Buruk: „Der Spieler, dem er keine Rote Karte gegeben hat, hat das Tor geschossen“
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gratulierte Okan Buruk zunächst dem belgischen Gegner, nahm aber anschließend kein Blatt vor den Mund, was die Schiedsrichterleistung betrifft. Die Defensive von Union Saint-Gilloise habe stark gearbeitet und die eigene Strafraumverteidigung in der zweiten Halbzeit weiter verdichtet, doch aus Buruks Sicht war eine Szene spielentscheidend. §Der Spieler, dem der Schiedsrichter keine Rote Karte gegeben hat, hat das Tor geschossen“, betonte der Coach und sprach von einem „sehr großen Fehler“ des spanischen Referees.
Buruk kritisierte, dass die Partie mehrfach ohne ernsthafte Verletzungsgefahr unterbrochen worden sei und erinnerte daran, dass die Schiedsrichterleistungen in Spanien bereits seit Längerem diskutiert würden. „Ich kann sagen, dass der spanische Schiedsrichter heute Abend ein sehr schlechtes Spiel hingelegt hat“, erklärte er. Gleichzeitig wollte er die Niederlage nicht allein an Sanchez festmachen: „Ich möchte diese Niederlage nicht den Referees und den Mängeln zuschreiben. Mit diesen elf Spielern hätten wir es besser machen können. Wir müssen unsere eigenen Fehler betrachten.“ Trotzdem erwartet er Konsequenzen: „Ich denke, die UEFA wird einen so großen Fehler bestrafen.“
Selbstkritik trotz Ärger: Buruks Analyse der eigenen Mannschaft
Trotz der deutlichen Schiedsrichterkritik rückte Buruk auch die Leistung seines Teams in den Mittelpunkt. Er erinnerte daran, dass er seine Spieler vor der Partie ausdrücklich gebeten habe, ruhig zu bleiben und das Tempo nicht unnötig hochzuschrauben. In der ersten Halbzeit sei genau das Gegenteil passiert. Galatasaray habe unter Druck zu viele lange Bälle gespielt, übereilte Entscheidungen getroffen und damit die eigene Offensive geschwächt. „Wir hätten in der ersten Halbzeit besser ins Spiel kommen können, wir hätten produktiver sein können“, so Buruk.
Beim Gegentor kritisierte er vor allem die Staffelung und Konzentration im eigenen Strafraum. „Bei dem Tor, das wir kassiert haben, standen unsere neun Spieler im Strafraum“, erklärte er. Gerade unter diesen Voraussetzungen sei es „traurig“, dass der Gegner dennoch aus einer Engstelle heraus treffen konnte. Für den Trainer war klar: Diese Szene habe Union Saint-Gilloise zusätzlich stark gemacht, während sein eigenes Team mental einen Knacks erhielt. Die Aufgabe für die kommenden Wochen sei es nun, diese Defizite intern schonungslos zu analysieren.
Schmerzhafte Ausfälle: Akgün, Osimhen, Singo, Lemina und Jakobs im Fokus
Ein wesentlicher Faktor in Buruks Bilanz waren die zahlreichen Ausfälle. Besonders das Fehlen von Yunus Akgün wog aus seiner Sicht schwer. „Yunus ist ein Spieler, der die Verteidigung insbesondere gegen solche Gegner öffnen kann“, betonte der Trainer. Gemeinsam mit Victor Osimhen, Wilfried Singo und Mario Lemina habe man gleich mehrere Profis verloren, die im Offensivspiel und im Anlaufen eine wichtige Rolle spielen. Das sei im Hinblick auf Kreativität und Durchschlagskraft deutlich zu spüren gewesen.
Buruk hob hervor, dass gerade Akgün bereits im Spiel gegen FK Bodo/Glimt gezeigt habe, wie sehr er mit Osimhen zusammen gegnerische Abwehrreihen ins Wanken bringen könne. Stattdessen habe man es gegen Union Saint-Gilloise nicht geschafft, dem Gegner dauerhaft gefährliche Situationen zuzustellen. „Wir hatten Schwierigkeiten in Bezug auf die Produktivität“, räumte er ein. Dennoch wollte er die Ausfälle nicht als Alibi stehen lassen: Spieler, die auf dem Platz stehen, müssten „es besser machen“.
