Stellt euch einen Mittelfeldspieler vor, der in der laufenden Spielzeit kein einziges Spiel verpasst hat und nur 230.000 Euro verdient. Nein, die Rede ist nicht von irgendeinem Spieler in Fußball-Anatolien der Türkei, sondern von Taylan Antalyali bei Galatasaray. Der erst 25-jährige Kicker musste in dieser Saison nur acht Minuten von der Bank aus beobachten. Gegen Tabellenführer Aytemiz Alanyaspor wurde Antalyali von Chefcoach Fatih Terim in der 82. Minute beim Stand von 1:1 ausgewechselt. Ansonsten bringt es der aus Mugla stammende Mittelfeldspieler auf 1.162 Einsatzminuten bei 13 Einsätzen. Im Vergleich zu Stars wie Radamel Falcao (fünf Millionen Euro), Sofiane Feghouli (3,85 Millionen Euro), Ryan Babel (2,5 Millionen Euro) oder auch Mbaye Diagne (2,35 Millionen Euro), die mindestens das Zehnfache mehr verdienen, hat er sich zum absoluten Leistungsträger entwickelt. Sogar Jesse Sekidika verdient 20.000 Euro mehr. Und der 24-jährige Nigerianer spielte erst zwölf Minuten in der aktuellen Runde. Doch der Weg des Antalyali war nicht leicht.
Schwieriger Werdegang: Von der Süper Lig in die 3. Liga
In der Jugend von Bucaspor ausgebildet, kam er im Anschluss in knapp drei Spielzeiten bei den Profis zu 43 Einsätzen mit vier Torbeteiligungen. Beim Izmir-Vertreter weckte der Mittelfeldmann in der TFF 1. Lig die Begehrlichkeiten der Süper Lig-Mannschaften. Daraufhin wechselte er 2014 für eine Ablöse in Höhe von 500.ooo Euro zu Genclerbirligi. Beim Hauptstadt-Klub lief es aber nicht so wie erhofft. Nur neun Einsätze sprangen in zwei Jahren heraus, davon sieben im türkischen Pokal. Bereits im Februar 2016 wechselte er auf Leihbasis zu Kayseri Erciyesspor, wo er in der zweiten Liga zumindest 13 mal eingesetzt wurde (ein Treffer und drei Assists). Als er im Sommer zurück in Ankara war, liehen ihn die Verantwortlichen an Genclerbirligi-Tochterklub Hacettepe aus, die in der Misli.com 2. Lig zuhause waren. In der dritthöchsten Spielklasse der Türkei überzeugte der zentrale Mittelfeldspieler in 27 Partien. Anschließend verließ Antalyali die Hauptstädter im Sommer 2017 und wechselte ablösefrei zum neuen Zweitligisten BB Erzurumspor. Mit den Blau-Weißen stieg er ein Jahr darauf in die Süper Lig auf. Innerhalb der zwei Saisons lief er 68 Mal für die „Dadaslar“ auf und markierte zehn Treffer sowie acht Assists. Besonders unter Coach Mehmet Altiparmak konnte Antalyali sein Offensivspiel verbessern. Zur Saison 2019/20 wechselte er schließlich ablösefrei für vier Jahre zu Galatasaray.
Bald in der Nationalmannschaft?
