Vor knapp einem Jahr stand bei der Veröffentlichung des Artikels „Neue Youngsters für die Türkei aus Deutschland? – Senol Günes auf Talentjagd! (Teil 2)“ noch nicht fest, ob Samed Onur künftig für die Türkei auflaufen wird. Im Interview mit der türkischen Nachrichtenagentur „Anadolu Ajansi“ verriet das 18-jährige Talent im Trainingslager der türkischen U19-Nationalmannschaft nun, dass er trotz eines Angebots des Deutschen Fußballbundes (DFB) sich für das Heimatland seiner Eltern entschieden hat: „Es stimmt, dass auch Deutschland angefragt hat. Ich bin dort geboren, aufgewachsen und habe meine ganze Ausbildung dort absolviert. Ich bin ihnen für alles sehr dankbar. Aber meine Eltern sind hier großgeworden. Dies ist meine Heimat. Es ist eine große Ehre für die Türkei spielen zu dürfen.“ Somit konnte dieses Mal der türkische Fußballverband (TFF) das Rennen um einen der Nachwuchskicker mit türkischen Wurzeln für sich entscheiden.
Von Fortuna Düsseldorf zu Bayer Leverkusen
Zunächst ließ der Linksaußen im Zuge des Interviews seinen bisherigen Fußballerwerdegang Revue passieren: „Ich habe bei Fortuna Düsseldorf mit dem Fußball begonnen und wechselte zweieinhalb Jahre später im Alter von zehn Jahren zu Bayer 04 Leverkusen. Nun bin ich schon im neunten Jahr in Leverkusen. Ich bin sehr glücklich dort zu sein, weil sie stets hinter einem stehen und mich immer unterstützen. In Deutschland ist der Nachwuchsbereich sehr gut. Sie fokussieren sich nicht nur auf den Fußball, sondern haben auch die schulischen Leistungen im Blick. Sie wollen, dass alles gemeinsam vorangeht. Wir trainieren sehr hart und entwickeln uns in Sachen Technik und Taktik immer weiter.“
Erster Profi-Einsatz in der Europa League – Demirbay & Co. sind behilflich
Auf seinen ersten Einsatz im Dress der „Werkself“, bei dem er in der 72. Minute der UEFA Europa League-Begegnung gegen Slavia Prag eingewechselt wurde, blickt Onur stolz zurück: „Glücklicherweise habe ich endlich meine erste Partie in der Profimannschaft bestreiten dürfen. Und das auch noch in der Europa League. Die U19-Bundesliga ist aktuell leider bis auf Weiteres verschoben worden. Wir wissen auch nicht, wann es wieder weitergeht. Zum Glück bin ich immer in den Einheiten des Profi-Teams mit dabei. Manchmal schaffe ich es auch schon in den Matchkader.“ Seine Mannschaftskollegen bei Bayer lobte der 1,75 Meter große Flügelflitzer aufgrund ihrer fürsorglichen Art und Weise: „Die Anlage von Bayer ist natürlich phänomenal. Wir trainieren jeden Tag im Komplex der Arena. In der Kabine oder auch im Training sind große Spieler wie Leon Bailey, Kerem Demirbay und Nadiem Amiri mit dabei. Sie versuchen mir immer behilflich zu sein und unterstützen mich, wo es nur geht. Ich versuche wiederum viel von ihnen abzuschauen und mich zu verbessern.“
Als Linksaußen: 21 Treffer in 47 U17- und U19-Bundesliga-Begegnungen
Auf der linken Außenbahn hat sich Onur in insgesamt 47 U17- und U19-Bundesliga-Spielen ins Rampenlicht gewirbelt. Obwohl der gebürtige Düsseldorfer auf dem linken Flügel zum Einsatz kommt, erzielte er hierbei starke 21 Treffer und legte ein Tor auf. Er wird als vielversprechendes Offensiv-Juwel angesehen und lief bereits viermal für die türkische U17-Auswahl auf. Zu seinem Spielstil sagt Onur: „Außer meine Rolle auf den Flügeln kann ich auch als Zehner oder Achter spielen. Ich kämpfe auf dem Platz um meine Mitspieler zu unterstützen und Assists beziehungsweise Tore zu machen. Für mich ist es wichtig, dass ich der Mannschaft helfen kann. Die persönlichen Statistiken sind zweitrangig. Aber ich möchte nicht nur vorne stehenbleiben und Tore bzw. Assists machen. Wichtig ist auch dem Team in der Defensive zu helfen und mit nach hinten zu arbeiten.“
Vertragsende im Mai: Onur ist für alles offen
Als Vorbild nannte der 18-Jährige den Weltmeister-Neuzugang von Fenerbahce: „Natürlich ist Mesut Özil mein Vorbild, weil er auch genau wie ich aus Deutschland kommt und ihm eine große Karriere gelungen ist.“ Im Sommer 2019 war Onur bereits ein Teil des Trainingslagers der Profis. Er überzeugte bei den Einheiten, musste aber mit einem Kreuzbandriss einen herben Rückschlag hinnehmen. Deswegen lässt der junge Kicker des Jahrgangs 2002 erkennen, dass man im Profigeschäft nicht zu sehr in die Zukunft blicken darf. „Ich bin aktuell bei Leverkusen und habe mir um ehrlich zu sein nicht so große Gedanken bezüglich meiner Zukunft gemacht. Mein Vertrag geht vorerst noch bis Saisonende. Ich werde versuchen in dieser Zeit so viele Spiele wie möglich zu absolvieren. Danach bin ich für alles offen und es ist alles möglich“, so der türkische U19-Nationalspieler zum Ende des Gesprächs.