Es ist nicht lange her, als Besiktas-Coach Abdullah Avci vor zwei Monaten nach der Niederlage gegen Wolverhampton in der UEFA Europa League mit Rücktrittsforderungen von Seiten der Fans konfrontiert wurde. Die Niederlage im Europapokal kam damals sehr ungelegen nach dem 1:4-Debakel bei Trabzonspor. Und Avcis Stuhl wackelte gewaltig. Zwar sagte der 56-jährige Übungsleiter, dass man seine Performance nicht nach acht Spielen beurteilen kann, aber es lief dennoch nicht für die Schwarz-Weißen. Zwei Monate später scheint es so, als ob die schwarz-weißen Anhänger und Avci eine neue Liebesgeschichte beginnen. Nach der unglücklichen Niederlage gegen die Engländer begannen die „Schwarzen Adler“ mit sechs Siegen und einem Remis eine starke Aufholjagd in der Liga und katapultierten sich von einem direkten Abstiegsplatz auf den dritten Tabellenplatz.
Eine neue Liebesgeschichte bahnt sich an
Doch damit nicht genug. Auch im Vergleich mit den europäischen Ligen sind die Schwarz-Weißen ganz oben. Seit Anfang Oktober spielen sie mit einer Punkteausbeute von 2,66 Punkten pro Spiel und weisen somit die beste Statistik auf. Außerdem hat man in den letzten sieben Begegnungen nur zwei Gegentore hinnehmen müssen; ebenfalls ein Bestwert in Fußball-Europa. Nach dem überragenden 4:1-Sieg am gestrigen Montagabend im Vodafone-Park gegen Istikbal Mobilya Kayserispor ging Avci wie nach jedem Spiel in die Kabine und wartete auf seine Spieler – vergeblich. Diese drehten eine Runde im Stadion und feierten ausgiebig mit den Fans den Dreier. Schließlich wurde auch Avci auf den Platz zurückgeholt und drehte zum ersten Mal eine Ehrenrunde im Vodafone-Park. Die Anhänger überreichten Avci sogar einen Blumenstrauß und versöhnten sich. Man sah dem erfahrenen Trainer die Freudentränen in den Augen.
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Avci bedankt sich bei den Fans
Auf der anschließenden Pressekonferenz verriet er auch, dass er sehr angetan von diesen Momenten war: „Es waren sehr schöne Emotionen. Zunächst möchte ich mich bei den Fans für ihre Unterstützung für Oguzhan Özyakup und Jeremain Lens bedanken. Ich hatte vorab eine solche Geste beziehungsweise Message angesprochen gehabt. Sie haben sie bei ihren Einwechslungen und auch nach dem Abpfiff angefeuert. Natürlich möchte ich mich auch für den tollen Dialog mit meiner Person bedanken. Nach der Begegnung ist etwas sehr schönes passiert, was mir bisher unbekannt war. Als ich bei Besiktas angeheuert habe sagte mir die Besiktas-Legende Metin Tekin, dass die Emotionen und Fußballbegeisterung hier anders seien. Heute habe ich diesen Satz noch einmal verinnerlicht. Ich habe alle Tribünen begrüßt. Ich denke, dass diese Erinnerung sehr lange erhalten bleiben wird. Ich hoffe, dass wir es auch zu Ende bringen können. Die schönen Tage sollen Schritt für Schritt näher kommen.“
„Ich sagte, dass wir um die Meisterschaft spielen werden“
„Als die ersten Spiele nicht gut liefen, habe ich stets betont, dass wir um die Meisterschaft spielen werden. Wir möchten diesen Aufwärtstrend bis zum Ende der Hinrunde fortführen. Bei großen Vereinen gibt es immer wieder Momentaufnahmen und zurzeit läuft es gut. Solange uns die Fans unterstützen, werden wir immer so auftreten. Meine Spieler brennen vor Ehrgeiz und geben ihr Bestes. Wir werden versuchen noch besser zu sein, denn es gibt noch Verbesserungsbedarf“, so Avci, der nun den nächsten Schritt von seinen Schützlingen forderte. Zuletzt sprach der Ex-Basaksehir-Coach auch über einen möglichen Transfer von Mohamed Elneny: „Wir werden so vorangehen, wie es die finanziellen Gegebenheiten ermöglichen. Elneny ist ein Spieler des FC Arsenal und seine Kosten sind sehr hoch. Aber ich denke, dass der Vorstand mit Arsenal Gespräche führen wird, um eine Lösung zu finden.“
Ein Kommentar
Gerade als Beşiktaş Fan bin ich doch sehr selbstkritisch und muss, egal wie überlegen das ausgesehen hat, das Avci System in Frage stellen. Der Gegner steht auf den letzten Platz und hat genau so gespielt. Das 2-0 kam von draußen – Fehlentscheidung trotz VAR. In der Gurken Liga kommt man so vielleicht sogar aufs Treppchen aber machen wir uns nichts vor. Die Kombination Glück, schwache Gegner und sicherlich auch die Schiedsrichter Entscheidungen (immer wieder für die sogenannten großen Mannschaften) lassen Teams wie BJK hier gut da stehen, international aber lässt man sich von Gurken Vereinen wie Braga, Bratislava und Wolverhampton abschiessen – den letzten (knappen 2-1) Sieg gegen Slovan (nach Elfmeter) Mal ausgenommen. Das Beşiktaş aktuell 3. ist liegt nicht daran, dass die plötzlich so stark, sondern weil die restliche Liga so schwach ist. Aber wir sind als Fans der türkischen Mannschaften eben zu blauäugig. Wenn es am Ende der Saison wieder nach Europa geht fahren wir mit breiter Brust zum Gegner, weil haben uns ja durchgesetzt im eigenen Land, und sind dann verwundert, wenn man als Tabellenletzte ausscheiden.