Nach dem 2:1-Auswärtssieg von Trabzonspor bei Göztepe sprach Trainer Fatih Tekke von einem der schwierigsten Auftritte der gesamten Saison. Der Coach betonte, wie hart seine Mannschaft in Izmir arbeiten musste, um die Führung über die Zeit zu bringen, und hob hervor, dass man trotz Unterzahl und massivem Druck in der Schlussphase die Nerven behalten habe. Gerade mit Blick auf die Tabellensituation und das kommende Topspiel gegen Besiktas bezeichnete Tekke die drei Zähler als „sehr wertvoll“.
Tekke über Göztepe-Auswärtssieg: Kontrolle, Druckphasen und Rote Karte
Tekke ordnete die Partie als „eines der schwierigsten und härtesten Auswärtsspiele der Liga“ ein. Er stellte heraus, dass Trabzonspor vor allem im ersten Durchgang über weite Strecken die Kontrolle hatte und sich so positionierte, „dass wir den Druck des Gegners verhindern konnten“. Auch wenn die Mannschaft im Angriff nicht in allen Phasen produktiv gewesen sei, habe man seiner Meinung nach bei Standards, Freistößen und vielen Details Vorteile gegenüber dem Gegner gehabt. Über weite Strecken ließ Trabzonspor nur eine klare Torchance zu und hielt das Spiel ansonsten komplett unter eigener Kontrolle.
Kritisch sah Tekke dagegen eine Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit. Durch „einfache Fehler“ und ein hohes Tempo Göztepes habe man sich selbst unter Druck gesetzt und das eigene Spiel für eine Weile unterbrochen. In dieser Zeit kamen die Gastgeber vor allem über Flanken, lange Bälle und zweite Bälle gefährlich auf. Zur Roten Karte nach einem Foul von hinten vor dem Strafraum meinte der Trainer, es habe zwar wie eine klare Notbremse ausgesehen, die Frage, ob tatsächlich ein Foul vorgelegen habe, sei aber durchaus diskutabel. Über Schiedsrichter und einzelne Entscheidungen wollte er dennoch nicht ausführlich sprechen.
„Die drei Punkte sind sehr wertvoll“ – Lob für Reaktion und Willenskraft
Im Vordergrund stand für Tekke die Reife, mit der seine Mannschaft auf die äußeren Umstände reagierte. Die Spieler hätten die Atmosphäre und die Stimmung im Stadion insgesamt richtig gelesen und eine „sehr ernsthafte Antwort“ gegeben. Gerade in der Schlussphase, als Trabzonspor in Unterzahl geriet und sich immer tiefer an den eigenen Strafraum zurückziehen musste, habe das Team laut Tekke großen Charakter gezeigt. Er erklärte, man habe bewusst versucht, den Strafraum kompakt zu verteidigen und Paul Onuachu wegen der vielen langen Bälle weiter nach hinten gezogen.
„Trotz all dieser Nachteile haben wir in der Schlussphase des Spiels versucht, den Strafraum zu verteidigen“, sagte Tekke und betonte noch einmal: „Deshalb sind die drei Punkte sehr wertvoll.“ Der Kampfgeist der Spieler, ihre Reaktion auf die Härte der Partie und ihre Willenskraft auf dem Platz seien aus seiner Sicht „äußerst wertvoll“. Tekke bedankte sich ausdrücklich bei jedem einzelnen Profi und wünschte ihnen viel Erfolg für die kommenden Spiele. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: Onuachu ist nach seiner Gelbsperre im Topspiel gegen Besiktas ebenso nicht dabei wie Wagner Pina.
Klares Statement zu Moral, Respekt und Social Media
Abseits der Analyse des Spiels nutzte Tekke die Bühne, um grundsätzliche Themen im türkischen Fußball anzusprechen. Er erinnerte an eine umstrittene Szene aus den vergangenen Tagen, bei der nach Meinung vieler Beobachter das Vertrauen der Menschen erschüttert worden sei. Um in diesem Klima wieder Sicherheit herzustellen, müsse man seiner Ansicht nach zunächst darüber nachdenken, „wie man ein guter Mensch wird“. Solange es nicht gelinge, als Menschen besser zu werden, könnten Kommentare in den sozialen Medien die Realität nicht widerspiegeln.
