Atakan Karazor, der aus einer türkischen Familie stammt, und der türkische Neuzugang Ömer Faruk Beyaz sind im Trainingslager in Kitzbühel oft gemeinsam zu sehen. Im Interview mit vfb.de sprechen die beiden VfB-Profis über ihr Verhältnis, die Eingewöhnung in Stuttgart und die Erwartungen für die neue Saison.
Ata, ihr seid viel zusammen unterwegs. Hat sich das so ergeben oder ist es einfach logisch, weil du Ömer vor allem mit der Sprache bei der Eingewöhnung helfen kannst?
Atakan Karazor: „Wir haben uns schon bei Ömers erstem Besuch im Clubzentrum getroffen. Natürlich hat es mit der Sprache zu tun, dass wir viel Zeit miteinander verbringen. Aber auch so: Ich habe gleich gemerkt, dass er ein sympathischer Junge ist. Ein schüchterner Typ, hinter dem aber etwas Großes steckt. Seit dem Trainingsauftakt bin ich sein erster Ansprechpartner, was normal ist, denke ich. Trotzdem haben die anderen im Team nicht das Gefühl, dass er jetzt nur mit mir zusammenhängt. Es ist für ihn wichtig, dass er auch allein Dinge übernehmen und Kontakt pflegen kann. Jeder kommt gut mit ihm klar, der Trainer auch, glaube ich, insofern passt das momentan.“
Ömer, du bist erst 17 und jetzt alleine in einem für dich fremden Umfeld. Wie bist du aufgenommen worden im Club und im Team?
Ömer Faruk Beyaz: „Ich hatte es mir definitiv schwerer vorgestellt und bin entsprechend glücklich, wie schnell die Mannschaft mich integriert hat. Klar: Ich bin alleine hier, aber ich fühle mich nicht so. Das hat man bei unserem Mannschaftsabend gesehen, als alle Neuzugänge etwas vortragen mussten. Ich habe gesungen, als stünde ich alleine unter der Dusche.“ (lacht)
Du hast eine schwere Zeit bei Fenerbahce hinter dir, in der du nicht viel gespielt hast. Belastet dich das noch?
Ömer Faruk Beyaz: Ich freue mich einfach, dass ich hier bin und mich neu beweisen kann. Es war der erste Wechsel überhaupt für mich, und dann gleich so ein großer in ein anderes Land. Das fiel mir anfangs schon sehr schwer, eine neue Atmosphäre, alleine wohnen … Aber ich habe sehr viel Unterstützung bekommen und fühle mich sehr wohl.
Ata, wie siehst du die Mannschaft im zweiten Jahr nach dem Aufstieg? Wird es das sprichwörtlich schwerste Jahr?
Atakan Karazor: „Ich gehe es sehr optimistisch an, weil ich glaube, dass wir sogar noch besser geworden sind. In der vergangenen Saison hatte ich das Gefühl, dass wir doch hier und da noch sehr viel Respekt hatten. Diese Spiele werden uns in der neuen Saison leichter fallen und ich hoffe, dass wir gegen die Gegner, gegen die wir im Vorjahr verloren oder unentschieden gespielt haben, auch mal gewinnen können. Wir sind abgebrühter. Und auch wenn wir vor allem sehr junge Spieler dazubekommen haben, habe ich das Gefühl: Sie können Schlüsselspieler für uns werden.“
Auch Ömer?
Atakan Karazor: „Ich bin ehrlich: Nachdem ich ein paar Videos von ihm gesehen hatte, hätte ich nicht gedacht, dass er so giftig ist. Mir gefällt richtig gut, was er macht. Was er am Ball kann, ist eh überragend. Aber auch gegen den Ball macht er es sehr gut – und das ist in einer deutschen Mannschaft sehr wichtig. Er weiß selbst, dass hier noch einmal ein anderes Kaliber auf ihn wartet, aber ich kenne ja die türkische Mentalität ein bisschen: Er wird das hinbekommen.“
Hast du dir ein Ziel gesetzt, Ömer, wie schnell du dich in der Mannschaft etablieren willst, obwohl du noch so jung bist?
Ömer Faruk Beyaz: Ich sehe es so, dass es nie zu früh ist. Je früher man die Chance hat, von größeren Spielern zu lernen, desto besser. Genau diese Perspektive hat mir der VfB eröffnet. Ich bin jetzt erst ein paar Wochen hier, habe aber schon unheimlich viel gelernt, was unschätzbar ist. Ich weiß, dass ich jung bin und versuche, mich schnell an alles zu gewöhnen, auch an die Sprache, damit ich mich noch besser zurechtfinde. Aber auf jeden Fall möchte ich zeigen, dass ich auch spielen möchte.
Ata, du hast die junge Mannschaft angesprochen, bist mit 24 zugleich auch noch ein junger Spieler. Wie ordnest du dich selbst im Team ein?
Atakan Karazor: „Das stimmt, in einer anderen Mannschaft wäre ich mit 24 bestimmt einer der Jüngeren, hier fühle ich mich schon ein bisschen mehr verantwortlich und versuche, den jungen Spielern Tipps zu geben. Aber ich mag das, nicht nur beim Fußball. Ich versuche immer, meinen Mitmenschen zu helfen. So ist das auch hier im Umgang mit den 18-, 19-Jährigen im Team. Der wird nicht von mir vorgegeben, sondern auch von den anderen Älteren wie Dida, Waldi, Kempfi. Die gesamte Struktur in der Mannschaft ist gut.“
In Stuttgart gibt es ja durchaus eine große türkische Community, die deinen Wechsel zum VfB sehr aufmerksam verfolgt haben, Ömer. Bist du damit schon konfrontiert worden?
Ömer Faruk Beyaz: „Ja, das habe ich gemerkt. Ich habe sehr, sehr viele Nachrichten von türkischen Mitbürgern bekommen und auch einige Angebote von Leuten, die mit mir ausgehen wollen und mir sagen: Wir nehmen dich mal da oder da mit hin.“
Atakan Karazor (lacht): „Zum Glück ist er vernünftig und zieht jetzt nicht gleich mit jedem los.“
Ata, Ömer, vielen Dank für das Gespräch.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf vfb.de
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