In der Süper Lig stehen Trainer-Entlassungen fast schon auf der Tagesordnung. Nicht selten wird dabei eine Abfindung fällig. Die Gesamtsumme der letzten 20 Jahre beläuft sich auf 30 Millionen Euro, doch welcher Übungsleiter profitierte am meisten davon? GazeteFutbol mit den höchsten Trainer-Abfindungen in der Türkei.
1. Platz: Vicente del Bosque (2005/Besiktas)
Der spätere Welt- und Europameister mit der spanischen Nationalmannschaft reiste an den Bosporus mit großen Erfolgen im Gepäck an: UEFA Champions League-Sieger, UEFA Supercup-Sieger, Weltpokalsieger, spanischer Meister, spanischer Superpokal-Sieger. Die Erwartungshaltung war groß, als er am 08.06.2004 bei den Schwarz-Weißen anheuerte. Der mittlerweile 69-Jährige hatte seinen gesamten Trainerstaff mit an Board. Doch nach nur 23 Spielen mit zehn Siegen, sieben Remis und sechs Niederlagen war seine Zeit in Istanbul auch schon wieder vorbei. So leicht war die Freistellung des großen Vicente del Bosque allerdings nicht. Der damalige BJK-Vorstand um Präsident Yildirim Demirören musste der spanischen Trainerlegende ganze 8,5 Millionen Euro zahlen. Eigentlich hatte del Bosque dem Management angeboten, dass er mit 700.000 Euro zufrieden sei, was wiederum Demirören & Co. zunächst begrüßten. Später allerdings beachtete die Vereinsführung die Details im Arbeitsvertrag nicht und teilte dem erfahrenen Coach mit, dass er vor Gericht gehen soll um die geforderte Summe zu erhalten. Das Ende der Geschichte: Besiktas zahlte im gesamten zwölf Millionen Euro an del Bosque. Der internationale Sportgerichtshof CAS beschlagnahmte nämlich die ganzen Champions League-Einnahmen von Besiktas in der Saison 2004/05.
2. Platz: Cesare Prandelli (2014/Galatasaray)
Cesare Prandelli suchte nach dem WM-Aus mit der italienischen Nationalmannschaft 2014 eine neue Herausforderung und fand sich 14 Tage später in Istanbul wieder. Doch nach vier Monaten war diese neue Erfahrung auch schon zu Ende. In 16 Spielen an der Seitenlinie der Gelb-Roten holte Prandelli sechs Siege, zwei Unentschieden und acht Niederlagen. Die Fans und der Vorstand waren unzufrieden, so dass man den 63-Jährigen entließ. Dies kam den „Löwen“ allerdings teuer zu stehen. Der damalige Galatasaray-Präsident Ünal Aysal musste dem früheren Florenz-Coach tatsächlich eine Abfindung in Höhe von sieben Millionen Euro zahlen.
3. Platz: Frank Rijkaard (2010/Galatasaray)
Nach seiner erfolgreichen Zeit beim FC Barcelona mit dem Gewinn der spanischen Meisterschaft, dem spanischen Superpokal, des Weltpokals und der Champions League war die Erwartungshaltung bei den gelb-roten Fans wieder einmal sehr groß. Im Grunde fing es auch sehr gut an und die Mannschaft feierte unter seiner Führung aufeinanderfolgende Siege mit schönem attraktivem Fußball. Nach und nach verschlechterten sich die Ergebnisse und drei Monate nach Beginn der zweiten Spielzeit unter Rijkaard ging man getrennte Wege. Von 67 Spielen gewann er 37, spielte 15 mal Unentschieden und verlor ebenfalls so viele Partien. Die Abfindung betrug am Ende drei Millionen Euro.
4. Platz: Jean Tigana (2007/Besiktas)
Ein weiterer absoluter Top-Trainer, der sein Glück in Istanbul suchte und nicht das fand, was er sich erhoffte. Die Rede ist von Jean Tigana, der Ende Oktober 2005 das Amt bei den Schwarz-Weißen übernahm und in 19 Monaten immerhin zwei Mal den türkischen Pokal und ein Mal den türkischen Superpokal gewann. In der Liga reichte es lediglich zur Vizemeisterschaft hinter Fenerbahce. Genau wie bei Rijkaard, mussten die „Schwarzen Adler“ bei der Entlassung des nun 65-Jährigen drei Millionen Euro hinblättern.
5. Platz: Christoph Daum (2010/Fenerbahce)
Christoph Daum ist einer der Wenigen in der Türkei, der sowohl mit Fenerbahce als auch mit Besiktas die Meisterschaft erringen konnte. Noch besser machte es nur Mustafa Denizli, der mit allen drei Istanbuler-Klubs den Titel holte. 2009 wollte er es noch ein Mal bei den Gelb-Marineblauen versuchen. Die Saison fing mit dem Gewinn des Superpokals gut an. Am Ende wurde der gebürtige Zwickauer allerdings Zeuge eines Saisonendes, das bei einigen Fans der „Kanarienvögel“ eine Art Trauma verursachte. Man glaubte nach dem Schlusspfiff am letzten Spieltag, dass die Meisterschaft gewonnen sei, allerdings hatte der Stadionsprecher eine fehlerhafte Information durchgegeben. Am Ende war es Bursaspor, das seine erste Meisterschaft feiern durfte. Daum musste schließlich den Klub verlassen und bekam hierfür eine Abfindung in Höhe von 2,4 Millionen Euro.
6. Platz: Luis Aragones (2009/Fenerbahce)
Als frischgebackener Europameister mit Spanien unterschrieb Luis Aragones überraschenderweise bei Fenerbahce. Während er beim FC Barcelona und Atletico Madrid als Coach sieben Titel feiern durfte, reichte es bei den Gelb-Marineblauen nicht zu einem einzigen. Nach einer Spielzeit mit 28 Siegen, elf Remis und 14 Niederlagen war Schluss am Bosporus für die mittlerweile verstorbene Trainerlegende. Der damals 70-jährige Übungsleiter bekam bei seiner letzten Trainerstation immerhin noch eine Abfindung in Höhe von zwei Millionen Euro.
7. Platz: Vitor Pereira (2016/Fenerbahce)
In der Saison 2015/16 lieferten sich Fenerbahce und Besiktas ein ereignisreiches und spannendes Meisterschaftsrennen mit dem besseren Ende für die Schwarz-Weißen. Vor Saisonbeginn transferierten die Gelb-Marineblauen namhafte Kicker wie Robin van Persie, Luis Nani, Simon Kjaer, Lazar Markovic, Ozan Tufan und Josef de Souza. Am Ende reichte es nur zur Vizemeisterschaft. Kurz vor Beginn der neuen Saison ging man mit Coach Vitor Pereira getrennte Wege, wobei dieser vor seinen Engagement beim TSV 1860 München, mit denen er in die dritte Liga abstieg, eine 1,9 Millionen Euro hohe Abfindung erhielt.
Ein Kommentar
Interessant wäre es noch gewesen, wenn ihr das mit Mancini erwähnt hättet. Da mussten wir eigentlich auch 7 Mil. bezahlen. Er hat aber darauf verzichtet mit folgender Begründung: Wie kann ich dieses Geld nehmen, wenn ich weiß in was für einer Situation der Klub sich befindet.
Ob das stimmt? KA, vielleicht hat Aysal auch was illegales durchgezogen. Wäre ja nicht das erste, was er in diese Richtung gemacht hätte…