Am 17. Mai 2000, also vor exakt 20 Jahren, feierte Galatasaray den UEFA-Cup-Sieg und schrieb türkische Fußballgeschichte. Als erster Klub aus der Türkei gelang es den Löwen einen Europapokal-Wettbewerb zu gewinnen. Auf ihrem Weg zum vielumjubelten Titel schalteten die Istanbuler diverse renommierte Vereine aus den Top-Ligen Europas aus. Doch dabei begann alles in der Champions League Gruppe H.
Schwacher Start, grandioses Comeback
Der türkische Rekordmeister startete zunächst in der Königsklasse in die Europapokal-Saison 1999/2000. Galatasaray wurde in eine Gruppe mit dem FC Chelsea London, dem AC Mailand und Hertha BSC Berlin gelost. Zum Auftakt erspielte sich „Gala“, wie man Galatasaray ab diesem Jahr überall in Europa nennen sollte, im altehrwürdigen Ali Sami Yen-Stadion ein 2:2-Unentschieden gegen die Berliner. Es folgte eine knappe 1:2-Niederlage in Mailand. Ebenfalls mit einem Tor Rückstand (0:1) unterlag das Team von Trainer Fatih Terim in London an der Stamford Bridge. Bitterer wurde es am vierten Gruppenspieltag als man in Istanbul mit 0:5 gegen die Engländer unterging. Da es zum fünften Gruppenspiel nach Berlin ging, rechneten bereits alle türkischen Fußball-Fans mit einem Punkt aus vier Spielen damit, dass die Europapokal-Saison ein frühes Ende findet.
Last-Minute-Sieg gegen Mailand öffnet Tor zum UEFA-Cup
Doch den historischen Run, der am 27. Oktober 1999 starten sollte, konnte niemand vorhersehen. „Cimbom“ landete im Berliner Olympiastadion nach einem echten „Gala“-Auftritt einen 4:1-Kantersieg und plötzlich hatten die Türken wieder die Chance zumindest als Gruppendritter im UEFA-Cup zu „überwintern“. Dafür musste aber der große AC Mailand im letzten Gruppenspiel bezwungen werden. Damals alles andere als eine einfache Ausgabe. Noch heute liegen die Lombarden mit sieben Titelgewinnen auf Platz zwei der Champions League-Rekordsieger. Nur Real Madrid (13) gewann den wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb öfter als die „Rossoneri“. Eine echte Herkules-Aufgabe wartete auf die Terim-Truppe. Und es hätte nicht dramatischer zugehen können. Zweimal lief Galatasaray im eigenen Stadion einem Rückstand hinterher. Nach dem zwischenzeitlichen 1:2 und dem Blick in der 86. Minute auf die Anzeigetafel nach dem Spielstand schienen alle Hoffnungen verloren.
Doch als in der 87. Minute plötzlich das 2:2 fiel, drehte das Stadion durch. Noch waren einige Minuten zu spielen und mit einem weiteren Treffer ginge es im UEFA-Cup weiter. Und Galatasaray drängte auf den Führungstreffer. Als dann der spanische Unparteiische Antonio Lopez Nieto in den Schlusssekunden auf den Punkt zeigte und auf Elfmeter entschied, begann der Hexenkessel in Istanbul schier überzukochen. Der heutige Co-Trainer Ümit Davala trat an. Als dieser den Strafstoß souverän zum 3:2 einnetzte, explodierte das Stadion förmlich. Der späte Siegtreffer stürzte nicht nur die Galatasaray-Fans, sondern die gesamte Türkei in einen kollektiven Freudentaumel. Und viele sollten folgen.
Der Durchmarsch beginnt
Ab jetzt war der Weg frei für die UEFA-Cup-Titeljagd. In der dritten Runde des zweitwichtigsten Klubwettbewerbs Europas trafen die Türken erneut auf einen Kontrahenten aus Italien. Der Gegner hieß dieses Mal FC Bologna. Nach einen 1:1 im Hinspiel siegte Galatasaray im Rückspiel mit 2:1 und zog in die vierte Runde ein. Dort wartete mit Borussia Dortmund der Champions League-Sieger von 1997. Doch auch das deutsche Schwergewicht aus dem Ruhrgebiet konnte die „Helden vom Bosporus“ nicht stoppen. Den ersten Vergleich gewann Galatasaray mit 2:0. Das zweite Duell endete 0:0. so dass die Türken ohne Gegentreffer ins Viertelfinale stürmten. Hier hatte es die Terim-Elf mit La Liga-Vertreter RCD Mallorca zu tun. Die Spanier mussten chancenlos mitansehen, wie sich die Gelb-Roten aus Florya in einen wahren Rausch und die Mallorquiner regelrecht an die Wand spielten. In der eigenen Arena wurde Mallorca mit 1:4 deklassiert und auch das Rückspiel in Istanbul gewannen die Türken mit 2:1.