Viele Experten und Fans warteten darauf, dass Antalyali in den vergangenen Länderspielen im Aufgebot von Senol Günes stehen würde. Dem war allerdings (noch) nicht so. Aber Coach Günes signalisierte in den Pressekonferenzen, dass der Galatasaray-Spieler unter Beobachtung stehe und schon bald im Kader stehen könnte. Voraussetzung: Antalyali macht genauso weiter wie bisher. Als die „Löwen“-Anhänger im Sommer sehnsüchtig auf einen Transfer für das Mittelfeld warteten, trainierte der 25-Jährige unter der Führung von Selcuk Inan und Albert Riera mehr als andere. Dies macht sich nun bezahlt. Noch vor einigen Jahren gab es auf Statistik-Portalen wie „WhoScored.com“ folgende Beurteilung bezüglich des Mittelfeldmannes: Seine Stärken sind das Passspiel und liegen bei Schüssen aus der Distanz. Besonders hervorzuheben sind aber seine tödlichen Steckpässe. Allerdings hat er Schwierigkeiten seinen Gegenspielern den Ball abzunehmen. Auch sei er viel zu faul, um dies in sein Repertoire aufzunehmen. Doch dies ist nun Schnee von gestern. Mit 2,1 Balleroberungen pro Spiel steht Antalyali mannschaftsintern an erster Stelle. Ligaweit ist er unter den Top-20 – noch vor Spielern wie Jose Sosa, Lucas Biglia und Atiba Hutchinson. Es war eine schwierige Geburt bis hierhin, aber der Mann im Zentrum des Rekordmeisters erntet jetzt die Lorbeeren für seine harte Arbeit. Dafür brachte Antalyali im Vorfeld viele Opfer und musste zwischenzeitlich sogar in die 3. Liga. Mit 25 Jahren ist er schlussendlich im türkischen Fußballoberhaus angekommen.
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3 Kommentare
Davon zu sprechen, dass Taylan „erst“ 25 Jahre alt ist, ist mal wieder ein Paradebeispiel, was im türkischen Fußball alles so schief läuft.
Nichtsdestotrotz bin ich natürlich sehr froh über Taylans Leistungen. Er zeigt, was man alles schaffen kann, wenn man sich nur den Arsch aufreißt und hart arbeitet. Und das alles, obwohl er nur 200k Im Jahr verdient, während ein Belhanda und Feghouli das in ein paar Wochen machen. Das muss man sich mal vorstellen.
Ich bin insbesondere froh, dass er wie gesagt „erst“ 25 ist und uns noch viele Jahre dienen kann, wenn seine Leistung nicht abfällt. So mindesten 5-7 Jahre könnte man ihn spielen lassen und er wäre unser Zement im Mittelfeld. Er macht mir auch die Anzeichen für einen zukünftigen Kapitän, aber dafür ist es noch zu früh..
Zudem muss man auch noch sagen, dass es mit Hinblick auf die zukünftige Ausländerregelung ein großer Vorteil ist, dass wir einen jungen Türken für unsere Mannschaft gewinnen konnten. Ich bin mir sicher, dass er in anderthalb Jahren dann eine Vertragsverlängerung mit leider sehr hohem Gehalt bekommen wird. Alles dank der Ausländerregelung..
Ich fand ihn schon letzte Saison gut. Im letzten Spiel der Hinrunde (gegen Antalya) hat er komplett überzeugt. Doch dann kam Terims Liebling (Belhanda) wieder und Taylan durfte wieder nur zu sehen…
Diese Saison ist er Terims Retter… Taylan hat sich den Hintern aufgerissen und ist jetzt da, wo er sein muss. Unzwar auf dem Platz. Und das jede Woche. Hoffentlich holen wir uns jetzt im Winter nicht 2-3 Oldies ins Mittelfeld, sodass Taylan nicht mehr spielen darf… Ersatz wäre natürlich wünschenswert… Ein Etebo konnte bis jetzt nicht überzeugen. Vielleicht kommt da noch was.
Taylan ist jetzt schon der Gewinner bei uns in der Saison. So eine Entwicklung hat ihm wohl keiner zugetraut. Mit 25 Jahren vielleicht ein Spätzünder, aber dennoch würde ich behaupten, dass er den Durchbruch geschafft hat. Ich bin mir auch sehr sicher, dass er bei der nächsten Nominierung für die Türkei dabei ist.
Seine Karriere zeigt auch, dass ein Schritt zurück der richtige sein kann. Nicht jeder würde freiwillig in die 3. Liga wechseln.
Ich wünsche ihm weiterhin solche Leistungen, das Tor in der vergangenen Woche war die Ernte für die harte Arbeit. Er erinnert mich an Selcuk Inan zu seiner ersten Saison.