Kaum ein Fußballer hatte so große Hoffnungen bei den türkischen Fans geweckt, wie es Emre Mor im Jahr 2016 tat. Dabei ist die Liste der türkischen Talente, die in den vergangenen 20 Jahren trotz Vergleichen mit Weltklasse-Spielern nie den Durchbruch schafften und oftmals in unterklassigen Ligen landeten, lang.
Auch bei Mor zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Der 24-Jährige scheint sich dem Profifußball mittlerweile jedoch angenommen zu haben: Die Belohnung ist ein Stammplatz bei VavaCars Fatih Karagümrük. Das bisherige Highlight war der Hattrick beim 3:0-Sieg gegen Kayserispor. GazeteFutbol blickt auf die bisherige Karriere von Emre Mor zurück.
Emre Mor 2016: Die große Hoffnung im türkischen Fußball
Emre Mor ist in Dänemark geboren und spielte in der Jugend lange Zeit für Lyngby BK, ehe es 2019 in die Jugend von Nordsjaelland ging, wo er es in den Profikader und zu den ersten Pflichtspielen sowie Treffern schaffte. Das führte dazu, dass sich auch der türkische Fußballverband um Mor bemühte.
Mor entschied sich in der Jugendzeit stets dazu, für die dänische Jugendauswahl aufzulaufen. Das änderte sich durch die Bemühungen des damaligen Türkei-Trainers Fatih Terim, der letztendlich Mor davon überzeugen konnte, sich der türkischen Nationalmannschaft anzuschließen. Am 29. Mai 2016 gab Mor schließlich beim 1:0-Sieg gegen Montenegro sein Debüt für das türkische Nationalteam. Anschließend schaffte er es sogar in den Kader für die Europameisterschaft 2016.
Nach einem Kurzeinsatz im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien (0:1) durfte der „türkische Messi“ erst wieder im dritten Spiel gegen Tschechien ran. Hier bereitete er das 1:0 nach zehn Minuten vor und war mitverantwortlich dafür, dass die Türkei einen 2:0-Sieg einfuhr und damit zumindest für ein versöhnliches Ende der EURO 2016 sorgen konnte.
Mor gelingt in Dortmund nicht der erhoffte Durchbruch
Viele sprachen schon von einer Weltkarriere des gerade einmal 18-jährigen Fußballers. Nach der EM blätterte der deutsche Spitzenklub Borussia Dortmund stolze neun Millionen Euro für Mor hin. Dortmund war bekannt dafür, dass man junge Spieler verpflichtet und diesen zum nächsten Karriereschritt verhilft. Mehr als 694 Spielminuten in 19 Pflichtspielen waren allerdings nicht drin. Immer wieder ließ Mor sein Talent aufblitzen, zeigte sich in vielen Situationen jedoch zu verspielt und egoistisch. Im jungen Alter war dies vielleicht noch kein Kriterium, um von fehlender Qualität zu sprechen, dennoch entschied sich der BVB dazu, Mor nicht länger zu halten.
Wechsel zu Celta Vigo: Fehlende Klasse oder Disziplin?
Nach einem kurzen Intermezzo in Dortmund ging es für Emre Mor schließlich nach Spanien zu RC Celta Vigo. Die Ablösesumme: 13 Millionen Euro. Hier kam er in seiner ersten Spielzeit zwar auf immerhin 27 Pflichtspieleinsätze (ein Tor, drei Vorlagen). Es handelte sich jedoch zumeist nur um Kurzeinsätze. In der Folgesaison 2018/2019 waren es sogar nur noch zehn Einsätze. Es schien vor allem die Qualität zu fehlen. Hinsichtlich der Spielintelligenz äußerten die Experten immer wieder Kritik. Etwas Zählbares kam aus dem Spiel heraus fast nie heraus. Mor schien im Profifußball überfordert zu sein. Auch abseits des Spielfeldes habe er sich alles andere als professionell benommen und schien den Beruf des Profifußballers nicht ernst genug genommen zu haben.
