Verrücktes 4:3 in Istanbul – Tekke schwärmt von Muci, aber bangt um Visca
Die Partie in Istanbul hatte alles, was ein Torspektakel braucht. RAMS Basaksehir sah bereits in der zehnten Minute eine Rote Karte, ließ sich davon aber nicht entmutigen und lieferte sich mit Trabzonspor ein intensives Duell. Am Ende entschieden die Gäste das Spiel mit einem Tor in der 90.+11 Minute mit 4:3 für sich. Nach dem Schlusspfiff analysierte Trainer Fatih Tekke das Geschehen und sorgte zugleich für Gänsehaut- wie Schock-Momente.
Besonders freute sich Tekke über Matchwinner Ernest Muci, den er bereits vor dem Spiel öffentlich gelobt hatte: „Ich freue mich besonders über seinen Beitrag heute“, sagte der Coach in Bezug auf den albanischen Offensivmann, der zuletzt auch Kritik einstecken musste. „Leider haben wir Reaktionen auf unsere Spieler, die wir nicht wollen, sie sind erledigt. Ich habe immer gesagt, dass Muci ein guter Spieler ist. Ich kann nicht viel von meiner eigenen Freude teilen, aber ich denke, es gab eine unglaubliche Explosion für Muci.“ Für den Trainer steht fest: Dieser Abend könnte ein Wendepunkt für seinen Offensivspieler sein.
„Visca erlitt eine traurige Verletzung“ – Tekke erklärt die bittere Diagnose
Bei aller Euphorie über den Last-Minute-Sieg war der Abend für Trabzonspor jedoch von einer schweren Verletzung überschattet. Kapitän Edin Visca musste früh vom Platz und wird dem Team länger fehlen. Fatih Tekke gab nach der Partie Einblick in die Schwere der Situation: „Unser Kapitän hat eine Situation. Visca erlitt eine traurige Verletzung. Morgen wird er operiert.“ Die ersten Informationen aus dem Klubumfeld deuteten darauf hin, dass es sich um eine ernsthafte Verletzung handelt. „Wir haben gehört, dass etwas gebrochen ist“, so Tekke weiter.
Der Trainer nahm die Szene zum Anlass, grundsätzliche Worte über den Fußballerberuf zu finden. „Schade, dass Basaksehir eine Rote Karte gesehen hat und durch Edin Visca verletzt wurde“, erklärte er und verwies auf die Härte des Geschäfts: „Die Leute wissen nicht, worüber sie wütend sind. Das ist das Leben eines Spielers. Die Gehälter, die sie erhalten, sind bekannt, aber sehen Sie, sie sind oft verletzt! Ich wurde 16 Mal operiert und habe drei Jahre meines Lebens in Krankenhäusern verbracht. Es gibt auch psychologische Arbeit, sie gehen nicht einfach ins Bett. Jeder weiß das, niemand respektiert das.“ Damit stellte Tekke klar, dass hinter jeder Verletzung eine menschliche Geschichte steht, die weit über das Ergebnis eines Spiels hinausgeht.
„Es war ein verrücktes Match“ – Augusto über Glauben bis zur letzten Minute
Nicht nur der Trainer, auch die Spieler von Trabzonspor beschrieben das Spiel als emotionalen Ausnahmezustand. Mittelfeldspieler Felipe Augusto sprach nach Abpfiff offen über seine Eindrücke: „Es war ein verrücktes Match. Wir glaubten, dass wir bis zum Ende gewinnen würden. Es war ein unglaublicher Sieg. In der Umkleidekabine gab es eine verrückte Feier.“ Für Augusto stand vor allem der Glaube an den späten Erfolg im Vordergrund – ein Glaube, der durch den Treffer in der 90.+11 Minute eindrucksvoll bestätigt wurde.
Für die Mannschaft sei es wichtig gewesen, trotz Rückschlägen immer wieder aufzustehen. In einer Partie, in der Basaksehir lange Zeit trotz Unterzahl gefährlich blieb, musste Trabzonspor mehrfach reagieren, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. Gerade solche Spiele, in denen Moral, Mentalität und Glaube an die eigene Stärke gefragt sind, können für die weitere Saison richtungsweisend sein.
