Dementi zu Geldfluss: „Manipulative Nachrichten, die die Gemeinschaft in die Irre führen“
Ali Koc hat die kursierende Meldung, er habe 360 Millionen TL vom Klub zurückerhalten, entschieden zurückgewiesen. Die Finanzstruktur von Fenerbahce werde regelmäßig von unabhängigen Prüfern gecheckt; alle Einnahmen, Ausgaben, Forderungen und Schulden seien transparent und der Generalversammlung offen gelegt. Koc forderte, manipulative Berichte, die mit verzerrten Zahlen die Basis spalten, zu ignorieren.
Machtwechsel: Saran gewinnt knapp – das Ende einer siebenjaehrigen Aera
Auf der außerordentlichen Wahl-Generalversammlung unterlag Koc seinem Rivalen Sadettin Saran, der mit 24.393 Stimmen zum Präsidenten gewählt wurde (GazeteFutbol berichtete). Koc beendete damit seine seit 3. Juni 2018 andauernde Amtszeit; die vierte Wahl verlor er mit 257 Stimmen Unterschied. Zuvor war er 2018 mit 16.920 Stimmen erstmals ins Amt gekommen, 2021 bei einer Wahl mit nur einem Kandidaten mit 6.459 Stimmen bestätigt worden und hatte sich im Juni 2024 gegen Aziz Yildirim erneut durchgesetzt. Nach sportlichen Rückschlägen und einer Unterschriftenkampagne der Opposition rief Koc für 18. Mai 2025 Neuwahlen aus und verwies auf Verantwortung in einer Phase, in der Kaderplanung, Transfers und finanzielle Unabhängigkeit über den Sommer entschieden würden.
Elf Jahre ohne Meisterschaft: Rekordpunkte, aber kein Titel
In der Koc-Ära wuchs die Meisterschaftsdurststrecke im Fußball auf 11 Jahre. Unter Ismail Kartal holte Fenerbahce zwar rekordverdächtige 99 Punkte, blieb aber 3 Punkte hinter Galatasaray. Ein Jahr später folgte der Wechsel zu Jose Mourinho; trotz 2,33 Punkten im Schnitt reichte es erneut nur zu Rang zwei. In der jüngsten Saison scheiterte der Weg in die Champions-League-Ligaphase, worauf der Klub kurz von Zeki Murat geführt und anschließend Domenico Tedesco verpflichtet wurde. Dessen Start: Sieg gegen Trabzonspor, danach zwei Liga-Remis. Die neue Führung um Saran plant mit Tedesco weiter.
Trainerkarussell: Von Cocu bis Tedesco – elf Namen in sieben Jahren
Nach dem Abgang von Aykut Kocaman setzte Koc auf Phillip Cocu, ließ nach 15 Spielen Erwin Koeman übernehmen und holte im Dezember Ersun Yanal. 2020 folgte die Trennung, Tahir Karapinar führte übergangsweise. Erol Bulut begann 2020/21, Emre Belözoglu übernahm später, verpasste den Titel knapp. Im Sommer 2021 kam Vitor Pereira (2. Amtszeit), nach einem 2:2 im Besiktas-Derby erfolgte die Trennung. Zeki Murat Güle sprang ein, Ismail Kartal brachte Stabilität. Danach übernahm Jorge Jesus, ehe erneut Kartal folgte. Im Anschluss die prominente Verpflichtung Jose Mourinho – und aktuell Domenico Tedesco.
Derbys, Serien und Heimmacht Kadikoy: alte Mythen, neue Realitaet
Historisch in Kadikoy gefürchtet, baute Fenerbahce unter Koc viele Derbysiege ab. Galatasaray beendete am 23. Februar 2020 die lange Heimserie (3:1) und gewann seither mehrere Liga-Derbys in Kadikoy. Besiktas siegte am 29. November 2020 mit 4:3, weitere Punkteverluste folgten. Auch gegen Trabzonspor riss die Heimüberlegenheit; 2023/24 stand ein 2:3 zu Buche. In der Summe bestritt Fenerbahce seit 2018 22 Liga-Derbys gegen Galatasaray und Besiktas: 10 Siege, 12 Remis, 31 erzielte und 40 kassierte Tore. Die beste Derby-Phase kam 2023/24 unter Ismail Kartal (4 Duelle: 3 Siege, 1 Remis).
Europa: Viertelfinal-Visitenkarte, aber Champions-League-Hürden
Die Champions-League-Rückkehr misslang mehrfach (Herden Benfica, Dinamo Kiew, später erneut Benfica und Lille). In der Europa League stand Fenerbahce 2023 im Achtelfinale und 2025 erneut unter den letzten 16; in der Conference League 2023/24 gar im Viertelfinale (Aus im Elfmeterschießen gegen Olympiakos). Europasumme der Koc-Zeit: 70 Spiele, 33 Siege, 17 Remis, 20 Niederlagen. Aktuell läuft die Reise in der Europa-League-Ligaphase.
Supercup-Eskalation & U19-Auftritt
Nach dem hitzigen Auswärtsspiel bei Trabzonspor am 17. März 2024 holte der Vorstand eine Generalversammlung ein, ließ sich Optionen wie Nichtantreten oder U19-Einsatz geben. Ali Koc kritisierte Verband und Ansetzungen schärfst. Am 7. April trat Fenerbahce im Supercup tatsächlich mit der U19 an und zog die Mannschaft nach einer Minute ab – das Spiel ging 0:3 an Galatasaray.