Die „Unbesiegbaren“
Der türkische Durchmarsch ging also ungebremst weiter. Und „Gala“ sollte in dieser UEFA-Cup-Saison kein einziges Spiel auf dem Weg zum Titel verlieren. Nur noch zwei Spiele trennten Galatasaray vom Endspiel. Der Gegner im Halbfinale kam von der englischen Insel. Leeds United forderte den 22-maligen Titelträger der Süper Lig zum heißen Tanz. Aber auch für Leeds sollte Galatasaray einfach nicht zu schlagen sein. Mit einem 2:0-Erfolg und einem 2:2-Remis zogen die türkischen „Europapokal-Fighter“ ins Finale ein. Und auch der Titelrivale kam aus England. Premier League-Top-Klub FC Arsenal London war die letzte große Hürde vor dem ganz großen Wurf. Dabei traf Galatasaray auf die „Gunners“ in ihrer wohl stärksten Zeit überhaupt unter Chefcoach Arsena Wenger. Arsenal gewann zwischen 1998 – 2003 zwei Premier League und je drei FA-Cup sowie nationale Supercup-Titel. Ein echtes Starensemble um Spieler mit Weltklasseformat, wie Thierry Henry, Patrick Vieira, Dennis Bergkamp, Marc Overmars, Emmanuel Petit, David Seaman, Davor Suker oder Ashley Cole.
Nichts für schwache Nerven
Und, wenn schon das Spiel gegen den AC Mailand an echtes Drama war, sollte das UEFA-Cup-Finale 2000 selbst dieses nervenaufreibende Spiel mit Leichtigkeit in den Schatten stellen. Es war ein gutes, aber kein überragendes Spiel von beiden Seiten. Eine ausgeglichene Partie mit Phasen, in denen beide Teams leichte Vorteile aufweisen konnten. Aber es war ein zähe, verbissene und vor allem umkämpfte Begegnung. Nach 90 Minuten gab es weder einen Treffer noch einen Sieger. Also mussten beide Kontrahenten in die Verlängerung. Und hier nahm das wahre Drama seinen Lauf. In der 94. Minuten, also gleich in der Anfangsphase der ersten Verlängerung, sah ausgerechnet Superstar Gheorghe Hagi die Rote Karte. Galatasaray war ohne seinen Spielmacher nur noch zu zehnt auf dem Platz und 26 Minuten waren noch zu spielen. Als sei dies nicht genug, verletzte sich Abwehrchef Bülent Korkmaz. Der „furchtlose“ Verteidiger kämpfte aber mit bandagierten Arm wie ein waschechter Löwe weiter, da „Gala“ nicht mehr wechseln konnte.
„Los mein Junge“
Die numerische Überlegenheit im Rücken drückte Arsenal Galatasaray immer weiter hinten rein und kam zu nennenswerten Chancen. Doch der an diesem Abend brillant aufgelegte Keeper Claudio Taffarel vereitelte etliche Großchancen der „Gunners“. Was auch immer die Engländer auf das Tor der Türken abfeuerten, der Brasilianer war stets zur Stelle, um die Gefahr zu entschärfen. So schaukelten die türkischen „Löwen“ das torlose Remis in Unterzahl über die Zeit und konnten sich ins Elfmeterschießen retten. Wer bis hierhin wegen der schier nicht enden wollenden Aufregung einem „Herzinfarkt“ noch nicht nahe war, um den war es spätestens ab diesem Zeitpunkt ebenfalls kritisch bestellt. Doch die „Fußball-Götter“ und insbesondere die „Herrscher des Aluminiums“ waren an diesem Tag auf der Seite von Galatasaray. „Cimbom“ verwandelte seine ersten drei Strafstöße eiskalt. Davor Suker und Patrick Vieira trafen für Arsenal hingen nur den Pfosten beziehungsweise die Latte. Ray Parlour hatte als einziger Arsenal-Profi seinen Elfer verwandelt. Und plötzlich hatte Gheorghe Popescu als vierter GS-Schütze den Titelgewinn auf dem Fuß. Unter Anfeuerung der legendären Worte des türkischen Kommentators „hadi oglum, hadi oglum“ (dt.: „los mein Junge, los mein Junge“) lief der Rumäne an, schoss … der Rest ist Fußballgeschichte!
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