Serhat Pekmezci ist sowohl im In- als auch im Ausland einer der bekanntesten Spielerscouts. Er war früher Chefscout der türkischen Talentschmiede Altinordu und hat durch die Entdeckung von Caglar Söyüncü und Cengiz Ünder medial auf sich aufmerksam gemacht. Pekmezci, der auch schon für Fenerbahce tätig war und für die Entdeckung von Arda Güler mitverantwortlich ist, unterhielt sich mit der türkischen Nachrichtenagentur „Anadolu Ajansi“. Im Gespräch äußerte er sich über den aktuellen Stand des türkischen Fußballs, die neuen heranwachsenden Fußballer sowie deren Betreuung und Erziehung.
Arda Güler und seine Nominierung für die türkische Nationalmannschaft
„Ich finde es richtig und wichtig, dass Arda Güler in die türkische Nationalmannschaft berufen wurde. Er verfügt über die Qualitäten, um der Mannschaft von Stefan Kuntz behilflich zu sein. Ich begrüße diese Entscheidung. Arda Güler wird mit seiner Entschlossenheit, seinem Willen, seinem Anstand und seinem Talent ein sehr wichtiger Spieler der türkischen Nationalmannschaft werden.“
Die mediale Berichterstattung über Arda Güler (national als auch international)
„Arda Güler ist kein normales Talent. Eine prestigereiche italienische Zeitung hat bereits die Schlagzeile aufgegeben, dass es sich bei ihm um ein Talent handelt, das es nur einmal in hundert Jahren gibt (GazeteFutbol berichtete). Diese Aussage über ihn ist sehr zutreffend und sicherlich eine große Ehre. Dieselbe Aussage über ihn habe ich bereits vor zwei Jahren gemacht, als ich unseren damaligen Präsidenten Ali Koc beinahe dazu gezwungen habe, Arda Güler von Genclerbirligi zu transferieren. Generell glaube ich daran, dass solche Projekte erfolgreich sein können, sofern sie gut durchdacht sind.“
Seine eigene Personalie
„Ich habe etwas dazu beigesteuert, damit wir Caglar Söyüncü entdecken konnten. Ein Jugendspieler muss sich jederzeit gut fühlen und braucht Vertrauenspersonen, um mit ihm über seine Gedanken und Gefühle sprechen zu können. Die Jugendspieler müssen stunden-, tage- und monatelang ihr Wissen erweitern, sich taktisch weiterentwickeln, fußballerisch weiterbilden und ihren Körper besser kennenlernen und verstehen. Sie müssen auch abseits des Platzes regelmäßig über Fußball debattieren. Leider gibt es in der Türkei nicht viele Menschen, die die Qualitäten mitbringen, um dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Ich war sehr häufig das Bindeglied zwischen dem Spieler und dem Fußball. Ich fühle mich deshalb manchmal wie „Don Quijote“.“
Den Weg von Arda Güler
„Ich denke, dass der Weg, den Arda Güler eingeschlagen hat, den türkischen Fußball revolutionieren wird. Wir müssen uns mit den Verantwortlichen hinsetzen und seinen aktuellen Werdegang analysieren, sodass wir dieses Schema auch bei anderen Jugendspielern beibehalten. Warum sollten nur Länder wie Portugal oder Brasilien fußballerische Talente ausbilden können? Wir müssen unsere Infrastruktur definitiv verbessern und mehr solcher Spieler wie Arda Güler herausbringen. Wir verfügen über die nötigen wirtschaftlichen Mittel, um das zu schaffen. Es gilt unsere aktuelle Situation zu analysieren und zu hinterfragen, weshalb wir jahrelang in dieser Hinsicht stagniert haben.“
Die Voraussetzungen, um gute Spieler auszubilden
„Der wichtigste Faktor in der Erziehung der Spieler besteht darin, dass Jugendspieler zum einen bodenständig sein müssen und zum anderen niemals den Willen verlieren dürfen, sich tagtäglich weiterzuentwickeln. Die Familien sind maßgeblich dafür verantwortlich, wie sich ihr Kind entwickelt. Der Umgang im Elternhaus muss positiv sein und alles muss darauf ausgerichtet sein, dass sich das Kind vollumfänglich weiterentwickeln kann.“
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Die Entdeckung von Arda Güler
„Ich begegnete Arda Güler das erste Mal im Rahmen eines U-14-Spiels in Ankara. Er hat mich dort 60 Minuten lang fasziniert. Seine Kontrolle über das Spielfeld, sein erster Ballkontakt, sein Spielverständnis, seine Spielzüge, sein Positionsverständnis, all dies hat mich erstaunt. Er hat bereits in jungen Jahren sehr viel Verantwortung übernommen und seine Mannschaft in jedem Spiel angeführt. Er hat Niederlagen nicht akzeptiert und hat ständig trainiert, um sich weiterzuentwickeln. Seine Willenskraft ist vorbildlich.“
Fenerbahce-Präsident Ali Koc
„Ich habe zu unserem Präsidenten Ali Koc damals gesagt, dass wenn Arda Güler nicht mit 17 Jahren einer der wichtigsten Spieler des Kaders wird, dass ich meine Funktion mit sofortiger Wirkung aufgeben werde. Ich habe ihm gesagt, dass er bereits in frühen Jahren seine Qualitäten unter Beweis stellen wird. Ich bin glücklich darüber, dass Ali Koc auf mich gehört hat und ihn zu Fenerbahce transferiert hat. Auch finde ich es richtig, wie er sich um Arda Güler kümmert und zulässt, dass er ins kalte Wasser geschmissen wird. Er handelt in diesem Aspekt vorbildlich.“
Weitere türkische Talente
„Ich lehne mich weit aus dem Fenster und behaupte, dass es viele weitere Spieler mit den Qualitäten von Arda Güler gibt, die aktuell unentdeckt sind. Ich finde in den Jugendakademien und den Nachwuchsleistungszentren wird nicht gut gearbeitet, sodass Spieler wie Arda Güler ein Zufallsprodukt bleiben. Wir können uns in dieser Hinsicht definitiv verbessern und uns einiges von europäischen Spitzenvereinen abschauen. Talentförderung sollte im Vordergrund stehen und unsere Konzepte müssen gut durchdacht sein. Ich denke, wir stehen alle in der Verantwortung. Wir verschwenden tagtäglich zahlreiche Talente, weil wir sie nicht gut fördern. Wir müssen uns alle selbst reflektieren und geeignete Maßnahmen finden, um unsere jungen Spieler bestmöglich zu fördern.“