Celta Vigo wollte aus dem 13 Millionen Euro-Transfer allerdings zumindest finanziell kein Desaster werden lassen. Es fanden sich jedoch keine Abnehmer, die eine ähnlich hohe Ablösesumme zahlen wollten. So musste Celta Vigo durch Leihen hoffen, dass Mor den nächsten Schritt macht.
Kein Aufschwung bei Galatasaray und in Griechenland
Unter dem „Imperator“ Fatih Terim sollte sich Emre Mor wieder neu beweisen. So war zumindest der Plan der Galatasaray-Verantwortlichen, sodass Mor gegen eine Leihgebühr von 190.000 Euro für ursprünglich ein Jahr an Galatasaray verliehen wurde. Es ergab sich jedoch das gleiche Bild wie in Spanien: Mor kam fast nur zu Kurzeinsätzen und konnte sich in den wenigen Minuten nicht für noch mehr Spielzeit empfehlen. Nach der Hinrunde standen 17 Pflichtspiele mit gerade einmal 547 Minuten zu Buche. An Toren war Mor nicht beteiligt. Infolgedessen brachen die „Löwen“ die Leihe mit Emre Mor vorzeitig ab. Es folgte die nächste Station auf Leihbasis: Olympiakos Piräus. In der Rückrunde der Saison 2019/2020 kam er allerdings lediglich zu zwei Einsätzen und stand in Griechenland so gerade einmal 47 Minuten auf dem Platz – ein weiteres verlorenes Halbjahr in der Karriere von Mor.
Emre Mor bei Fatih Karagümrük: Endlich angekommen?
Am Ende der Saison 2019/2020 war Emre Mor gerade einmal 22 Jahre alt. Dennoch schien es sich bereits um eine gescheiterte Karriere zu handeln. Olympiakos Piräus war bereits seine fünfte Profistation im fünften Land. Es wirkte schon desillusionierend für den Offensivspieler. Es war bereits im so jungen Alter eine der letzten Möglichkeiten, um sich im europäischen Spitzenfußball zu beweisen.
Nach der Saison folgte keine weitere Leihe und es schien fast so, als würde es Mor dennoch schaffen, sich in Spanien durchzusetzen. So hatte er zu Saisonbeginn einen Stammplatz bei Celta Vigo sicher, ehe ihn eine hartnäckige Schambeinentzündung zurückwarf. Diese sorgte dafür, dass Mor immer wieder ausfiel und keine Chance hatte, sich für neue Klubs zu empfehlen.
Allerdings hatten ihn weiterhin einige Vereine auf dem Schirm. Es folgte in der neuen Spielzeit eine einjährige Leihe zu Fatih Karagümrük. Zu Saisonbeginn waren es wie in den Saisons zuvor nur Kurzeinsätze. Spätestens seit dem Trainerwechsel ist Emre Mor unter Coach Volkan Demirel jedoch unangefochtener Stammspieler. Mor scheint physisch an sich gearbeitet zu haben und spielt längst nicht mehr so egoistisch, wie es in den ganz jungen Jahren seiner Karriere der Fall gewesen war.
Die drei Treffer gegen Kayserispor waren alles andere als ein Zufallsprodukt. Insbesondere sah man an den Treffern (vor allem am zweiten Treffer) auch die Qualität, die ein Emre Mor zu haben scheint. Sein Vertrag bei Celta Vigo läuft trotz der aktuellen Leihe bei Fatih Karagümrük aus. Sollte Mor es schaffen, diese Leistung auch zum Ende der Saison hin weiter abzurufen, dürfte sich ein neuer Arbeitgeber für den 24-Jährigen schnell finden lassen. Dennoch wirkt es fast schon wie eine Sensation, dass Mor es zumindest kurzfristig geschafft hat, dem Abwärtstrend seiner Karriere einen Riegel vorzuschieben.