Zu Saisonbeginn wechselte Merih Demiral für stolze 18 Millionen Euro von US Sassuolo zum italienischen Rekordmeister Juventus Turin. Bisher schaffte es der 21-jährige Innenverteidiger allerdings nur zu einem Pflichtspieleinsatz bei der „Alten Dame“. Gegenüber der türkischen Sportzeitung „Fanatik“ ließ der Spieler aus der Jugendabteilung Fenerbahces die ersten Monate bei Juventus nun Revue passieren und bewertete auch die kommende Aufgabe der türkischen Nationalmannschaft bei der EM-Endrunde 2020.
„Haben das nicht kommen sehen“
Nachdem Demiral im Sommer 2016 Fenerbahce nach Portugal zum AC Alcanenense wechselte, folgte bereits nach einem halben Jahr der Wechsel zu Sporting Lissabon. Dort schaffte es der stämmige Innenverteidiger allerdings nicht ins A-Team, so dass schließlich im August 2018 mit einer Leihe zu Aytemiz Alanyaspor die Rückkehr in die Türkei folgte. Das Team aus der Mittelmeerküste sicherte sich zudem eine Kaufoption für den damals 20-Jährigen. Dies zahlte sich schnell aus. Demiral wusste in der Liga mit starken Leistungen zu überzeugen, wurde in die Nationalmannschaft berufen und schließlich verpflichtete ihn Alanyaspor in der Wintertransferperiode fest und lieh ihn sofort an US Sassuolo nach Italien aus. Auch in der Serie A spielte sich der Innenverteidiger in der Stammelf fest, so dass ihn der italienische Klub für 9,25 Millionen verpflichtete, um ihn vier Tage später für 18 Millionen Euro an den amtierenden Meister zu verkaufen. So schaffte es Demiral innerhalb eines Jahres über zwei Zwischenstationen von der zweiten Mannschaft Sporting Lissabons zu Juventus Turin. Eine Entwicklung, die der junge Innenverteidiger so nicht auf dem Schirm hatte. „Juventus ist eines der bedeutendsten Vereine der Welt. In der Vergangenheit haben hier die besten Verteidiger gespielt. Es ist aufregend hier zu sein. Natürlich war es langfristig geplant, bei einem Top-Klub zu landen. Allerdings hätten weder Sassuolo noch ich gedacht, dass es sich so schnell verwirklicht“, äußerte sich Demiral zu der Frage, ob er bei seinem Wechsel zu Sassuolo mit so einem schnellen Abschied gerechnet habe.
„Der 28. Dezember ist ein wichtiger Tag für mich. An diesem Tag habe ich meine Mutter verloren.“
„Tue alles, um zu spielen“
Mit Leonardo Bonucci, Matthijs de Ligt, Daniele Rugani und Giorgio Chiellini ist Demiral in Turin einem immensen Konkurrenzkampf ausgesetzt. Daher durfte Demiral bisher nur beim 2:1-Sieg gegen Hellas Verona für Juventus auflaufen, konnte dabei aber eine durchaus zufriedenstellende Leistung abliefern. Demotiviert ist der Innenverteidiger allerdings trotz der fehlenden Einsätze nicht. Demiral äußerte sich zum Reservistendasein kämpferisch: „Das Wichtigste ist für mich, im Training und in den Spielen immer 100 Prozent zu geben. Für die Zusammenstellung des Kaders oder der Formationen ist das Trainergespann verantwortlich. Daher möchte ich mich selbst nicht bewerten. Aber ich kann eindeutig sagen, dass ich immer alles dafür tun werde, um zu spielen.“
Warum Patron werden? Hier erfahrt Ihr es!
