Cüneyt Cakir ist zweifelsohne der erfolgreichste Schiedsrichter der türkischen Fußballgeschichte. Er leitete in seiner Karriere sage uns schreibe 1678 Begegnungen und darunter zahlreiche Endspiele. Das Highlight seiner Karriere war das UEFA Champions League-Finale 2015 zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin (3:1). Vor dem Testspiel gegen die tschechische Nationalmannschaft in Gaziantep äußerte sich der mittlerweile 45-jährige Cakir gegenüber der türkischen Presse und gab brisante Informationen zu seinem Jubiläumsspiel. Dabei äußerte sich Cüneyt Cakir folgendermaßen:
„Türkische Schiedsrichter hatten es immer schwer“
„Es ist selbstverständlich, dass vor solchen Jubiläumsspielen die Aufregung und Nervosität steigt. Ich bin auch aktuell während des Interviews sehr aufgeregt. Gleichzeitig empfinde ich Dankbarkeit und Vorfreude. Als ich jung war, wollte ich immer Fußballer werden. Ich habe in meiner Jugendzeit ständig Fußball gespielt. Ich bin auf den Beruf des Schiedsrichters nur gekommen, da mein Vater bereits Schiedsrichter war und dies schon vorher in der Familie lag. Jede Berufung hat leider einmal ein Ende. Ich verabschiede mich im Testspiel zwischen der Türkei und Tschechien aus dem Fußball-Business. Dort werde ich die ersten fünf Spielminuten leiten und anschließend meine Schiedsrichter-Pfeife an den Nagel hängen. Ich weiß, dass mich meine Freunde und meine Geliebten in diesem Moment unterstützen werden. Ich werde in anderen Funktionen dem Fußball erhalten bleiben, da ich den Fußball wortwörtlich liebe und eine tiefe Verbundenheit verspüre. Unser einziges Ziel ist es, den türkischen Fußball weiterzuentwickeln und zu verbessern. Unsere gesamten Bemühungen sind darauf ausgerichtet. Es war nie einfach, sich als türkischer Schiedsrichter auf internationaler Bühne zu behaupten. Sowohl deutsche als auch englische Schiedsrichter wurden zu meiner Zeit in allen Aspekten bevorzugt und in manchen Situationen sogar besser benotet. Ich kann sagen, dass ich doppelt so hart arbeiten musste wie sie, damit ich dort stehe, wo ich heute bin.“
Die Süper Lig und andere Fußballligen
„Unsere Liga ist eine sehr wichtige Liga. Sie ist nicht mit der Premier League und der UEFA Champions League zu vergleichen, vor allem nicht in der Zeit, in der der Ball im Spiel ist. Es gibt keinen großen Unterschied zwischen uns und anderen Ligen. Die Probleme, über die wir uns tagtäglich beschweren, können gelöst werden. Die schwierigen Spiele in der Türkei, insbesondere die Derbys und die dort herrschende Atmosphäre, haben mich definitiv für die anstehenden Spiele auf internationaler Bühne vorbereitet.“
Die Kritik an türkischen Schiedsrichtern
„Ich wurde zu meiner Amtszeit definitiv sehr häufig kritisiert, doch habe ich auch sehr viel Respekt aus der Öffentlichkeit erhalten. Ich denke nicht, dass man sich vor Kritik fürchten sollte. Es ist wichtig, dass die Kritik konstruktiv ausgerichtet ist und nicht beleidigend. Niemand ist fehlerfrei, wichtig ist es, aus seinen Fehlern die entsprechenden Konsequenzen und Lehren zu ziehen. Ich finde, dass die Schiedsrichter noch enger miteinander kooperieren müssen. Die Beziehung untereinander muss besser sein, da man nur als Kollektiv imstand dazu ist in wichtigen Spielen souverän aufzutreten.“
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Seine langjährige Karriere
„Es war zum einen sehr wichtig, große Träume zu haben und andererseits sehr hart für seine Ziele und Träume zu arbeiten. Als ich meine Karriere begann, war es mein größtes Ziel bei einer Weltmeisterschaft zu Spiele zu pfeifen. Diesen Traum konnte ich verwirklichen, indem ich bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien sogar das Halbfinale leiten durfte. Ich habe in meiner Schiedsrichterkarriere sehr schwierige Zeiten durchlebt. Diese haben mich im Endeffekt zu dem gemacht, der ich heute bin. Das wichtigste Spiel meiner Laufbahn war zweifelsohne die Begegnung zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin. Knapp sechs Monate vorher wurde ich für Tod erklärt, da ich an einer ernstzunehmenden Lungenerkrankung gelitten habe. Keiner hat es für möglich gehalten, dass ich dieses Finale leiten könnte.“
TFF-Präsident Mehmet Büyükeksi
„Natürlich sind wir traurig über die Ereignisse des vergangenen Jahres, aber ich denke, das türkische Volk wird in der Lage sein, die Dinge richtig zu begreifen. Mehmet Büyükeksi, unser derzeitiger Präsident, hat eine unglaubliche Vision. Wenn wir geduldig sind, denke ich, dass nicht nur die Schiedsrichter, sondern auch der türkische Fußball große Fortschritte machen werden. Ich habe aktuell keine beratende Funktion oder eine bestimmte Aufgabe. Wenn ich jedoch vom TFF oder der MHK nach meiner Meinung bezüglich der ausländischen VAR-Schiedsrichter gefragt werde, würde ich natürlich gerne meine Erfahrungen weitergeben.“