Nationalmannschaftsbelastung und Africa-Cup als zusätzliche Hürde
Ein weiterer Kritikpunkt von Buruk betraf die Belastungssteuerung für Nationalspieler. Man müsse Profis selbstverständlich zur Nationalmannschaft schicken, dort würden sie aber teilweise intensiver eingesetzt, als es der Vereinplane vorsehen würde. „Sie zahlen Ihr Geld, Ihr Gehalt, aber sie verwenden es so, wie sie wollen“, sagte Buruk und verwies darauf, dass dies die Klubs zusätzlich belaste. Die Verletzungen von Ismail Jakobs und Victor Osimhen nach Länderspieleinsätzen seien Beispiele dafür, wie hart solche Situationen Mannschaften treffen können.
Mit Blick nach vorne sprach Buruk außerdem die anstehende Herausforderung durch die Afrikameisterschaft an. „Vier unserer Spieler können am Africa-Cup teilnehmen. Wir werden diese Spieler nicht im Spiel haben“, erklärte der Trainer. Die Rückkehr dieser Profis hänge stark davon ab, wann ihre Nationalteams im Turnier ausscheiden. Er kündigte an, dass es gerade zu Beginn des Wettbewerbs „eine separate Schwierigkeit“ darstellen werde, den Ausfall mehrerer Leistungsträger zu kompensieren, zeigte sich aber zuversichtlich, dass sie rechtzeitig zu den kommenden Europapokalaufgaben zurückkehren könnten.
Eren Elmali als „größter Mangel“ und der Blick auf die restlichen Gruppenspiele
Überraschend deutlich hob Buruk einen weiteren Namen hervor: Eren Elmali. Für ihn sei der Linksverteidiger der „größte Mangel“ an diesem Abend gewesen. Aufgrund eines Wettvorfalls vor fünf Jahren und der daraus resultierenden Sperre sei Elmali nicht für die Champions League spielberechtigt gewesen. „Ich respektiere, dass Eren aufgrund des kleinen Fehlers, den er vor fünf Jahren gemacht hat, nicht am Champions-League-Spiel teilgenommen hat, und ich denke, er war heute ein sehr wichtiger Spieler im türkischen Fußball“, erklärte Buruk. Eigentlich habe er sogar mit Elmali statt mit Jakobs beginnen wollen.
Buruk machte klar, dass man diesen Ausfall und andere Lücken in der Winterpause beheben müsse. Trotz der Niederlage blieben die Ziele in der Königsklasse unverändert. „Wir werden noch drei Spiele in der Champions League bestreiten. Unsere Ziele bleiben bestehen. Wir werden unser Bestes tun, um die restlichen drei Spiele zu gewinnen“, kündigte der Coach an. Sein Wunsch: in den verbleibenden Partien endlich wieder mit einem möglichst vollen Kader antreten zu können, um nicht ständig zu Notlösungen gezwungen zu sein.
Derby-Hoffnung: Lemina, Osimhen und Yunus für Fenerbahce-Spiel im Fokus
Mit Blick auf die 14. Spielwoche der Trendyol Süper Lig und das Derby gegen Fenerbahce am Montag richtete sich der Blick von Buruk schnell nach vorne. Auf die Frage, ob verletzte Spieler bis dahin zurückkehren könnten, antwortete er: „Es gibt einen Zeitraum von sechs Tagen. Wir werden versuchen, Lemina, Osimhen und Yunus dort großzuziehen.“ Klar ist: Gegen den Erzrivalen braucht Galatasaray personell und mental eine deutliche Aufwertung, um die Derby-Bühne nicht mit einem weiteren Dämpfer zu verlassen.
Darüber hinaus erklärte Buruk, warum Yusuf Demir nicht im Kader stand. Nach dem letzten Spiel habe Yusuf Druck im Knie verspürt, weshalb er am folgenden Tag nicht trainieren konnte. „Es gibt nichts Administratives, es ist auch nichts passiert“, stellte Buruk klar. Man habe große Erwartungen an den Offensivspieler und verwies auf das Beispiel von Kazimcan Karatas, der sich zuletzt herangekämpft habe. „Was Yusuf tun wird, ist, etwas höher zu gehen und härter zu arbeiten. Er wird gut daran tun, Glück zu finden“, so der Trainer.
