Besiktas-Trainer Abdullah Avci traf beim „My Master Game Plan“-Seminar auf Nuri Sahin (GazeteFutbol berichtete über das Event) und äußerte sich gemeinsam mit diesem zum Hauptproblem des türkischen Fußballs, nämlich die Jugendförderung: „Wir haben in der Türkei keine Probleme, was Talente betrifft“, so Avci einleitend. Wichtig seien ein gutes Fundament und eine klare Struktur von Beginn an.
Deutschland als Vorbild
„Unser eigentliches Problem ist die mangelnde Ausbildung und das Fehlen der nötigen Organisation. Schaut euch nur die deutsche Nationalmannschaft an. Die zwei talentiertesten Spieler sind Türken. In Deutschland sind Schulen und Vereine aufeinander abgestimmt und interagieren fließend. In Deutschland weiß ein neunjähriges Kind, wie es sich richtig ernähren muss. Auch, wenn die Kinder alle Fußballer werden, so setzen sie dennoch ihren Bildungsweg fort. Neben der sportlichen wird auch die berufliche Ausbildung vermittelt. Sollten sie kein Profi-Fußballer werden, so ist ihnen bereits eine andere Karrieremöglichkeit offengelegt. Wenn wir solch einen Standard wie in Deutschland etablieren könnten, dann würden wir viel mehr erreichen“, erklärte der 55-Jährige.
Sahin: „Auf und neben dem Platz lernen“
Bundesliga-Profi Nuri Sahin, der im Rahmen der Veranstaltung zu der Avci geladen war, seine neugegründete Nuri Sahin-Akademie vorstellte, betonte, welches klare Ziel der 30-Jährige mit diesem lobenswerten Projekt verfolgt: „Das Leben wird monoton und langweilig, wenn nichts außer dem Fußball da ist. Das ist der Grund, warum ich mich auch ständig weiterentwickeln will und weshalb ich die Gespräche mit anderen Personen aus diversen Bereichen suche. Ich mache mir Notizen bezüglich interessanter Fakten aus den Büchern, die ich lese. Nur für den Fall, dass es eines Tages zufällig ein Diskussionspunkt sein könnte. Davon profitiere ich abseits vom Platz regelmäßig.“
Akademie soll Familien das richtige Bewusstsein vermitteln
„Ich stamme auch dem Jugendbereich. Dort habe ich mich als Fußballer entwickelt, Fußball gespielt und Tore geschossen. Meine Mutter gratulierte mir nach den Spielen immer und sagte dann stets, dass es Montag wieder in die Schule geht. In der Türkei verhalten sich die Eltern ihren Kindern gegenüber oft nicht so. Selbst im Alter zwischen 14-17 leben die Jugendlichen so, als wären sie Profi-Fußballer. Wenn sie von diesem Punkt an dann nicht mehr weiterkommen und ihnen eine sportliche Laufbahn verwehrt bleibt, sind sie am Boden zerstört und wissen nicht weiter. Darum wollen wir mit der Nuri Sahin-Akademie diese Kids und ihre Familien erreichen. Bei unserem Projekt müssen die Familien mindestens zweimal wöchentlich persönlich teilnehmen. Außerdem wird es speziell auf Familien abgestimmte Kurse geben. Ich möchte in die Familien investieren, damit diese wiederum richtig in ihre Kinder investieren können und die richtigen Entscheidungen treffen.“