Transfersummen: Rekordeinkäufe – und Leihen als Korrektiv
Seit Juni 2018 verpflichtete Fenerbahce in 15 Transferfenstern über 8 Profis pro Sommer und im Schnitt 7 im Winter. Der teuerste Einkauf: Kerem Aktürkoglu für 22,5 Mio. € (Sommer 2025/26), dahinter Youssef En-Nesyri (19,5 Mio. €), Dorgeles Nene (18 Mio. €) und Cengiz Ünder (15 Mio. €). Sieben der Top-10-Einkäufe der Klubhistorie fallen in die Koc-Zeit; Sofyan Amrabat und Diego Carlos wurden später verliehen. Das Umbruchjahr 2020/21 brachte 22 Neue, von denen heute noch Irfan Can Kahveci, Mert Hakan Yandas und Ismail Yüksek im Kader stehen.
Rekordverkäufe: Jugend als Kapital
Arda Güler wechselte als 18-Jähriger zu Real Madrid (fix 20 Mio. € plus bis zu 10 Mio. € Boni) und wurde später unter neuem Trainer zum Stammspieler. Eljif Elmas ging 2019 für 17,7 Mio. € zu Neapel, später für 24 Mio. € zu Leipzig. Yusuf Akcicek brachte 22 Mio. € von Al-Hilal SFC, Ferdi Kadioglu den Rekordverkauf zu Brighton & Hove Albion (30 Mio. €). Zudem erzielte Fenerbahce 21 Mio. € mit Vedat Muriqi und 19 Mio. € mit Kim Min-Jae.
Versprechen und Rhetorik: Von Zurückhaltung zur Titelansage
Ein Reizthema: Kocs lange Weigerung, Meisterschaften zu versprechen. Vor der Wahl Juni 2024 sprach er von einer „gläsernen Decke“ und kündigte einen dominanten Kader an – ohne explizites „Titelversprechen“. Erstmals nach der Stimmabgabe ging er weiter und sagte: Man werde „trotz allem“ Meister, die getroffenen Vorbereitungen würden dies ermöglichend. Am Ende blieb das Ziel unerreicht.
Einziger Fussballtitel & Pokal-Bilanz
Im Männerfußball blieb als Pokalbilanz ein türkischer Pokalsieg (Finalsieg gegen RAMS Basaksehir). In vier weiteren Spielzeiten sprang in der Liga jeweils Rang zwei heraus; im Pokal einmal Halbfinale, dreimal Viertelfinale.
Basketball-Glanz: Europa-Gipfel und Dominanz bei den Frauen
Im Basketball erreichte Fenerbahce die Spitze Europas. Nach Zeljko Obradovic folgte der Umbau; zwischen 2021 und 2025 holten die Männer drei Türkei-Meisterschaften und vier Pokalsiege. Im Mai 2025 krönte das Team unter Sarunas Jasikevicius seine Entwicklung mit dem Turkish Airlines Euroleague-Triumph (Finalsieg gegen Monaco nach Halbfinal-Erfolg über Panathinaikos). Die Frauen prägten parallel eine goldene Ära: sechs Ligatitel, Siege im Türkei-Pokal und in der Präsidententrophäe sowie zwei Euroleague-Triumphe in Folge und zweimal die FIBA Super Trophy. Im Frauenvolleyball kamen zwei Sultans League– und zwei Cup Volley-Titel hinzu.
Olympische Zweige & Fair Play
Der Klub investierte in olympische Disziplinen und stellte bei den Spielen Paris 2024 27 der 102 Türkei-Athletinnen und -Athleten (Segeln, Leichtathletik, Frauenvolleyball, Boxen, Schwimmen, Rudern, Tischtennis). Herausragend: die Box-Medaillen um Busenaz Sürmeneli, Rekorde im Schwimmen sowie Leistungen von Ramil Guliyev und Ersu Sahma. Dafuer erhielt der Klub den Fair Play Golden Flag Award 2024 des Nationalen Olympischen Komitees der Türkei – als erster „Goldene Ehrenflagge“-Träger für vorbildliche Wertearbeit.
Aktuelle Lage: Neues Präsidium, alter Anspruch
Mit Sadettin Saran an der Spitze und Domenico Tedesco an der Seitenlinie setzt Fenerbahce auf Kontinuität im sportlichen Umbau – mit der Erwartung, die lange Meisterschaftspause zu beenden und gleichzeitig in Europa Substanz zu gewinnen. Das Dementi von Ali Koc zur angeblichen Rückzahlung soll derweil Ruhe in die finanzielle Debatte bringen.
2 Kommentare
Es war ein großer Fehler jetzt einen ausländischen Trainer zu verpflichten, man hat uns diesen Typen kurz vor den Wahlen noch mitgegeben und der neue Vorstand muss es ausbaden.
Ich bin kein Tedesco Experte, vielleicht wird sein System in ein paar Wochen oder Monaten fruchten wer weiß, aber so einen kannst du nicht Mitte September holen, der Typ hat alle paar Tage ein Spiel, versteht sich also von selbst dass wir da Punkte liegen lassen.
Ich bin ehrlich, so wie wir gerade spielen wird es definitiv noch länger dauern bis wir was anständiges zu sehen bekommen, bis dahin ist die Meisterschaft kein Thema mehr und die Europa league wird auch sehr schwer werden.
Miha Zajc hat FB böse in die Möse gegeben