Trotz des bislang schlechtesten Saisonstarts aller Zeiten gelang es Besiktas im heimischen Vodafone-Park Titelverteidiger Galatasaray knapp, aber verdient mit 1:0 zu schlagen. Insbesondere in der zweiten Halbzeit drehten die „Schwarzen Adler“ auf und ließen den „Löwen“ keine Chance. In den letzten drei Heimspielen gegen die Gelb-Roten gab es drei Siege ohne Gegentor. Nicht nur gegen Galatasaray, sondern auch gegen Fenerbahce und Trabzonspor hat man in den letzten zwölf Heimspielen keine Niederlage hinnehmen müssen (sieben Siege und fünf Remis). Überhaupt ist Besiktas seit der Saison 2015/16 die Derby-Mannschaft mit den meisten Siegen (12), den meisten Treffern (40) und den meisten Punkten (43).
Avci: „Sieben Kilometer mehr als der Gegner gelaufen“
Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an den Sieg über Tabellenführer Aytemiz Alanyaspor. Die Schwarz-Weißen waren statistisch gesehen im Sparmodus unterwegs und hatten die wenigsten Passversuche (423) und die wenigsten Pässe (321), erzielten die niedrigste Passquote (76 Prozent) sowie die niedrigste Ballbesitzquote (50,8 Prozent). Das konnte der 15-malige Meister im Derby hinsichtlich der Passquote (72,4 Prozent) und der Ballbesitzquote (41,9 Prozent) sogar noch unterbieten. Bedeutet: Coach Abdullah Avci beharrt nicht mehr mit aller Macht auf sein System und versucht das beste aus der Situation zu machen. „Wir haben am Donnerstag in der Europa League gespielt und konnten unsere Aufstellung erst am heutigen Morgen festlegen. Unser Gegner hat allerdings fünf Tage Zeit gehabt, trotzdem sind wir sieben Kilometer mehr gelaufen. Das ist nichts gewöhnliches. Heute war eine Mannschaft auf dem Feld, die hilfsbereit und zweikampfstark war. Jeder hatte den nötigen Willen und ich glaube das ist der Schlüssel zum Erfolg: Der Glaube und die Hoffnung. Besiktas wäre so oder so im Rennen geblieben, aber heute haben wir eine ganz klare Message vermittelt.“
„Verletzungen haben uns zu schaffen gemacht“
„Seit Saisonbeginn haben wir mit vielen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Gökhan Gönül wollte heute unbedingt spielen obwohl er seit drei Wochen nicht auf dem Platz stand. Am Ende bekam er Krämpfe und Necip Uysal kam in die Partie. Die Transfers kamen zu spät. Es gibt leider auch noch weitere Verletzte. Ich versuche auch eben aus diesen Gründen neue Dinge auf die Beine zu stellen. Vielleicht ist der Führungswechsel innerhalb des Vereins nötig gewesen. Das hat für frischen Wind gesorgt“, so Avci im weiteren Verlauf des Interviews. Auf die Frage, wieso er weder vor dem Spiel noch nach der Partie seinem Amtskollegen Fatih Terim die Hand gedrückt hat, entgegnete der 56-jährige Übungsleiter mit den Worten: „Eigentlich möchte ich nicht viel dazu sagen. Ich habe den Gegner nur so behandelt, wie ich letztes Jahr behandelt wurde.“
Torschütze Nayir: „Keiner schenkt uns die Meisterschaft aufgrund des Derbysieges“
„Besiktas hat immer schwierige Phasen durchgemacht, aber die Euphorie war stets da. Wir haben die Leidenschaft und unseren Spielwitz verloren“, waren die Worte von Umut Nayir nach der 1:2-Niederlage gegen den SC Braga unter der Woche. Nach dem Sieg im Derby über Galatasaray sprach der 26-jährige Stürmer erneut zur Presse: „Für mich ist es heute ein sehr emotionaler Tag. Mein erstes Spiel von Beginn an und das mit dem Siegtreffer im Derby gegen Galatasaray. Vom Anpfiff an bis zum Ende kamen wir zu unseren Chancen und hätten viel mehr Treffer machen müssen. Derbys verhelfen großen Klubs zu neuer Hoffnung und Motivation. Unsere Fans haben uns in dieser Phase toll unterstützt. Jetzt brauchen wir eine Siegesserie, denn keiner wird uns die Meisterschaft aufgrund eines Derbysiegs schenken.“