Genclerbirligi Ankara, Galatasaray, Ankaraspor und Eskisehirspor, für diese Vereine ging Ümit Karan in seiner aktiven Karriere als Fußballer in der Süper Lig auf Torjagd. Und das mit Erfolg: 137 Treffer in 360 Spielen kann der mittlerweile 42-Jährige vorweisen. Nachdem Karan 2011 im Zuge des Manipulationsskandals unter Verdacht der Spielmanipulation stand und zwischenzeitlich in Haft saß, zog sich der in Berlin geborene Mittelstürmer zunächst aus dem Fußballgeschäft zurück. Erst im Juni 2017 unterschrieb er seinen ersten Trainervertrag bei Malatyaspor USA. Den Verein verließ er allerdings trotz Tabellenführung aus eigenem Willen bereits vier Monate später wieder. Dennoch hatte Karan auch weiterhin den Wunsch, im Ausland als Trainer aktiv zu sein, so dass er Anfang Oktober letzten Jahres einen Kontrakt beim nordmazedonischen Erstligisten KF Shkupi unterschrieb. Dies scheint sich für beide Parteien ausgezahlt zu haben: Der deutsch-türkische Übungsleiter führte den Verein vom letzten Tabellenplatz bis hin zur Qualifikation für die UEFA Europa League.
Erstes Spiel im internationalen Geschäft als Trainer
Kann Karan als Spieler bereits auf einige Europapokalspiele zurückblicken, steht er demnächst als Trainer das erste Mal an der Seitenlinie bei einem europäischen Pokalspiel. Dort trifft der KF Shkupi in der ersten Qualifikationsrunde der Europa League auf den armenischen Vertreter FC Pyunik Erewan. Die Vorbereitungen für die Begegnungen hat das Team von Karan nun im türkischen Bolu aufgenommen. Bis zum achten Juni absolviert der nordmazedonische Verein dort seine Saisonvorbereitung, wie Karan gegenüber der türkischen Presse mitteilte: „In letzter Zeit entscheiden sich die meisten Mannschaften für ein Trainingslager in der Slowakei, aber ich habe mich für ein Trainingslager in der Türkei entschieden. Die Umstände hier sind gut. Ich hoffe, dass wir in Bolu eine gute Vorbereitung genießen können, da wir ein wichtiges Spiel vor uns haben. Wir beginnen in der ersten Runde der Europa League. Wir haben einen Gegner aus Armenien zugelost bekommen. Auch wenn es ein schwieriges Los ist, sind wir davon überzeugt, in die nächste Runde einzuziehen.“ Ein besonderes Augenmerk legt Karan bei der Zusammenstellung des Kaders vor allem auf die jungen Spieler. So ist der Altersdurchschnitt im Team bei gerade einmal circa 19 Jahren.
„Man braucht keine teuren Spieler“
Zudem äußerte sich der zehnfache ehemalige Internationale (drei Tore) auch zu den bisherigen Transfers in der Türkei: „In der Türkei gibt es noch immer kaum Bewegung bei den Transfers. Die türkischen Teams haben noch nicht mit den Transfers begonnen, da alle Klubs mit ihren Finanzen zu kämpfen haben. Daher braucht man nun gut durchdachte Transfers. Das gilt für Fenerbahce genauso wie für Galatasaray und Besiktas.“ Darüber hinaus kritisierte Karan die Transferpolitik der türkischen Vereine und verlangt von den Mannschaften, sich mehr auf die Jugend zu fokussieren. Insbesondere für die türkische Liga brauche man keine Spieler, die ein hohes Jahressalär beziehen und eine hohe Ablösesumme benötigen.
„Fußballer müssen Funktionäre sein“
Ein von vielen Fußballern angeführtes Problem im türkischen Fußball ist die Tatsache, dass in den Vorständen von Fußballklubs und auch in der TFF reine Geschäftsleute das Sagen haben. Auch dies bemängelte Karan: „Fußballmannschaften müssen von Fußballern geführt werden. Fußballer müssen auch zu Funktionären werden.“ Als Beispiel führt Karan dabei den Basketball an. Dieses System müsse adaptiert werden. ,,Geschäftsleute sollen weiterhin als finanzielle Unterstützung dienen, die Vereine sponsern, aber die Führung eines Klubs sollte Fußballern vorbehalten bleiben“, so Karan weiter.
„Trainingslager im Ausland sind unnötig“
Außerdem kritisierte der ehemalige ,,Löwe“ die Tatsache, dass die meisten türkischen Teams ihre Trainingslager im Ausland absolvieren: „Man muss damit aufhören Trainingslager im Ausland zu absolvieren, nur um damit anzugeben. In der Türkei sind die Preise günstiger. Das macht die Menschen hier glücklich. Wenn hier jetzt eine türkische Mannschaft wäre, würden die Menschen vorbeikommen, um sich das Training anzuschauen. Das sind schöne Dinge. Wieso bringen wir diese ins Ausland? Das Ausland möchte uns sowieso nicht. Deutschland hat es untersagt, Trainingslager dort zu absolvieren. Andere Länder ebenfalls. Wieso gehen wir ins Ausland, wenn wir ein so schönes Land haben?“
2 Kommentare
Wusste gar nicht das Karan als Trainer unterwegs ist. In Mazedonien kann er in Ruhe arbeiten und vielleicht etwas aufbauen. Mit einem Altersdurchschnitt von 19 Jahren ist er auf einem guten Weg. Aber in der Türkei ist so was ausgeschlossen, es werden immer ältere Spieler bevorzugt, außer im Pokal oder bei Notsituationen werden diese Jugendspieler nie eingesetzt.
In allen Punkten hat Ümit Recht, gerade was Funktionäre an geht, im Bereich Finanzen sollten Unternehmer sitzen und in den fußballerischen Bereichen ehemalige Kicker.
Kann in allen Punkten ihm nur zustimmen, er hat eine gute Sicht auf die Dinge und denkt eigentlich auch wie ein Fußball Fan. Auch der altersdurchschnitt mit 19 ist ja richtig krass aber zeigt auch sein Vertrauen in junge Spieler und das sollte auch belohnt werden.