„Chiellini hat mich besucht“
Bei seinem Wechsel zum italienischen Rekordmeister sei der in Kocaeli geborene Abwehrspieler herzlich empfangen worden. Insbesondere eine Geste von Chiellini habe ihn sehr gefreut. „Zunächst möchte ich sagen, dass mich unser Kapitän Chiellini am meisten beeinflusst hat. Beim Medizincheck hat er mich besucht, obwohl alle Spieler Urlaub hatten. Das hatte mich sehr glücklich gemacht. Nach meiner Ankunft hat mir Emre [Can] vieles erleichtert und mir geholfen. Mental war vor allem Cristiano [Ronaldo] für mich da“, so der zwölffache Nationalspieler.
„Haben eine schwierige Gruppe erwischt“
Darüber hinaus beurteile Demiral die Gruppengegner der Türkei bei der kommenden Europameisterschaft. Mit der Schweiz, Wales und Italien hat die türkische Nationalmannschaft eine an sich machbare Gruppe erwischt. Allerdings möchte Demiral auch abseits von Gruppenfavorit Italien keinen Gegner unterschätzen. „Wir sind in einer schwierigen Gruppe gelandet. Italien hat in der Qualifikation kein Spiel verloren. Wenn die Schweiz und Wales keine guten Teams wären, wären sie auch nicht bei der EM dabei“, bewertete Demiral die Gegner der Türkei. Dennoch beruft sich Demiral auch auf die eigenen Stärken. „Wir haben eine sehr schwierige Qualifikationsgruppe gemeistert und haben vier Punkte gegen den amtierenden Weltmeister geholt. Aktuell verfügen wir über eine sehr gute Generation. Wir möchten bei der Europameisterschaft den gleichen Einsatz liefern wie bei der Qualifikation und ein gutes Turnier spielen“, zeigte sich der Innenverteidiger selbstbewusst.
„Nach meiner Ankunft hat mir Emre Can vieles erleichtert und mir geholfen. Mental war vor allem Cristiano Ronaldo für mich da.“
„Eröffnungsspiel gegen Italien ist eine schöne Überraschung“
Da Demiral aktuell in Italien aktiv ist, nimm die EM-Eröffnungspartie gegen Italien einen ganz besonderen Stellenwert für den Innenverteidiger ein. Dabei sei es kurz nach der Auslosung zu spaßigen Szenen in der Umkleidekabine bei Juventus gekommen. „Italien ist eine starke Mannschaft. Das haben sie in der Qualifikation gezeigt. Es ist eine schöne Überraschung für mich geworden, dass das Eröffnungsspiel zwischen Italien und der Türkei stattfindet. Wir werden wie immer versuchen, alles zu geben. Nach der Auslosung ist Chiellini zu mir gekommen und hat gesagt ‚Wir sind stärker als ihr‘, ich habe mich anschließend zu Matuidi gedreht und gesagt, dass wir dafür den Weltmeister besiegt haben. Dieser konterte daraufhin damit, dass man trotzdem Gruppenerster geworden sei. Wir haben alle zusammen gelacht. Diese Harmonie im Team mag ich sehr“, gab der Youngster zu Protokoll.
