Wohl kaum ein Verein sorgte im deutschen Amateur-Fußball zuletzt für so viel Furore wie Türkgücü München. Innerhalb von zwei Jahren stieg der Klub aus der sechstklassigen Landesliga in die Regionalliga Bayern auf. Auch dort belegt man zur Winterpause Platz eins und ist mit acht Punkten Vorsprung auf den 1.FC Schweinfurt 05 auf dem besten Weg in die 3. Liga. Für Geschäftsführer Robert Hettich, zuvor bei 1860 München und Wacker Burghausen tätig, war der bisherige Durchmarsch in dieser Form keineswegs zu erwarten. „Der Aufstieg wäre schon eine Sensation, weil wir im Sommer eine komplett neue Mannschaft zusammengestellt haben, unabhängig davon welche finanziellen Mittel uns zur Verfügung stehen“, sagt er im Gespräch mit Transfermarkt.
Genau jene finanziellen Mittel sind allerdings auch der Grund, warum der Erfolg Türkgücüs nicht überall für Freudensprünge sorgt. Kritiker werfen dem Verein, dessen Name übersetzt so viel bedeutet wie ‚Türkische Kraft‘, vor, künstlich aus dem Boden gestampft worden zu sein. Ähnlich wie es auch der TSG 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig nachgesagt wurde.
Von außen betrachtet nicht ganz zu unrecht. Möglich gemacht wurde der rasante Aufstieg in erster Linie von Geschäftsmann und Präsident Hasan Kivran, der den Verein vor drei Jahren übernahm und mit seiner Firma ‚HK Erste Vermögensverwaltung und Beratung GmbH‘ 99 Prozent der Geschäftsanteile erwarb. Durch seine guten Kontakte in die Wirtschaft bringt er Sponsoren an Land, die es Türkgücü ermöglichen, neben Schweinfurt die einzige Mannschaft der Regionalliga Bayern zu sein, die unter vollwertigen Profibedingungen arbeitet. Auch die Tatsache, dass trotz des bisherigen Erfolges nur selten mehr als 500 Zuschauer bei den Spielen dabei sind, ist gefundenes Fressen für Gegner des Projekts.
„Türkgücü ist ein Münchener Traditionsverein“, verteidigt sich Hettich gegen das Image eines Retorten-Klubs und verweist auf die 80er und 90er-Jahre. 1975 von einer Gruppe türkischer Migranten gegründet, trat man in dieser Zeit unter dem Namen SV Türk Gücü München regelmäßig in der damals drittklassigen Bayernliga an. Zu Spielen gegen 1860 München kamen bis zu 12.000 Zuschauer. Erst der Absprung des damaligen Präsidenten und Geldgebers Ergun Bersoy mündete in der Insolvenz 2001, die die schwierigen Folgejahre bis zur Ära Kivran nach sich zog.
Mit der Übernahme Kivrans verbesserte sich die Ausgangssituation schlagartig, wenngleich sich die finanziellen Mittel laut Hettich im deutschlandweiten Vergleich kaum von anderen Regionalligisten unterscheiden. Zwar habe man innerhalb der eigenen Liga einen gewissen Vorteil, im Gegensatz zu anderen Regionalligen fließen in Bayern allerdings „gesunde, marktgerechte Summen. Gerade im Südwesten gibt es einige Vereine, die einen wesentlich höheren Etat haben als wir. In den letzten Jahren haben wir für keinen einzigen Spieler eine Ablöse bezahlt“, so Hettich. Zur Transferhistorie von Türkgücü München.
Türkgücü-Sportdirektor Hettich: Sararer „hat Zweitliga- oder Bundesligapotenzial“
Stattdessen setzt der Klub einzig und allein auf vertragslose Spieler, wie zuletzt den ehemaligen türkischen Nationalspieler und Bundesliga-Profi Sercan Sararer. Auch diese Verpflichtung sei laut Hettich ein Verdienst Kivrans und dessen Kontakten, wenngleich die Verletzungshistorie des Ex-Stuttgarters einen ebenso großen Anteil hatte. „Nur so können wir als Regionalligist überhaupt einen solchen Spieler bekommen. Wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte ist, hat er Zweitliga- oder Bundesligapotenzial“, ist sich Hettich sicher.
Zweitrangig war indes die türkische Abstammung des Außenstürmers. Entgegen einiger Vorurteile besteht der Türkgücü-Kader fast ausschließlich aus deutschen Spielern. Sararer ist erst der dritte Ausländer – neben ihm besitzen nur Masaaki Takahara (Japan) und Patrick Hasenhüttl (Österreich) keinen deutschen Pass. Zwar ist es laut Hettich „wichtig, immer ein paar türkischstämmige Spieler im Verein zu haben“, da auch ein Großteil der Fans türkische Wurzeln besitzt. Genau so sehr hat er bei der Kaderplanung allerdings darauf geachtet, „dass die Spieler aus der Region kommen oder sich zumindest mit der Stadt, dem Verein und dem Umfeld identifizieren können.“
Dass die Wahrnehmung in Deutschland dennoch nicht immer grundsätzlich positiv ist, ist auch Hettich bewusst: „Du hast einen türkischen Namen, der Verein wurde von Migranten gegründet. Es liegt an uns – und da legen wir auch großen Wert drauf – dass wir uns auf dem Platz diszipliniert und respektvoll verhalten, um den Klub bestmöglich zu repräsentieren. Das gelingt uns sehr gut, wie ich finde. Für mich sind wir ein Paradebeispiel für gelungene Integration.“
Türkgücü München zieht ins Grünwalder Stadion
Auch sportlich präsentierte sich Türkgücü, das mit Reiner Maurer einen Trainer mit Zweitliga-Erfahrung besitzt, bisher immer von seiner besten Seite. Langfristiges Ziel ist es, sich in den deutschen Profiligen zu etablieren. Bei einem Aufstieg im Sommer müssten dafür zunächst die Lizenzaufgaben erfüllt werden. Noch trägt Türkgücü seine Heimspiele im Forever-Sportpark Heimstetten aus. Dieser wäre für die dritte Liga zu klein und liegt weit außerhalb des Zentrums, ist nur schwer mit S- oder U-Bahn zu erreichen – ein Grund für die niedrigen Zuschauerzahlen.
Zur Rückrunde zieht der Klub daher ins Grünwalder Stadion um, der Heimspielstätte von 1860 München. „Es gibt in München neben der Allianz-Arena nur ein drittligataugliches Stadion. Bei einem Aufstieg müssten wir diesen Schritt also gehen und erhoffen uns dort natürlich auch einen wesentlich höheren Zuschauerzuspruch“, so Hettich.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf www.transfermarkt.de
Autor: Genser2905
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3 Kommentare
ohhh, dass könnte böse enden… eine stark türkisch stämmige mannschaft in der 2-3 liga in deutschland… das wird wieder für viel diskussion sorgen…
Das würde es tun aber im text selber steht das die mehrheit der spieler deutsche sind
Daher ist nur der name Türkisch mehr nicht..
ja, dass wird schon reichen… ^^ da fängt dann wieder die diskussion über integration usw. an…