Tekke unterstrich, dass in der Türkei gerade in den letzten ein bis zwei Jahren viele Fachleute versuchten, ihren Job richtigzumachen, aber nicht den nötigen Respekt erhielten. Das gelte für Trainer, Spieler und Präsidenten gleichermaßen. Wenn in einem Umfeld, in dem es an Vertrauen und Respekt mangele, der Sport zum Lebensmittelpunkt werde, wachse das Problem weiter. Wie schon früher formulierte er: Das eigentliche Problem sei nicht die Trennung zwischen guten und schlechten Spielern, sondern zwischen guten und schlechten Menschen. „Dass etwas legal ist, bedeutet nicht, dass es moralisch ist“, betonte Tekke und warnte davor, sich als Gesellschaft von den eigenen Wurzeln und vom Begriff „gut“ zu entfernen.
Als Lösungsweg sieht der Trainer vor allem Verantwortung bei den Entscheidungsträgern. Sie müssten die notwendigen Schritte gehen, um Moral, Fairness und Respekt wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Erst dann könne der türkische Fußball seiner Meinung nach nachhaltig Lösungen finden und den Graben zwischen Wahrnehmung, Social-Media-Debatten und Realität verkleinern.
Stimmen der Spieler: Serdar Saatci, Ozan Tufan und Muci
Nach dem Auswärtssieg meldeten sich auch die Profis von Trabzonspor zu Wort. Verteidiger Serdar Saatci dankte seinen Mitspielern „für ihre harte Arbeit“ und sprach von einem „unglaublichen Zugehörigkeitsgefühl“, das mit dem Tragen des bordeauxrot-blauen Trikots einhergehe. Jeder im Team wolle unbedingt Erfolg, die Schritte und Ziele seien klar definiert. Zu seiner Szene in der Schlussphase erklärte er, er habe den Ball in letzter Minute lediglich schnell geschossen, und bat die Fans von Göztepe, dies nicht als Geste gegen die Tribünen zu missverstehen.
Ozan Tufan hob vor allem den Kampfgeist der Mannschaft hervor. Das Spiel sei „hart umkämpft“ gewesen, man habe mehr als das Maximum gegeben und sei entsprechend glücklich über die drei Punkte. Selbst in Unterzahl habe das Team weiter bedingungslos gearbeitet. Tufan schilderte, wie Onuachu sich in die Defensive zurückfallen ließ, um zu helfen, und betonte, dass genau diese Bilder die Mannschaft zusätzlich angetrieben hätten. Er sprach von einem „Licht am Ende des Tunnels“ und einer spürbaren Integration von Mannschaft und Stadt. Zudem bedankte er sich bei Trainer Fatih Tekke dafür, dass dieser ihn zum Kapitän gemacht habe, und lobte zugleich die faire Aufnahme durch die Fans von Göztepe.
Muci blickt auf Besiktas und spricht über eigene Ziele
Matchwinner Ernest Muci, der maßgeblich am Auswärtserfolg beteiligt war, zeigte sich nach dem Spiel stolz auf die Leistung der Mannschaft. Er erinnerte daran, dass Trabzonspor möglicherweise die letzten Auswärtsspiele der Saison bestritten habe und diese drei Punkte enorm wichtig seien. Dieser Sieg spornt uns an, im nächsten Spiel noch hungriger zu sein“, erklärte der Offensivspieler und richtete den Blick damit bereits auf das Duell mit seinem Stammverein Besiktas., von dem der Albaner samt Kaufoption an Trabzonspor ausgeliehen wurde und jetzt nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten immer mehr zu seiner Form findet.
Für seine persönliche Entwicklung zog Muci ebenfalls ein positives Zwischenfazit. Für ihn laufe es derzeit gut, was ihn dazu motiviere, noch härter zu arbeiten und sich „noch größere Ziele“ zu setzen. Wichtig sei allerdings, dass Trabzonspor die aktuelle Leistung nicht nur punktuell abrufe, sondern auf konstant hohem Niveau bestätige. Genau daran wolle das Team in den kommenden Wochen arbeiten – auch ohne den gesperrten Onuachu und Pina, aber mit wachsendem Selbstvertrauen im Kampf um die Spitzenplätze der Trendyol Süper Lig.