„Trainiere mit den Besten der Welt“
Mit seinen Leistungen schaffte es Demiral in die Top-Elf der EM-Qualifikation. Dies erfülle den Innenverteidiger zwar mir Stolz, allerdings stehe die Mannschaftsleistung im Vordergrund. „Wir haben unter der Leitung von unserem Trainer gezeigt, dass wir eine starke Mannschaft sind. Die Mannschaftsleistung beeinflusst natürlich auch meine eigene. Andererseits tut es auch der Mannschaft gut, wenn ich gut spiele. Wir haben kein Tor aus dem Spiel heraus kassiert. Es ist eine große Ehre für mich und die Nation, in der besten Elf mit dabei zu sein“, so der 21-Jährige bescheiden. Insbesondere der Umstand, dass Demiral trotz fehlender Spielpraxis auf Klubebene in der Nationalmannschaft so überzeugend ablieferte, beeindruckte viele sehr. Dies erklärt Demiral mit dem hohen Trainingsniveau beim italienischen Rekordmeister. „Ich trainiere seit vier Monaten mit den besten Spielern der Welt zusammen. Auch wenn ich nicht spiele, gebe ich immer 100 Prozent. Das Trainingstempo im Training von Juventus kommt dem Spieltempo ohnehin sehr nahe. Dies trägt auch dazu bei, dass ich jederzeit bereit bin. Aber natürlich wäre es von Vorteil, wenn ich spielen würde.“
Rückennummer 28 hat tiefere Bedeutung
Demiral entschied sich bei seinem Wechsel zu Juventus Turin für die Rückennummer 28. Der Grund hierfür offenbarte sich indes als sehr emotional. „Ich habe die Nummer 28 gewählt, weil der 28. Dezember ein wichtiger Tag für mich ist. An diesem Tag habe ich meine Mutter verloren. An dem Tag habe ich mir geschworen, niemals aufzugeben und diesen Schwur habe ich nie gebrochen und mir somit meine Träume erfüllt“, so der Innenverteidiger. Demiral erklärte weiter, dass er nach seinem Wechsel zu Juventus keine Eingewöhnungszeit gebraucht habe. „Da ich bereits sechs Monate für Sassuolo gespielt hatte, gab es keine Probleme mich in Turin einzugewöhnen. Schließlich hatte ich mich ja bereits an Italien gewöhnt. Ich habe ein kleines Haus in Turin gemietet. Ich gehe von zu Hause aus zum Training und vom Training nach Hause. Wenn es mal kein Abendtraining gibt, esse ich zuhause. Ich esse pro Woche ein bis zweimal außerhalb.“
„Mit Cristiano Ronaldo spreche ich portugiesisch“
Kürzlich wurde Lionel Messi mit dem Ballon d’Or ausgezeichnet. Demiral hat diesbezüglich einen ganz eigenen Wunsch. „Bisher hat diesen Titel noch nie ein türkischer Fußballer gewinnen können. Ich hoffe, dass eines Tages ein Türke Weltfußballer wird“, hegt der 21-jährige Verteidiger große Hoffnungen. Darüber hinaus sei Cristiano Ronaldo für Demiral der beste Spieler der Welt. Mit seinem Teamkollegen spreche Demiral allerdings weder englisch noch italienisch. „Als er gesehen hat, dass ich mit Cancelo von Manchester City portugiesisch spreche, war er sehr glücklich darüber, dass ich portugiesisch spreche. Cristiano sagte: ‚Ohh der Türke spricht portugiesisch.‘ Seit dem Tag kommunizieren wir auf Portugiesisch. Er bringt mir neue portugiesische Begriffe bei. Er hilft mir auch beim Spielverständnis und sagt mir, wenn ich etwas nicht richtig mache. Ich habe großes Glück, mit ihm in einer Mannschaft sein zu dürfen.“
2 Kommentare
Ich würde ihn gerne in der Premier League sehen. Ich hoffe er wechselt zu Leicester City. Natürlich kann er viel lernen bei Juventus. Ich wünsche mir für ihn mehr Spielzeit und kann mir vorstellen das er sich ein Stammplatz erkämpfen kann.
wirklich eine unglaubliche entwicklung von merih da kann man ihn nur zu beglückwünschen und ihn weiterhin alles gute wünschen auf jeden fall einer der säulen in milli takim und für mich persönlich auch ein zukünftiger kapitän !
und auch wenn es diese saison nicht so gut aussieht mit den einsätzen bei juve war das denke ich trotzdem keine fehlentscheidung dahin zu gehen .. er trainiert mit den besten der besten gewöhnt sich ein und ein bonucci und chiellini werden nicht jünger und vor rugani brauch sich merih meiner meinung nach nicht verstecken ! nächste saison könnte möglicherweise ein gutes jahr für ihn werden ich wünsche es mir auf jeden fall für ihn !