Auf der ordentlichen Hauptversammlung von Trabzonspor zeichnete Präsident Ertugrul Dogan ein offenes Bild von der Lage des Vereins. Der Klubchef sprach ausführlich über finanzielle Baustellen, ehrgeizige Großprojekte und bestätigte, dass es für gleich vier Spieler ernsthafte Angebote gebe. Über mögliche Transfers in der Winterphase soll letztlich Trainer Fatih Tekke entscheiden, der laut Dogan enorme Aufbauarbeit leistet.
Dogan skizziert Trabzonspors finanzielle Realität
In seiner Rede stellte Ertugrul Dogan zunächst die wirtschaftliche Ausgangslage klar und warnte davor, die Schuldenstruktur von Trabzonspor mit jener der Konkurrenten gleichzusetzen. Er betonte, dass die Einnahmequellen des Schwarzmeerklubs deutlich schmaler seien und sich über Jahrzehnte ein struktureller Nachteil aufgebaut habe. Während andere Spitzenvereine ihre Infrastruktur massiv ausgebaut hätten, habe Trabzonspor in den vergangenen 29 Jahren kaum Werte in Form von Grundstücken oder Investitionen geschaffen.
Dennoch sprach Dogan von einem klaren Ziel: Der Verein solle finanziell nachhaltig aufgestellt werden. Meistertitel seien der Traum eines jeden Präsidenten, aber ohne stabile Einnahmebasis könne Trabzonspor die wirtschaftliche Schlagkraft der Konkurrenz nicht einfach kopieren. Diese Ehrlichkeit in der Analyse unterstreicht, wie groß die Lücke zu den finanzstarken Rivalen inzwischen geworden ist.
Millionenprojekte sollen 50 Millionen Dollar und mehr bringen
Im nächsten Schritt umriss Dogan konkrete Pläne, um diese Lücke perspektivisch zu schließen. Ziel sei es, neue Projekte zügig anzustoßen, die dem Klub innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre ein festes Jahreseinkommen von mindestens 50 Millionen Dollar sichern sollen. Diese Vorhaben stünden nicht zum Verkauf, sondern sollten langfristig im Besitz von Trabzonspor bleiben und ein kontinuierliches, planbares Einkommen generieren.
Damit diese Projekte starten können, kündigte der Präsident eine Satzungsänderung an. Erst durch die Anpassung der Statuten könne der Klub die geplanten Investitionen rechtlich sauber und dauerhaft auf den Verein zugeschnitten umsetzen. Dogan machte deutlich, dass es nicht um kurzfristige Finanzspritzen gehe, sondern um einen strukturellen Wandel, der Trabzonspor unabhängiger und widerstandsfähiger machen soll.
Vier Spieler im Visier – Fatih Tekke hat das letzte Wort
Besonders aufmerksam verfolgten die Mitglieder die Aussagen zum Thema Transfers. Dogan bestätigte, dass es für vier Spieler des bordeauxrot-blauen Kaders ernsthafte und sehr hohe Angebote gebe. Namen nannte der Präsident zwar nicht, machte aber klar, dass die Summen sportlich wie wirtschaftlich kaum zu ignorieren seien. Dennoch werde der Klub nicht ausschließlich der Bilanz folgen, sondern zuerst die sportliche Situation bewerten.
In diesem Zusammenhang hob Dogan die Rolle von Trainer Fatih Tekke hervor. Der Coach und sein Team würden nahezu ihre komplette Arbeitszeit den Projekten und der Kaderplanung widmen und „unglaubliche Arbeit“ leisten. Die bisherigen Transfers bezeichnete Dogan als erfolgreich und kündigte an, dass es ohne Zustimmung des Trainers keine Abgänge geben werde. Erst nach gemeinsamer Analyse der Kadersituation werde entschieden, ob und welcher Spieler tatsächlich verkauft wird.
Neuer Impuls für Stadt und Klub – Appell an Geschlossenheit
Abschließend richtete Dogan einen deutlichen Appell an Mitglieder und Fans. Die Stadt habe einen neuen Impuls gebraucht, den die aktuelle sportliche Entwicklung und die Arbeit des Trainerteams nun liefere. Unabhängig davon, wer in Zukunft Präsident sei, müssten die Unterstützung für Mannschaft, Trainerstab und Management im Vordergrund stehen. Nur so könne Trabzonspor dauerhaft im Titelrennen bleiben.
Gleichzeitig erinnerte er an die finanzielle Diskrepanz zu den Ligakonkurrenten. Als Trabzonspor zuletzt Meister wurde, habe der Abstand zum zweitplatzierten Team rund fünf Millionen Euro betragen, mittlerweile sei dieser Unterschied auf das Zehnfache angewachsen. Trabzonspor verfüge derzeit nicht über die Kraft, diese Budgets zu erreichen, wolle aber mit harter Arbeit, kluger Kaderplanung und nachhaltigen Projekten dagegenhalten. Dogans Schlussbotschaft: Nur mit Geduld, Realismus und Geschlossenheit könne der Klub im „Krieg der Arbeit gegen das Geld“ bestehen.


