Trabzonspor beendet die Hinrunde mit einem bitteren Abend in Ankara: Beim Auswärtsspiel gegen Genclerbirligi fiel die Mannschaft trotz drei eigener Treffer mit 3:4. Für Trainer Fatih Tekke war weniger das Ergebnis allein der Punkt, sondern das Muster dahinter. Seine Analyse fiel entsprechend hart aus – und er formulierte Sätze, die in Trabzon nachhallen dürften.
„Drei Tore schießen und verlieren – das ist nicht akzeptabel“
Tekke machte direkt klar, wo seine Grenze liegt: „Drei Tore zu schießen und zu verlieren ist natürlich nicht akzeptabel.“ Er nahm die Niederlage zwar grundsätzlich auf seine Kappe, betonte aber, dass sich wiederkehrende Probleme nicht wegmoderieren lassen. In seinen Augen war das Offensiv-Ergebnis am Ende sogar das Einzige, das nicht negativ bewertet werden musste: „Das einzig Positive war, dass wir drei Tore geschossen haben.“
In vielen anderen Bereichen sah Tekke dagegen Defizite, die das Team verwundbar machten. Er nannte fehlendes Ballhalten, Schwierigkeiten im Eins-gegen-eins und Probleme bei den zweiten Bällen als zentrale Punkte. Genau in den Momenten, in denen Ruhe und Kontrolle nötig gewesen wären, sei die Mannschaft zu weich geblieben – und habe sich dadurch selbst in Gefahr gebracht.
Druck, zweite Bälle, Eins-gegen-eins: Tekkes Kernkritik am Auftritt
Besonders auffällig war für Tekke, dass die Dinge, die im Training vorbereitet werden, im Spiel nicht umgesetzt wurden. Seit Tagen liegt der Fokus auf Pressing und Ballbesitz – doch in Ankara habe sich dieses Fundament nicht gezeigt. „Woran wir seit einer Woche arbeiten, ist Druck und ein Ball. Aber das ist im Spiel nicht passiert„, sagte Tekke und unterstrich: „Kein Aufgeben.“
Gleichzeitig warnte der Coach vor einer Dynamik, die für die zweite Saisonhälfte gefährlich werden kann: Wenn die Mannschaft unter Druck nicht stabil bleibt und in direkten Duellen nicht standhält, wird jeder Gegner Türen finden. Tekke formulierte es als Job-Beschreibung – und als Warnung: „Wenn wir den Druck in diesen Momenten nicht beseitigen können, ist unsere Aufgabe schwierig.“
„Respekt verdient man – und man darf ihn nicht verschenken“
Tekke ging noch einen Schritt weiter und sprach über das, was solche Spiele mit dem Standing einer Mannschaft machen. „Wir verdienen Respekt„, sagte er – und verband das mit einer klaren Forderung: „Sie dürfen diese Spiele nicht verlieren, um diesen Respekt nicht zu verlieren.“ Für ihn war die Schlussfolgerung eindeutig: „Es ist mir unmöglich, das zu akzeptieren … Ich akzeptiere das nicht.“
Dabei zeigte Tekke auch Verständnis für den Gegner und betonte ausdrücklich, dass er Genclerbirligi den Erfolg nicht absprechen wolle. Seine Botschaft richtete sich primär nach innen: Die eigene Qualität darf nicht davon abhängen, ob ein oder zwei Spieler fehlen – sonst wird jede Phase der Saison zum Risiko.
Spieler reagieren: Augusto zufrieden mit seinem Beitrag, Batagov nennt Standardprobleme
Auch aus dem Team kamen nach dem Abpfiff deutliche Aussagen. Felipe Augusto stellte seine Priorität klar: „Ich würde lieber gewinnen als Tore erzielen.“ Er betonte, dass er sich individuell in der ersten Halbzeit gut gefühlt habe und es ihm wichtig sei, dem Team helfen zu können – doch der Sieg sei das Ziel gewesen: „Wir wollten heute gewinnen. Leider nicht.“
Batagov verwies vor allem auf die Konsequenzen der Gegentore nach Standardsituationen: „Wir haben in diesem Spiel besonders unter den Standbällen gelitten.“ Genau solche Treffer bringen Teams schnell in eine schwierige Lage, erklärte er, kündigte aber zugleich Korrekturen an: „Wir werden diese Fehler korrigieren.“ Für die Gesamtlage nach der Hinrunde wählte Batagov einen optimistischen Ton und stellte in Aussicht, dass die zweite Saisonhälfte für Trabzonspor „noch besser sein wird„.
Tekkes Maßstab für die Rückrunde: weniger Fehler, mehr Stabilität
Das Spiel in Ankara war für Trabzonspor ein Lehrstück mit offenem Ausgang: Drei eigene Treffer zeigen, dass die Offensive funktioniert – aber vier Gegentore reißen jede Balance auf. Tekkes Forderung ist deshalb weniger spektakulär als unnachgiebig: weniger individuelle Fehler, mehr Kontrolle in den Duellen, mehr Konsequenz bei zweiten Bällen – und vor allem eine Mannschaft, die in Druckphasen nicht zerfällt. Denn für den Trainer steht fest: Solche Niederlagen dürfen nicht zur Gewohnheit werden.


