Galatasaray-Coach Fatih Terim nutzt die Länderspielpause aus, in dem er sich zu den aktuellen Themen im türkischen Fußball bezieht. Im ersten Teil des Exklusivinterview mit „beIN SPORTS“ äußerte sich die Vereinslegende zu vielen wichtigen Fragen rund um Galatasaray, der Jugendförderung und den herrschenden Problemen in der beliebtesten Sportart des Landes. Fatih Terim über…
… den Schuldenberg der türkischen Vereine
„Bei diesen Themen müssen wir mit offenen Karten spielen. Es geht so nicht weiter. Unsere Vereine haben kein Geld mehr. Es geht auch nicht mehr darum, welcher Verein die besseren Kredite bezieht und die stärksten Beziehungen zu Instituten im Ausland hat. Diese Phase haben wir überschritten. Wir befassen uns momentan mit Verbindlichkeiten, die nicht tragfähig sind. Selbst die Zinsen der Kredite können manchmal nicht beglichen werden. Niemand ist in der Lage zu sagen, dass er oder sie einen Lösungsweg hat. Da bringt auch eine Teilnahme an der Champions League nichts.“
… die anstehende Änderung der Ausländerregelung im türkischen Fußball
„Ich habe damals als Fußballdirektor dem Verband um Präsident Yildirim Demirören meine Ansichten mitgeteilt. Die Aufhebung der Ausländerbeschränkung hatte eine wesentliche Prämisse. Schließlich waren die Vereine dazu verpflichtet, 14 türkische Spieler im Kader zu haben. Zusätzlich gab es eine Sonderprämie, die im Zusammenhang mit dem Einsetzen von türkischen Akteuren stand. Bei jungen Spielern aus der eigenen Jugendabteilung hatte sich die Prämie sogar verdoppelt. Während dieser Regelung sind sehr viele unserer Spieler ins Ausland gewechselt. Ich verstehe nicht, wieso man diese nun ändern möchte.“
… die Gerüchte, dass er nach seiner Trainerkarriere einen Posten als Präsident anstrebt
„Galatasaray ist für mich ein besonderer Ort, hier bin ich zuhause. Allerdings habe ich keine Ambitionen bezüglich eines Präsidentenpostens.“
… das Fehlen einer Reserveliga im türkischen Fußball
„Früher gab es eine sogenannte A-Liga, die dann in eine U21-Liga umbenannt wurde. Alle talentierten Spieler, die in der A-Mannschaft nicht spielten, bekamen dort Einsatzzeiten. Allerdings hat sich diese Situation vor 1,5 Jahren geändert. Man war der Ansicht, dass ein U21-Spieler ohnehin keine entsprechende Qualität hat, wenn er es nicht in den A-Kader schafft. Hunderte von Jugendlichen hatten danach keinen Klub. Nun gibt es wohl eine B-Liga, die aber merkwürdige Voraussetzungen hat. Ich gehe mal davon aus, dass dies auch keine langfristige Lösung sein wird.“
… die Probleme hinsichtlich der Jugendförderung bei Galatasaray
„Kommen wir zum Thema Jugendarbeit. Ich höre oft Aussagen wie ‚Hocam, wenn wir jede Saison zwei bis drei Ozans [gemeint ist Ozan Kabak; Anm. d. Red.] verkaufen, sind wir gerettet.‘ Denken Sie, dass ich das nicht möchte? Wissen Sie, wieviel unser Verein aus der Ablöse für Ozan in die Jugend investiert hat? Null. Der Grund dafür ist, dass zu dem Zeitpunkt entweder ein anderer Spieler verpflichtet werden musste, Gehälter bezahlt oder Schulden getilgt wurden, die längst fällig waren. Oft gibt es auch Kritik, warum bestimmte Jugendspieler keine Einsatzminuten erhalten.“
… die Gründe, wieso er manche junge Spieler nicht einsetzt
„Es gibt Gründe dafür, warum ein junger Spieler von mir nicht eingesetzt wird. Heutzutage reicht Talent alleine nicht aus, um in der A-Mannschaft zu spielen. Der Umgang mit Stress und Druck, das Sozialverhalten sowie die Offenheit zur Entwicklung sind ebenfalls sehr wichtig. In keinem Land dieser Welt kann man die Erwartungshaltung ‚Lass junge Spieler auflaufen und werde jedes Jahr Meister‘ langfristig umsetzen. Das ist die Situation in der Türkei. Nun frage ich Sie: Können in so einem Umfeld viele Ozan Kabaks entstehen?“
… seine Schwierigkeiten als Trainer bei der Kaderplanung
„Als Chefcoach habe ich nicht die Möglichkeit, eine Spielphilosophie festzulegen und im Anschluss passende Transfers zu tätigen. Vielmehr schaut man nur darauf, welche Spieler man hat und versucht dann zu entschieden, wie eine passende Taktik aussehen könnte. Jedoch muss man sich eigentlich zuerst für eine Spielphilosophie entscheiden.“