Pina: Schwache erste Halbzeit, klare Worte in der Kabine und WM-Fokus
Auch Wagner Pina ließ den Abend Revue passieren und sparte nicht mit Selbstkritik. „Wir hatten eine schlechte erste Halbzeit, die wir nicht erwartet hatten“, räumte der Spieler ein. „Wir sprachen darüber, was wir in der Umkleidekabine falsch gemacht hatten und was wir reparieren mussten. Endlich gab es einen Sieg, der spät kam.“ Die Reaktion nach der Pause zeige, dass die Mannschaft in der Lage sei, sich innerhalb eines Spiels an die Anforderungen anzupassen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Darüber hinaus gab Pina Einblicke in seine persönliche Motivation: „Wir haben aufgehört, darüber nachzudenken, nachdem wir die Teilnahme an der Weltmeisterschaft garantiert haben. Der beste Weg, sich auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten, besteht darin, bei Trabzonspor gute Leistungen zu erbringen. Ich würde mich sehr freuen, wenn mein Trainer mich für den Kader nominieren würde.“ Damit machte er deutlich, dass individuelle Ziele und Teamerfolg für ihn eng miteinander verknüpft sind.
Muci: „Wir haben zusammen gewonnen, Trabzonspor hat gewonnen“
Der Mann des Abends, Ernest Muci, rückte nach seinem späten Siegtreffer zwangsläufig ins Rampenlicht, blieb in seinen Aussagen jedoch betont mannschaftsdienlich. „Wir wussten, dass es tough sein würde. Ein Team, das Respekt verdient. Wir haben versucht, das auf dem Spielfeld zu zeigen“, sagte der Offensivspieler über Gegner RAMS Basaksehir. Vor allem die zweite Hälfte war aus seiner Sicht entscheidend: „In der zweiten Halbzeit haben wir versucht, alles zu geben und unser Bestes gegeben. Es ist ein großer Sieg, aber wir können nicht hier bleiben, wir müssen weitermachen.“
Der Treffer in der 90.+11 Minute bedeutete nicht nur drei Punkte, sondern auch einen besonderen Moment für Muci persönlich. „Ich freue mich sehr, das Tor geschossen zu haben, das der wichtigen Mannschaft den Sieg bringt. Dies ist umso wichtiger, wenn es in 90.+11 ist. Tore werden in Erinnerung bleiben, aber es ist wichtig, weiterzumachen“, betonte er. Am wichtigsten sei ihm jedoch der Teamgedanke: „Das letzte Tor haben wir als Mannschaft geschossen. Wir haben zusammen gewonnen, Trabzonspor hat gewonnen.“ Mit diesem Satz unterstrich Muci, dass er seinen eigenen Heldenstatus hinter den Erfolg des gesamten Teams stellt.
Zwischen Euphorie und Sorge: Was vom Basaksehir-Abend bleibt
Der 4:3-Auswärtssieg bei RAMS Basaksehir wird für Trabzonspor sportlich wie emotional lange in Erinnerung bleiben. Auf der einen Seite steht ein „verrücktes“ Spiel, das in der 90.+11 Minute zugunsten des Schwarzmeer-Klubs kippte, angeführt von einem Matchwinner, der sein Potenzial eindrucksvoll bestätigte. Auf der anderen Seite steht die schwere Verletzung von Kapitän Edin Visca, die Trainer Fatih Tekke und die Mannschaft hart trifft und die Schattenseite des Profifußballs schonungslos offenlegt.
Zwischen Freude über den Last-Minute-Erfolg, wuchtigen Emotionen in der Kabine und ernsten Worten über Respekt und das Leben von Profis zeigt dieser Abend, wie dicht im Fußball Glück und Leid beieinander liegen können. Für Trabzonspor gilt es nun, den Schwung dieses Sieges mitzunehmen – und gleichzeitig enger zusammenzurücken, um den Ausfall des Kapitäns auf und neben dem Platz aufzufangen.