Gündogan: „Ein Ergebnis, mit dem wir nicht gerechnet haben“
Auch Ilkay Gündogan zeigte sich nach dem 0:1 gegen Union Saint-Gilloise tief enttäuscht. Der in Deutschland aufgewachsene Mittelfeldspieler sprach von einem „sehr traurigen Abend“ für Galatasaray. „Ein Ergebnis, mit dem wir nicht gerechnet hatten, eine Leistung, mit der wir nicht gerechnet hatten“, fasste er zusammen. Vor allem die erste Halbzeit sei deutlich unter den eigenen Ansprüchen geblieben. Man habe den Rhythmus nicht gefunden, zu viele Ballverluste produziert und sei nie wirklich in den Spielfluss gekommen.
Gündogan erklärte, der Schiedsrichter habe den gesamten Matchplan beschädigt. „Er hat das Spiel unterbrochen, bevor es gespielt werden konnte“, sagte er. In der zweiten Halbzeit sei man zwar besser gewesen und habe einfacher gespielt, doch das Gegentor habe alle Bemühungen zunichtegemacht. „Leider haben wir ein Gegentor kassiert. Eine Ergebnis, das wir nicht wollten. Es frustriert uns so sehr“, so der Mittelfeldspieler. Er sprach offen von Mängeln im Kader und Spielern, die noch nicht im Rhythmus seien – sich selbst eingeschlossen.
Rhythmus, Risiko und die Angst vor einer neuen Verletzung
Im weiteren Verlauf ging Ilkay Gündogan auf seine persönliche Situation ein. Nach einer längeren Pause habe er noch nicht das Niveau erreicht, das er von sich selbst erwarte. „Ich habe nicht die Leistung gezeigt, die ich wollte“, gab er zu. Es brauche nun „etwas mehr Spielrhythmus“, um wieder in Topform zu kommen. Gleichzeitig verwies er auf den schmalen Grat, auf dem er sich bewege: Das Ziel sei, möglichst viele Minuten zu machen, ohne erneut verletzt auszufallen.
„Der entscheidende Punkt ist derzeit, sich nicht nochmal zu verletzen“, betonte Gündogan und verwies auf den ohnehin stark ausgedünnten Kader. Er gehe davon aus, in den kommenden Partien 60, 70 oder sogar 90 Minuten spielen zu müssen. „Das ist natürlich etwas riskant, nachdem man viereinhalb Wochen nicht auf dem Platz war. Wir müssen diese Risiken jetzt eingehen. Es gibt keine andere Alternative“, erklärte er. Wichtig sei, Schritt für Schritt den Rhythmus zu finden, besser zu werden und mit „guten Leistungen gute Resultate“ zu holen.
Derby gegen Fenerbahce als Chance auf Wiedergutmachung
Zum Abschluss richtete Ilkay Gündogan den Blick wie Okan Buruk nach vorne – und damit auf das Derby bei Fenerbahce. „Das ist das Schöne am Fußball. Vor dem Spiel ist nach dem Spiel und von vorne“, sagte er. Die Nacht zum Montag müsse als „neue Möglichkeit“ gesehen werden. Gerade gegen einen solchen Gegner und in einer solchen Situation müsse das Team zusätzliche Motivation finden. „Schließlich ist dies eines der größten Derbys. Nicht nur in der Türkei, sondern auch weltweit“, unterstrich Gündogan die Bedeutung der Partie.
Für Mannschaft und Fans sei das Fenerbahce-Spiel „ein sehr wichtiges Spiel“. Ziel sei es, eine komplett andere Gesichtszüge zu zeigen als gegen Union Saint-Gilloise. Gündogan kündigte an, dass das Team eine „gute Leistung“ auf den Platz bringen wolle, damit am Ende auch das Ergebnis stimme. „Unser Ziel ist es, am Montagabend mit kompletten Kader aufzulaufen“, sagte er und machte damit klar: Die Antwort auf die bittere Champions-League-Nacht im RAMS Park soll im Derby gegeben werden.