… seine Meinung zum Videobeweis
„Da, wo Menschen sind, wird es trotz des Einsatzes von Technik Meinungsverschiedenheiten geben. War es nicht die wesentliche Zielsetzung vom Videobeweis, dass die Schiedsrichter bei ihren Entscheidungen entlastet bzw. unterstützt werden? Mit der Zeit wird dieses System sicherlich ausgereifter. Ich sehe den Videobeweis als eine Art Versicherung.“
… die Galatasaray-Fans
„Unsere Fans sind die treibende Kraft. Ich vertraue ihnen genauso wie meinen Spielern. Man muss zwischen Anhängern und Zuschauern unterscheiden. Zum Glück hat unser Verein mehr Anhänger als Zuschauer. Deshalb sind die Ränge von Galatasaray in der Lage, Spiele zu drehen. Vor allem waren sie an den Erfolgen zwischen 1996 und 2000 maßgeblich beteiligt.“
… die organisatorische Zusammenstellung vom Schiedsrichterausschuss MHK
„Schiedsrichter zu fördern, ist keine einfache Sache. Es dauert sehr lange, bis ein Unparteiischer ein entsprechendes Niveau erreicht. Diese Personen werden von uns immer wieder zerpflückt. Warum? Weil wir weder der Person noch dem System dahinter trauen. Ich vertrete die Ansicht, dass die Leistungsbewertung auf eine subjektive Art und Weise erfolgt. Dabei geht es mir nicht um die einzelnen Schiedsrichter. Ganz im Gegenteil. Ich habe diese Denkweise aufgrund des Systems, in dem die Unparteiischen sich befinden. Der Schiedsrichterausschuss MHK muss losgelöst vom Verband arbeiten und sollte von unabhängigen Personen geführt werden.“
Hinweis: Der zweite Teil des Exklusivinterviews wird am kommenden Freitag um 18:00 Uhr (MEZ) auf beIN SPORTS 1 ausgestrahlt.
3 Kommentare
Ein Ozan Kabak hat wie damals Semih Kaya nur von den Verletzungen der anderen Innenverteidiger profitiert. Ich erinne mich sehr gut, als Servet und Gökhan Zan verletzt waren und Semih die einzige Alternative von Terim war. Damals hatte Kaya mit Ujfalusi den bestmöglichen Mentor an der Seite.
Gleiches gilt eben auch für Ozan Kabak und wird auch für Emin Bayram gelten. Diesen Emin werden wir nur sehen, wenn Luyindama/Marcao und Donk sich verletzen werden. Dabei ist Ozan Kabak das Beste Beispiel für Jugendförderung. Mit bisschen Glück hat man einen Goldjungen den man verkaufen kann und aus dem nichts ein riesen Plus einnimmt.
Ich bin ein großer Terim-Fan, aber seine alte Fußballtaktik ist augestorben, Spieler alleine zu motivieren bringt nichts mehr wie früher, als wir den UEFA Pokal gewonnen haben. Heute spielen Innenverteidiger eine enorm wichtige Rolle die eine super Spieleröffnung haben wie Hummels oder van Dijk und eben schnelle Angriffe mit Spielern wie Sancho oder Salah und Balleroberungen wie Liverpool und BVB das praktizieren.
Wir liegen Jahre zurück was den Fußball an geht, auch das Niveau der Liga ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Viele Teams fabrizieren eben dieses Beton-Anrühren-Konzept, deswegen enden so viele Spiele torlos. Als Fan ist das total ekelig anzusehen. Wieso sollte ich dann BeIn Sports abonnieren? Lieber schaue ich mir die Konferenz der Bundesliga an oder die spanische oder englische Liga an, wo dann noch tonnenweise Tore geschossen werden!
Ja, sehe ich auch so. Ein Emin könnte meiner Meinung nach öfters Spielen. Nur wenn er einen kleinen Fehler macht, stürzen sich die Medien auf ihn. Terim wird ihn nie wieder einwechseln und mit 25/27 Jahren kloppen sich die 3 „Großen“ um ihn… Wenn er bei Antalyaspor oder so spielt…
Und warum wir nicht die Bundesliga schauen? Weil unser Verein in der Süper Lig spielt… Deshalb. Und das weiß auch Bein. Deswegen zahle ich auch 40 € für diesen Schei…
Laber nicht. Du bist derjenige, der am letzten Spieltag als wir schon Meister waren, immer noch alte Säcke spielen gelassen hat als junge Spieler. Lan, wir sind schon Meister, es gibt noch einen letzten Spieltag, es geht um GAR NICHTS mehr und du lässt immer noch Sener und Banausen spielen. DU hast überhaupt nichts zu verlieren und die jungen Kickern sitzen immer noch auf der Bank. Yaziklar olsun. Ab dem Moment habe ich gemerkt, dass es sowieso nichts wird. FT bringt nur junge Spieler rein, wenn wir wirklich keine Alternative haben.