Can Bartu war einer der ganz besonderen Sportler der Türkei. Mit Fenerbahce wurde er nicht nur mehrfacher türkischer Titelträger, sondern auch Nationalspieler im Basketball und Fußball. Zudem gehörte der Mittelfeldspieler der ersten Generation von türkischen Kickern an, die ihr Glück in der Serie A suchten. Mit dem AC Florenz war er der erste Türke, der ein Europapokalfinale bestritt. Und einmal, für wenige Minuten, spielte er gar im Trikot vom Erzfeind Galatasaray. In der Nacht ist der auch bei gegnerischen Fans beliebte Sportler verstorben.
Basketball und Fußball
Es gibt nur wenige Sportler, die in mehr als einer Disziplin brillieren. Can Bartu zählte definitiv dazu. Der gebürtige Istanbuler startete seine Karriere einst als Basketballer bei der ersten Mannschaft von Fenerbahce und schaffte es gar in die Nationalmannschaft. Dabei war er nur 1,80 Meter groß, doch Bartu brillierte als Spielmacher und zuverlässiger Punktelieferant. Irgendwann aber wurde sein fußballerisches Talent von Fikret Arican erkannt wurde. Der Übungsleiter coachte damals für eine kurze Periode die Profi-Mannschaft der „Kanarienvögel“ und überredete Bartu, es doch einmal mit den Füßen zu versuchen. So lief Can Bartu 1956 zum ersten Mal als Fußballer in einem Profi-Spiel auf. Mit Fenerbahce sollte er in den folgenden Jahren insgesamt fünf Meisterschaften holen. Doch das war nicht alles. Denn Can Bartu wurde auch in die Milli Takim berufen und erzielte insgesamt sechs Treffer in 26 Partien.
Lange Arbeitstage und …
Zwei Ereignisse haben sich dabei im türkischen Fußballgedächtnis verewigt. Zum einen war es der 25. Januar 1957. Fenerbahce traf in der Liga auf Beyogluspor. Die Gelb-Marineblauen siegten klar mit 4:0. Bartu erzielte zwei Tore und bereitete die anderen beiden Treffer vor. Doch da war der Arbeitstag für ihn noch nicht vorbei. Am Abend stand das wichtige Basketball-Derby gegen Galatasaray auf dem Programm. Auch dort trat Bartu an und trug zehn Punkte zum knappen 44:43.-Sieg bei.
… abwechslungsreiche Aufgaben
Seine Basketball-Vergangenheit sollte er nie ganz hinter sich lassen, selbst in der Nationalelf nicht. 1958 stand er in einem Länderspiel gegen Rumänien auf dem Platz. Es stand 0:2, als sich Torhüter Turgay Seren verletzte. Auswechslungen waren damals noch nicht erlaubt, und so wurde Bartu von Nationaltrainer Leandro Remondini in den Kasten beordert. Drei Ecken fischte Bartu ohne Probleme herunter. Doch ohne Gegentreffer sollte er an diesem Tag nicht bleiben. Das 0:3 markierte ausgerechnet Mitspieler Ahmet Berman. Es sollte dessen einziges Eigentor in seiner gesamten Karriere bleiben.
Sehnsucht nach Italiens Serie A
Doch Bartu war ein offener und abenteuerfreudiger Mensch. Und dank Nationaltrainer Remondini und vielen anderen Italienern, die damals als Trainer in der Türkei aktiv waren, gelang ihm der Sprung auf den Stiefel. Die Serie A hatte sich damals bereits als Zielort für die besten Spieler Europas einen Namen gemacht. 1950 schon hatte Italiens Weltmeister-Legende Guiseppe Meazza den Besiktas-Angreifer Sükrü Gülesin auf den Stiefel gelockt. In den Folgejahren gab es eine ganze Flut türkischer Legionäre zwischen Mailand und Palermo. Spieler wie Lefter Kücükandonyadis, Bülent Esel oder Metin Oktay spielten oft für mehrere Jahre dort.
Der erste Türke im Europokal-Finale
Ende 1961 wagte auch Can Bartu diesen Sprung und heuerte beim AC Florenz an. Nur ein Jahr später sorgte der Mittelfeldspieler für eine Premiere. Die Fiorentina erreichte das Finale des Europapokal der Pokalsieger. Bartu stand in der Startelf und war somit der erste Türke in einem europäischen Finale. Die Partie endete mit einem 1:1-Remis. Das Entscheidungsspiel in Stuttgart verlor Florenz dann klar mit 0:3, Bartu konnte diesmal aber nicht mitspielen.
Der legendäre Trikottausch
Nach rund fünf Jahren in Italien mit weiteren Stationen bei Union Venezia und Lazio Rom, kehrte Bartu dann in die Türkei zurück. Bis 1972 spielte er noch bei Fenerbahce. Er galt als einer der Sympathieträger des Klubs und verdiente sich auch den Respekt der gegnerischen Anhänger. Und er war so etwas wie der Gegenspieler zu dem ebenfalls im ganzen Land beliebten Metin Oktay. Einen legendären Moment sollte es bei dessen Abschiedsspiel 1969 in Istanbul geben. Die Löwen und die Kanarien trennten sich mit einem Remis. In den letzten Minuten der Partie aber tauschten Bartu und Oktay die Trikots und liefen so auf Wunsch vieler Fans und türkischer Fußballgrößen einmal im Trikot des ärgsten Rivalen auf. Das war damals noch möglich.
Ein Held des Sports
Später arbeitete Bartu noch als Kolumnist für die Tageszeitung Hürriyet und in diversen TV-Sendungen, bevor es ruhig um ihn wurde. Heute noch ist das Trainingsgelände von Fenerbahce nach ihm benannt. Er ist auch nur einer von fünf Spielern, die im offiziellen Fenerbahce-Marsch namentlich erwähnt werden. 1985 wählten ihn die türkischen Sportjournalisten in die beste Elf der letzten 25 Jahre und ehrten somit sein sportliches Vermächtnis. Can Bartu verstarb in der Nacht auf den heutigen Freitag mit 83 Jahren in seiner Geburtsstadt.
Ein Kommentar
Can Bartu war für mich eine absolute Legende und wenn jemand den Begriff „Efsane“ verdient hat, dann er. Natürlich habe ich seine aktive Zeit nicht miterlebt, aber ich geh mit euch jede Wette ein, das die FB Spielweise zu Can Bartus Zeiten um Welten attraktiver war als heute.
Schade finde ich, das seine Erfolge vor Gründung der Süperlig von der TFF immer noch nicht anerkannt werden, dieses gemeinsame Schicksal teilt er mit so vielen anderen ehemaligen Fussballgrößen des türkischen Fussballs wie Lefter und vielen mehr.
Ich habe immer gegen diese Respektlosigkeit seitens des TFF angekämpft und werde es in Zukunft auch weiterhin tun, in solchen Momenten finde ich es auch absolut beschämend und unwürdig, das ehemalige Spieler wie Lefter, Can Bartu und viele viele andere nicht die Würdigung seitens des Verbandes bekommen die sie aufgrund ihrer Erfolge verdienen.
allah rahmet eylesin mekanı cennet olsun….