Zu Beginn der Saison 2011/12 kam Felipe Melo auf Leihbasis von Juventus Turin nach Istanbul und sollte nach der Saison wieder zurück nach Italien. Doch die Türkei-Karriere des Mittelfeldspielers dauerte ganze vier Jahre. Der Brasilianer, der sowohl von Galatasaray als auch von den Fans als Legende betitelt wird, gab gegenüber „beIN SPORTS“ ein umfangreiches Interview über seine Zeit in der Türkei und seine Spielerkarriere.
„Der Transfer zu Galatasaray war kein Rückschritt“
Der mittlerweile 36-Jährige sieht seinen damaligen Transfer von Juventus zu Galatasaray nicht als Rückschritt, sondern die Erfüllung eines Traums: „Ich bin von einem der weltbesten Klubs wie „Juve“ in die Türkei gewechselt. Dort hatten wir ein sehr starkes Team. Entgegen der herrschenden Meinung sehe ich diesen Transfer jedoch nicht als Rückschritt in meiner Karriere. Galatasaray ist ein großartiger Verein und für diesen Klub zu spielen, war die Verwirklichung meiner Träume. Es war die Zeit, in der ich die meisten Pokale gewonnen habe. Ganze sieben Pokale in vier Jahren. Ich gehöre zu den Brasilianern, die in der Türkei Meister wurden. Ich vermisse das Land und die Menschen sehr, da wir vieles gemeinsam erlebt haben.“
„Natürlich möchte ich zu Galatasaray zurückkehren“
Auf die Frage, warum sich seine Wege mit Galatasaray getrennt und ob er seine Mission in der Türkei erfüllt hat, erklärte der Mittelfeldspieler, dass er immer noch in Kontakt mit seinem Ex-Klub sei: „Meine Zeit bei Galatasaray ist unvergesslich. Nach den vielen Einladungen des Vereins werde ich im Dezember erneut nach Istanbul reisen. Ich habe dort viele Freunde. Diese Wertschätzung möchte ich genießen, da normalerweise nur tote Menschen so sehr geschätzt werden. Seit meinem Weggang von Galatasaray hatte ich zwar nicht mehr die Möglichkeit dort einen Besuch abzustatten, doch mit einigen Freunden bin ich nahezu jeden Tag in Kontakt. Dazu gehören einige weiterhin aktive ehemalige Teamkollegen, Trainer Fatih Terim sowie einige Vorstandsmitglieder. Zu gerne würde ich eines Tages zurückkehren wollen, doch in welcher Position das sein könnte, bleibt abzuwarten. Diese schöne Geschichte würde ich gerne fortsetzen.“
„Mit dem VAR hätten wir Real Madrid eliminiert“
Als eine der schönsten Erinnerungen gedenkt Melo an das knappe Scheitern in der UEFA Champions League gegen Real Madrid und behauptet, dass „Gala“ mit dem VAR sogar weitergekommen wäre: „Als Spieler von Racing Santander haben wir auswärts gegen Real Madrid mit 2:1 gewonnen. Ich konnte einen Treffer und eine Vorlage verbuchen. Während die Madrilenen mit Spielern wie Zidane, Beckham, Ronaldo oder Roberto Carlos um die Meisterschaft spielten, kämpften wir bis dahin gegen den Abstieg. 2013 trafen wir mit Galatasaray im Viertelfinale auf Real Madrid. Ein Weiterkommen in der Runde hätte uns zum späteren Sieger des Turniers machen können, da wir eine sehr gute Truppe waren. Das erste Spiel hatten wir 0:3 verloren, doch das letzte Gegentor war nicht regelkonform. Im Rückspiel führten wir 3:1. Dort erzielte Cristiano Ronaldo das erste Tor aus einer Abseitsposition. Mit dem VAR wären wir in der nächsten Runde. Daher gibt es meiner Meinung nach nichts Unmögliches im Fußball.“
„Die Meisterschaft in Kadiköy war mein größter Erfolg“
