekt endete, kehrte ich 2022 wieder nach Aachen zurück, aber als ich die Mannschaft wieder übernahm, war sie eine Liga abgestiegen, in der Mannschaft herrschte ein gewisses Chaos. 2023 habe ich die Mannschaft mit einem sehr schmalen Kader aus einer Gruppe mit aufstrebenden Teams wie Köln und Uerdingen in die erste Liga geführt, indem ich die Mannschaft zum Meister gemacht habe. Ich habe eine Mannschaft, die nichts mehr hatte, neu aufgerichtet und hierher gebracht. Alemannia Aachen hätte mir diese wichtige Aufgabe nicht gegeben, wenn ich sie nicht verdient hätte. Unser Ziel für 2024 ist es, in der Liga zu bleiben und Deutscher Meister im FUTSAL, also im Hallenfußball, zu werden.“
Hochgesteckte Ziele
Demirci erklärte des Weiteren, dass er ein Team habe, das die Ligen in Deutschland, den Niederlanden, England und Spanien sehr gut analysiert hat. Man habe begonnen, dieses System strukturell optimal zu organisieren. Dieses Wissen wolle Demirci für die Türkei nutzen. Außerdem sagte der ambitionierte Coach, dass er mit einer Mannschaft aus der türkischen Frauenliga in der Champions League erfolgreich sein möchte.
Co-Trainer Plum hofft auf mehr Förderung des Frauenfußballs
Özbay berichtete weiter, dass kurz vor dem Ende des Interviews, während die Fußballerinnen mit ihren Sporttaschen langsam das Vereinsheim für das Training betraten und sie sich gut gelaunt unterhielten, auch Co-Trainerin Katrin Plum hinzukam, die ebenfalls als Leistungssportlerin aktiv war. Sie erzählte, dass sie bis vor zwei Jahren Fußballspielerin der Mannschaft war, und sagte: „Nach einer Knieverletzung musste ich mit dem Fußball aufhören und habe angefangen, als Co-Trainerin zu arbeiten. Natürlich wird der Frauenfußball nicht so gefördert wie der Männerfußball, aber ich kann sagen, dass es in letzter Zeit ein gewisses Interesse gibt. Die großen Mannschaften in der Bundesliga sollten dem mehr Aufmerksamkeit schenken.“
Am Ende unseres Interviews begaben sich Demirci und Plum mit Elan und Tatendrang in Richtung Spielfeld und begrüßten die neuen Spielerinnen im Team mit motivierendem Beifall. Mit den Rufen der Fußballerinnen, die unter dem Flutlicht trainierten, verließ Özbay den Trainingsplatz in der abendlichen Dämmerung.
Hinweis: Autor des türkischen Original-Interviews und Textes: Mustafa Özbay
Bildquellen stammen von Alemannia Aachen sowie Trainer Gökhan Demirci
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