Der langjährige Süper Lig-Profi Mert Nobre ist seit nun einem Monat Cheftrainer von Genclerbirligi in der türkischen Hauptstadt Ankara. Nobre war zuvor als Co-Trainer bei Akhisarspor und Atakas Hatayspor (jeweils unter Mehmet Altiparmak) tätig. Der 39-jährige gebürtige Brasilianer mit türkischem Pass hatte seine aktive Karriere als Spieler im vergangenen Jahr bei Genclerbirligi beendet. Nun ist er also als Chefcoach an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Es ist Nobres erste Station als Cheftrainer. Beim Hauptstadtklub unterzeichnete er einen Zweijahresvertrag, wobei das zweite Jahr optional ist. Im Interview mit der türkischen Nachrichtenagentur „Anadolu Ajansi“ sprach der frühere Fenerbahce– und Besiktas-Spieler unter anderem über seine Zeit als Profi, Ex-Kollege Alex de Souza sowie über die Türkei und ihr Stürmerproblem. Nobre über…
… Ex-Kollege Alex de Souza:
„Fenerbahce ist ein Teil seiner Überlegungen. Vielleicht kommt ein Angebot. Alex hat den Trainerkurs bereits angefangen und seine Lizenz erhalten. Wann das passiert, weiß ich nicht. Nur er selbst kann diese Frage beantworten. Alex war ein ganz anderer Spieler. Er war ein unglaublich cleverer Akteur. In jedem Spiel bereitete er mindestens vier bis fünf klare Torchancen vor. Wenn wir jeden Spieler als normal ansehen, war Alex einfach mehr als nur das. Er war ein sehr sehr kluger Fußballspieler.“
… seinen Ex-Coach und die türkische Trainerlegende Mustafa Denizli:
„Am meisten machte es mir Spaß mit Mustafa Denizli zu arbeiten. Wir haben bei Besiktas zusammengearbeitet. Er ist ein unglaublich entspannter Trainer gewesen. Bei Fenerbahce war Daum hingegen sehr diszipliniert. Ich liebe aber Disziplin. 30 Leute zu führen und mit ihnen täglich zu trainieren erfordert nun einmal Disziplin. Wenn ich einen von ihnen auswählen muss, würde ich ganz klar Mustafa Denizli sagen. Die Arbeit mit ihm war unglaublich angenehm.“
… seine früheren Übungsleiter und die brasilianische Trainerlegende Vanderlei Luxemburgo:
„Ich habe mit ihm im Alter von 20 Jahren bei Cruzeiro gearbeitet. Er ist ein sehr guter Trainer und ein unglaubliches taktisches Genie. Natürlich nehme ich mir auch Pep Guardiola oder Jose Mourinho als Vorbild. Ich hoffe auch, dass ich in kurzer Zeit den gleichen Karriereweg einschlagen kann. Für uns Brasilianer ist Luxemburgo aber von großer Bedeutung. Guardiola und Mourinho haben ein System, aber Luxemburgo hat deren System vor zehn Jahren erfunden. Mir gefällt auch Marcelo Bielsa. Ich denke, er ist auch ein großartiger Lehrer.“
… die neue Trainergeneration:
„Ich habe während meiner Zeit als Fußballer auf eine Einladung der türkischen Nationalmannschaft gewartet, aber dies ist leider nicht geschehen. Werde ich vielleicht eines Tages Trainer der Nationalmannschaft? Alles kann passieren. Es ist ein sehr langer Weg. Natürlich bin ich momentan nicht bereit für die Nationalmannschaft, aber vielleicht fünf Jahre später. Mit Volkan Demirel, Sabri Sarioglu, Selcuk Inan und Egemen Korkmaz waren wir zusammen auf dem Trainerlehrgang in Antalya. Diese Generation ist meiner Meinung nach sehr gut. Ich hoffe, dass alle in kurzer Zeit erfolgreich sein werden. Wir haben dort 15 Tage gepaukt. Mit der neuen Generation kommt ein völlig anderes System. Es wird besser sein. Auch ich werde ein ganz anderes System, was in der Türkei nicht bekannt ist, spielen lassen. Es wird eine Überraschung.“
… das Stürmerproblem in der Türkei:
„Es gibt einen Stürmermangel in der Türkei. Mit der neuen Generation werden ein paar Stürmer kommen. Zum Beispiel haben wir Baran Basyigit (17) und Gökhan Altiparmak (19). Kubilay Kanatsizkus hat letztes Jahr in der zweiten Liga bei Bursaspor sehr gut gespielt. In kurzer Zeit werden im türkischen Fußball fünf bis sechs potenzielle Stürmer hervortreten. Jetzt gibt es aktuell nur Burak Yilmaz und Cenk Tosun. Das war es dann auch schon.“
… die Türkei:
„Die Türkei ist ein unglaubliches Land. Die Menschen sind hier gastfreundlich und warmherzig. Ich habe mich damals bei Fenerbahce sehr leicht anpassen können. Alle fragten mich: ‚Wie hast du dich so schnell angepasst?‘ Die Antwort ist leicht: Es ist wie in meinem Heimatland Brasilien. Ich bin seit ungefähr 16 Jahren in der Türkei. Außer Istanbul und Ankara war ich noch in Mersin, Kayseri, Erzurum und Hatay. Dieses Land hat viele neue Dinge in mein Leben gebracht. Ich war 22 Jahre alt, als ich ankam. Die Türkei ist deshalb unglaublich wichtig für mein Leben.“