Auf die Frage, welcher seiner Erfolge mit Galatasaray unvergesslich seien, antwortete Melo: „In Brasilien kann Flamengo im Maracana Vasco de Gama schlagen, oder Palmeiras kann gegen Corinthians gewinnen. Doch der Titel in Kadiköy war etwas ganz anderes. Die reguläre Saison beendeten wir ohne große Probleme als Tabellenführer. Aufgrund des neu eingeführten Playoff-Systems mussten wir jedoch weiterhin um die Meisterschaft kämpfen. Für das letzte Spiel mussten wir in das Stadion von Fenerbahce. Wir waren nicht angespannt, doch der volle Fokus galt dieser Begegnung. Es war mein erstes Jahr in der Türkei und ich wollte in die Geschichtsbücher eingehen. Als ich am Spieltag aufgewacht bin, hatten sich vor unserem Hotel jede Menge Menschen angesammelt. Die gewöhnliche Abfahrtszeit eine Stunde vor dem Spiel hatten wir daher um zwei Stunden vorgezogen. Beim Aufwärmen im Stadion wurden wir mit Böllern und Raketen empfangen, doch das erhöhte meine Motivation. Schließlich holten wir das Unentschieden und sie schalteten die Flutlichter aus. Anschließend mussten wir drei Stunden in der Kabine warten und konnten dann auf dem Platz im Dunkeln die Meisterschaft feiern.“
„Fernando Muslera im Tor zu haben, macht einen großen Unterschied“
Zeitgleich mit dem Mittelfeldspieler kam auch Torhüter Fernando Muslera im Jahr 2011 zu Galatasaray. Melo schwärmt von seinem ehemaligen Mannschaftskameraden in den höchsten Tönen: „Über Muslera zu sprechen, ist sehr einfach, denn er ist die Professionalität in Person und ein starker Charakter innerhalb der Mannschaft. In den vier Jahren als mein Teamkollege wurde er von Claudio Taffarel trainiert. Muslera spielt heute immer noch bei Galatasaray und ist mittlerweile der Kapitän. Ihn im Tor zu haben, macht einen großen Unterschied.“
„Ich habe Falcao zum Wechsel geraten“
Bevor Radamel Falcao an den Bosporus wechselte, informierte er sich auch bei dem Brasilianer. „Vor seinem Wechsel habe ich mit Falcao gesprochen und seine Fragen beantwortet. Ich habe ihm gesagt, er kann ohne Bedenken zu Galatasaray wechseln. Die „Löwen“ haben hier eine gute Auswahl getroffen. Auch wenn er vielleicht nicht mehr in der Form von seiner Zeit in Porto oder bei Atletico Madrid ist, hat Falcao das richtige Gespür für Tore und kann viele Treffer erzielen, wenn das Team ihn richtig füttert.“
„Drogba ist einer der besten Stürmer aller Zeiten“
Felipe Melo schätzt sich zudem sehr glücklich, dass er Ex-Teamkollegen wie Wesley Sneijder und Didier Drogba hatte: „Mit den beiden zu spielen war etwas ganz Besonderes. Sneijder war technisch sehr versiert. Er war immer in der Lage ein Spiel alleine zu entscheiden, auch in den Derbys. Wenn er zum Distanzschuss ansetzte, bereitete ich mich sofort auf den Torjubel vor. Didier Drogba ist auf einem ganz anderen Niveau. Ich habe mit Alessandro Del Piero und David Trezeguet zusammen gespielt. Doch Drogba ist anders. Im Alter von 35 Jahren kam er zu Galatasaray und hat dennoch nach dem Training Sondereinheiten eingelegt. An sein erstes Spiel kann ich mich gut erinnern. Es sah so aus, als würde ein Erwachsener mit Kindern Fußball spielen.“
3 Kommentare
Ein geiler Kicker den ich bisher sehr vermisse.
Ein Antreiber im Mittelfeld. So einer fehlt uns momentan.
Eines Tages wirst du wieder zurück sein, vlt als sportdirektor?
„…. sie schalteten die Flutlichter aus. Anschließend mussten wir drei Stunden in der Kabine warten und konnten dann auf dem Platz im Dunkeln die Meisterschaft feiern.“
Fenerbahce hat das mit Sicherheit nicht absichtlich gemacht, bestimmt gab einen Stromausfall. Fenerbahce hat 20 Jahre zu Hause nicht mehr verloren und kann sich auf ein 6-0 berufen. Da ist es doch egal, wenn der Rekordmeister in dieser Zeit 2 Pokale mitnimmt oder? Anlatabiliyor muyum?
Als Galatasaray Vorstand hätte ich zu diesem Spiel Graham „Ulubatli“ Souness eingeladen.
Felipe Melo ist genau der Spielertyp der uns fehlt, einer der die Mannschaft antreibt, auf dem Feld mal richtig durchlangt und die Manschaft wachrüttelt zudem war er auch immer jemand der offensiv Akzente gesetzt hatte.
War schon eine starke Mannschaft vorallem wegen der Einstellung und Mentalität da hatte einfach alles gepasst.
Auch einen Stürmertyp wie Elmander vermisse ich der läuft und kämpft und sich kein Weg zu schade ist.