Die Bilanz von Besiktas-Interimstrainer Önder Karaveli kann sich nach dem knappen 2:1-Sieg über Göztepe sehen lassen (zum Spielbericht). In drei Begegnungen an der Seitenlinie holte der Nachfolger von Sergen Yalcin zwei Siege und ein Remis. Abgesehen von den statistischen Details hauchte der Übergangscoach der Mannschaft neues Leben ein. Die mental sich am Abgrund befindende Truppe hat wieder Spaß in den Einheiten und den Spielen. Die positive Stimmung im Verein ist auch Präsident Ahmet Nur Cebi nicht entgangen. Während die Suche nach einem neuen Cheftrainer bei den Schwarz-Weißen weitergeht, stärkte der Klubboss den Rücken seines eigentlichen U19-Coaches. Laut eigenen Aussagen kann sich Cebi immer mehr mit einer langfristigen Lösung anfreunden: „Solange Önder Karaveli so weitermacht, müssen wir hinter ihm stehen. Er ist ein Sohn unserer Gemeinschaft. Durch seine sanfte und emotionale Haltung ist er eine große Chance für Besiktas. Warum also nur bis zum Saisonende? Wenn alles gut läuft und der Trainer zufrieden ist, kann es 2-3 Jahre so weitergehen.“
Karaveli: „Besiktas wird nie aufgeben“
Der Vorstandsvorsitzende erklärte im weiteren Verlauf, wieso Karaveli der geeignete Mann sein könnte: „Von nun an müssen wir eine andere Strategie für die Zukunft von Besiktas entwickeln. Ich denke, dass Önder Karaveli sehr gut geeignet ist für unser Zukunftsprojekt. Ich würde gerne mit ihm weitermachen. Solange er gesund ist, wird er sowohl in Katar als auch danach an der Seitenlinie stehen. Er hat es sich redlich verdient. Deshalb möchte ich nicht über andere Namen sprechen. Ich wünsche ihm weiterhin viel Erfolg.“ Karaveli selbst war nach dem glücklichen Sieg zufrieden – und emotional. „Ich bin sehr glücklich. Die Zuneigung unserer Fans hätte mich fast zum Weinen gebracht. Ein paar Tropfen waren es dann tatsächlich auch. Aber die habe ich sofort weggewischt“, so die ersten Worte im Post Match-Interview. Die Matchanalyse des 47-jährigen Übungsleiters war wie folgt: „Ich bin der Meinung, dass das Spiel von Göztepe nicht in Relation mit ihrem Tabellenplatz steht. Ich bin inzwischen seit drei Spielen mit dem Team und in allen drei Begegnungen haben wir das erste Tor kassiert. Allerdings ist es uns immer gelungen Charakter zu zeigen. Es gibt nun ein Besiktas, das nicht aufgibt. Besiktas wird nie aufgeben. Fairerweise muss man aber zugeben, dass uns Ersin Destanoglu im Spiel gehalten hat. Wir haben viel zu viele Chancen zugelassen. Jedoch kann es vorkommen, dass Ersin nicht immer so einen guten Tag erwischt.“
Destanoglu mit Schmerzen – Ghezzal hört auf Mitspieler Özyakup und Uysal
Zweifelsohne war der Keeper mit einem gehaltenen Elfmeter und mehreren Paraden der Mann des Abends. Destanoglu verriet, dass er es insbesondere in der zweiten Halbzeit nicht einfach hatte, sich aber bis zum Ende durchgebissen hat: „Uns ist es gelungen, die Partie zu drehen. Gemeinsam mit unseren Fans haben wir Charakter gezeigt. In den letzten drei Spielen lief es wieder gut. Ab der 55. Minute hatte ich mit Schmerzen zu kämpfen. Besonders in den Schlussminuten habe ich mich schwergetan. Wir jüngeren Spieler versuchen so gut es geht der Mannschaft behilflich zu sein. Unsere Trainer, egal ob Sergen Yalcin oder Önder Karaveli, haben uns auch wirklich gerne. Unsere Fans unterstützen uns stets. Dank uns glauben viele Jugendspieler daran, dass sie hier eine Chance zum Spielen bekommen werden.“ Siegtorschütze Rachid Ghezzal wurde in den Trainingseinheiten von seinen Mitspielern darauf angesprochen, dass er des Öfteren mal den direkten Zug zum Tor suchen solle, wie er nach der Partie erklärte: „Innerhalb von drei Tagen zu spielen ist nicht einfach. Aber wir haben sehr gute Spieler im Kader. Wir haben heute viel zugelassen, jedoch bis zum Ende mit Leib und Seele gekämpft. In den letzten Spielen sind wir immer zurückgekommen. Natürlich ist es schön zu treffen. Oguzhan Özyakup und Necip Uysal haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich zu wenig aufs Tor schieße. Ich habe ihren Rat beherzigt und mein Tor gemacht.“
Maestro stolz auf sein Team – Torschütze Ndiaye fehlen die Worte
Wieder einmal hat es für den Izmir-Vertreter nicht gereicht, einen Ertrag zu erzielen. Trotz einer guten Vorstellung und reichlich vielen Torchancen waren es wieder die Gelb-Roten von der Ägäis, die den Kürzeren ziehen mussten. Chefcoach Nestor El Maestro unterstrich in seinen Aussagen, wie stolz er auf seine Männer sei. Allerdings ist dem früheren Co-Trainer des Hamburger SV bewusst, dass bald auch die Ergebnisse stimmen müssen: „Ich gratuliere meinen Spielern. Gegen eine Mannschaft wie Besiktas so tapfer aufzutreten ist mehr als lobenswert. Es ist wirklich nicht einfach hier so zu spielen und ganze 42-mal im Strafraum von Besiktas an den Ball zu kommen. Wir haben zwar nicht ausreichend Punkte, aber jeder sieht, wozu wir in der Lage sind. Ich kann meine Spieler in keiner Art und Weise kritisieren. Viel mehr bin ich stolz auf sie. Wir durchleben eine kritische Phase und müssen das Beste daraus machen. Ich wüsste nicht, was passiert wäre, wenn wir wie die anderen Teams unsere Defensive 20 Meter vor unserem Tor aufgestellt hätten. Das Leben ist viel zu kurz, um die Abwehr so weit hinten aufzustellen.“ Angreifer Cherif Ndiaye, der die zwischenzeitliche 1:0-Blitzführung erzielte, schloss sich den Worten seines Übungsleiters an: „Ich finde nicht die passenden Worte. Wir sind wirklich sehr enttäuscht. Heute haben wir mit allem was wir haben gekämpft. Es ist sehr schade, dass wir nicht einmal einen Punkt mit nach Hause nehmen können. Hoffentlich werden wir irgendwann für unsere Mühen belohnt.“